"Wir haben leider sehr viel Papier bewegt- Sie sehen da vorn die Zahl – 1,3, 1,4 Millionen Papiere im Jahr, die stapelweise auf den Schreibtischen unserer Sachbearbeiter gelandet sind."
Viel Papier – das war die alte Welt in der Reisekostenabrechnung der Deutschen Bahn, ein wichtiger Grund, um eine Reisekosten-App für die Mitarbeiter zu entwickeln. Die stellt Oliver Hebold vom Personalservice der Deutschen Bahn Personalvorstand Martin Seiler bei dessen Antrittsbesuch vor. Diese App ist nur eine Erleichterung für die etwa 1.000 Mitarbeiter im Personalservice. Aber man versuche sich bei den digitalen Veränderungen immer eine Frage zu stellen, sagt Catrin Martin, die Projektleiterin des Transformationsprogramms:
"Was kann die Technik besser, und was kann der Mensch besser, und da wirklich gut zu gucken. Wir sind ja jetzt hier schon in der Epoche, wo wir sagen: Von vorn wird‘s digital eingegeben, also Maschine arbeitet mit Maschine, und das andere ist ja die Schnittstelle, wo die Maschine auch auf den Menschen zurückgreift."
19.000 neue Stellen sollen geschaffen werden
Martin Seiler zeigt sich sehr angetan von diesen Ideen des Personalservice-Teams in Frankfurt. Wie man den Wandel gestalte, wie man die Beschäftigten mitnehme, das sei sehr wichtig:
"Wichtig ist für mich, dass wir diese Themen anfassbar machen, dass wir genau darüber sprechen, warum findet das statt, und was sind dann auch Wege für jeden Einzelnen, teilhaben zu können oder durch Qualifizierung an anderen Stellen wieder eingesetzt werden zu können, und das praktizieren wir auch am Beispiel des Personalservice."
Denn natürlich gibt es große Ängste auch innerhalb der Belegschaft der Deutschen Bahn, dass ihre Stellen überflüssig werden könnten durch die Digitalisierung. Bei der Bahn ist noch das Gegenteil der Fall: 200.000 Menschen beschäftigt sie, davon hat sie allein in den letzten fünf Jahren etwa 60.000 neu eingestellt. Doch damit nicht genug: in diesem Jahr sollen allein 19.000 Stellen geschaffen werden, warum man die benötige, erklärt Seiler so:
"Wir sind von unserer Demografie so aufgestellt, dass uns in den nächsten Jahren sehr viele Mitarbeiter in Rente oder Ruhestand verlassen, das heißt, wir müssen uns auch Ersatz nachbesetzen. Zweitens wachsen wir weiter im Konzern, das heißt, es gibt zusätzliche neue Arbeitsplätze, und drittens haben wir ja auch neue Geschäftsfelder, die zusätzliches, auch neues Know-how erfordern, und dafür stellen wir auch Spezialisten entsprechend vom Markt ein."
Im Wettbewerb um Fachkräfte vorausschauend planen
Dass sie aber nur attraktiv für neue Mitarbeiter sein kann, wenn sie diesen auch flexiblere Arbeitsmöglichkeiten gibt, das hat die Deutsche Bahn Ende 2016 als erstes großes Unternehmen in einem Tarifvertrag festgeschrieben, indem die Mitarbeiter wählen können zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit. Dieser Tarifvertrag gilt noch bis 2020. Eine eigenständigere Gestaltung der Zeit, auch der Arbeitszeit, das sei wichtig, meint Seiler – unter bestimmten Bedingungen:
"Ich glaube, da geht es am Ende darum, auch eine Balance zu finden zwischen den Kundenanforderungen, die sich ja deutlich auch verändert haben, zwischen den Anforderungen der Mitarbeiter und den Interessen des Unternehmens. Und da gibt es neben der Frage der wöchentlichen Arbeitszeit viele, viele Gestaltungsmöglichkeiten. Wir haben beispielsweise innerhalb der Deutschen Bahn 250 dezentrale Arbeitszeitprojekte, wo derzeit rund 20.000 Mitarbeiter schon unmittelbar auf ihre Dienstplangestaltung Einfluss nehmen können. Und das ist wichtig für die Kolleginnen und Kollegen, dass sie auf die Dinge, die um sie herum in Leben stattfinden, mit dem gut vereinbaren können, wie die im Dienst auch stattfinden."
Im Wettbewerb um die Fachkräfte müssten die Unternehmen also viel vorausschauender planen als zuvor:
"Zum einen geht es natürlich darum, dass wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die da sind, entsprechend qualifizieren, und da haben wir auch einen entsprechenden Anspruch gemeinsam verabredet, dass das auch stattfindet. Dass muss vorausschauend passieren und dann auch im entsprechenden Wandel entlang gestaltet werden. Natürlich müssen wir auch Know-how von Externen hereinholen mit Einstellungen, aber auch mit Qualifizierung durch Erstausbildung oder auch entsprechende Studiengänge."