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Performance von "Pussy Riot" in den USA
Feministisches Punk-Manifesto

Mit anarchistischer Energie erinnert die russische Polit-Punk-Gruppe "Pussy Riot" bei einer Performance in New York an ihre Geschichte des Widerstands. Ihre rebellische Bühnenshow kommt in den USA unter Donald Trump besonders gut an.

Von Andreas Robertz |
    Maks, Nastya, Maria Alyokhina und Kyril Kanstansinau (v.l.n.r.) der russichen Band Pussy Riot performen ihre Theaterproduktion "Revolution" am 12. März 2017 auf der Bühne des Fonda Theaters in Hollywood.
    Maks, Nastya, Maria Alyokhina und Kyril Kanstansinau (v.l.n.r.) der russichen Band Pussy Riot mit ihrer Theatererformance "Revolution" auf der Bühne des Fonda Theaters in Hollywood (am 12. März 2017). (Valerie Macon / AFP)
    Mascha ist ganz in Schwarz gekleidet, auf dem Kopf trägt sie eine rote Wollmaske - das Markenzeichen der "Pussy Riots". Sie, die eigentlich Maria Alyokhina heißt, ist eine der drei Aktivistinnen, die nach dem Punk-Gebet in einer Moskauer Kathedrale 2012 verhaftet wurden. An den Mikros neben ihr sind Schauspieler des Belarus Free Theater Kiryl Kanstantsinau, das asiatische-feministische Psycho-Punk-Duo AWOTT und Video Jockey und Schlagzeuger Vasily Bogatov. Im Eiltempo skandieren sie ihre Geschichte.
    Hauptfeind Wladimir Putin
    Die Performance erzählt die persönliche Geschichte von Mascha und "Pussy Riot", von den Anfängen der rebellischen Gruppe 2011, über ihre legendären Auftritte, ihre Verhaftung, dem Prozess und ihrem Aufenthalt in einem sibirischen Gefängnislager bis zur Entlassung 2013. Im Hintergrund laufen passende Videoclips mit englischen Untertiteln.
    Hauptfeind auf der Bühne des Theaters National Sawdust wie auch in Maschas Biografie ist der russische Präsident: Die Performer beschreiben, wie Wladimir Putin die Macht an sich reißt, wie er mit der orthodoxen Kirche und der russischen Mafia kollaboriert und die freie Presse nach und nach ausschaltet. Dazu tanzen, schreien und hüpfen sie - manchmal nur in Unterwäsche bekleidet -, setzen sich selbstgebastelte Masken auf und zünden sie später an. Immer wieder geben sie die zynischen Dialoge mit Polizisten und Richtern wieder.
    Mascha berichtet, wie sie ins Internierungslager nach Sibirien geschickt wird. Dabei schreitet sie mit schwarzem Schleier langsam durchs Publikum. Sie ist erstaunlich klein und wirkt sehr zerbrechlich. Im Lager gewinnt Mascha einen Prozess gegen einen Wärter, der ihr das Schlafen am Tag verboten hat – das erste Mal im hundertjährigen Bestehen des Gefängnisses, dass ein Insasse einen internen Prozess gewinnt. Es sind die kleinen Siege, die ihr Hoffnung verleihen.
    Am Ende kommt Mascha durch eine Amnestie frei, man sieht ein Auto durch den Schnee davonfahren - Mascha fragt das Publikum: "Bin ich wirklich frei?"
    Kraftvolle Antwort auf den Chauvinismus
    Es ist schwer der 90-minütigen Performance inhaltlich zu folgen, denn alles wird in Russisch gesprochen und oft kann man den Untertiteln auf der Leinwand gar nicht so schnell folgen, wie die Texte gesprochen werden. Interessant wird es, wenn die Performer auch Tipps zum politischen Widerstand geben, zum Beispiel: Nie zu Hause online zu gehen oder die Sim Karten der Handys täglich, manchmal stündlich zu löschen.
    Doch was die Performance letztlich zu etwas Besonderem macht, ist die aggressive Energie, die die Gruppe bis zum Schluss durchhält. Diese Kraft hat das New Yorker Publikum in den Bann gezogen. Der laute, anarchisch-feministische Auftritt ist für viele die richtige Antwort auf die zunehmende Frauenfeindlichkeit und den Chauvinismus in der Politik - auch in den USA.
    "Es ist so cool, dass sie jetzt hier sind und ihre ganze Geschichte erzählen können. Das ist moderner Punk, eine richtig gute Mischung. Ich hoffe, wir werden diese Art von Musik jetzt öfters in New York hören. Das tut so gut."
    Auch Trump kriegt sein Fett weg
    Ein anderes Mitglied von "Pussy Riot", Nadya Tolokonnikova, die ebenfalls ein Buch über den politischen Widerstand mit dem Titel: "Anleitung für eine Revolution" geschrieben hat, beschäftigt sich seit den Protesten der Black-Lives-Matter-Bewegung gegen Polizeigewalt in den USA intensiv mit den politischen Veränderungen in dem Land. Kurz vor der Wahl Donald Trumps hatte sie den Musikclip "Make America Great Again" ins Netz gestellt.
    Ein Pop-Song mit erschreckendem Ende: In dem Video wird sie von Polizisten mit Trump-Perücken festgenommen, geschlagen, gebrandmarkt und am Ende erschossen. Und als Trumps sexistischer Spruch "Grab them by the Pussy" öffentlich wurde, antworteten die Pussy-Riot-Aktivistinnen mit einem "Song Straight Outta Vagina".
    Nadya Tolokonnikova meint: Letztlich wollten Putin und Trump das gleiche: eine rechts-populistische, nationalistische Welt, in der es keine freie Presse mehr gibt und niemand ihre Geschäfte stört. In einem Interview der Radiomusiksender "Beats 1 New York City" hat sie es auf den Punkt gebracht:
    "Putin hat immer schon Typen wie Donald Trump unterstützt, Typen, die seiner Idee von starker Führung zustimmen. Ich würde sie starke Arschlöcher nennen."