Nur noch bis Jahresende dürfen Hobbygärtner und Privatleute in Frankreich beim Kampf gegen Unkraut und Ungeziefer zur chemischen Keule greifen. Ab 1. Januar 2019 dann ist ihnen der Einsatz von Pestiziden verboten. Selbiges gilt für die Kommunen schon seit zwei Jahren: Für die Pflege von öffentlichen Grün- und Sportanlagen mussten sie auf umweltschonendere Methoden umsatteln.
Das Pestizid-Verbot geht zurück auf ein Gesetz der vorigen Regierung unter dem Sozialisten François Hollande. Und die aktuelle Regierung setzt diesen Kurs fort, sagt Françoise Weber, bei der staatlichen Agentur für Lebensmittelsicherheit, ANSES, zuständig für den Bereich reglementierte Produkte.
"Der französische Staatspräsident wünscht, dass Frankreich bis 2020 komplett den Glyphosat-Ausstieg schafft. Mit Ausnahme der Anwendungen, bei denen es wirklich keine Alternative zum Glyphosat gibt."
Bauern sollen unterstützt werden
Knapp 9000 Tonnen Glyphosat werden jährlich auf französischen Äckern ausgebracht. Für den Ausstieg braucht es also einen gewissen politischen Willen. Der Staat wolle die Bauern nicht allein lassen, sondern begleiten, versprach Christophe Castaner, damals noch Regierungssprecher, vor einem guten Jahr im Radio.
"Wir werden bis 2022 massiv investieren, knapp fünf Milliarden Euro, für die Modernisierung unserer landwirtschaftlichen Praktiken. Wir wollen den Bauern und den Forschern Mittel geben, um Glyphosat-Produkte ersetzen zu können."
Dennoch läuft der größte Bauernverband im Land, die FNSEA, Sturm, mit Schlagworten wie "Den Einsatz von Glyphosat reduzieren: Ja – ihn verbieten: Nein!" Im Februar, bei der internationalen Landwirtschaftsmesse in Paris, hatte die FNSEA einen Pakt vorgestellt, um den Pestizideinsatz in der konventionellen Landwirtschaft deutlich zu senken. Generell gegen ein Glyphosat-Verbot ist der zweitwichtigste Bauernverband, die Coordination rurale. Der gehört Philippe Motheron an:
"Eigentlich gäbe es derzeit im Land doch wichtigere Themen. Wir vom Verband haben selbst Tests durchgeführt. Die ergeben, dass unsere Agrarprodukte keine Glyphosat-Rückstände enthalten. Dass wir uns also keine Sorgen machen müssen und weiterhin Glyphosat einsetzen können."
Einsatz von Glyphosat wird teurer
Zwar wurde das Glyphosat-Verbot nicht, wie Umweltschützer in Frankreich gehofft hatten, im neuen Agrargesetz verankert. Dennoch zieht die Regierung die Schrauben an; sie machte den Einsatz teurer. Für das Ausbringen von potenziell umweltgefährdenden Stoffen wie Pestiziden in der Landwirtschaft müssen die Urheber Abgaben zahlen. Deren Höhe wurde im kürzlich verabschiedeten Finanzgesetz für 2019 deutlich angehoben: von maximal 5,70 Euro pro Kilo auf neun Euro. Zum Entsetzen vieler Bauern.
Derweil überprüft die staatliche Agentur für Lebensmittelsicherheit, welche Pestizide auf Glyphosat-Basis wirklich unersetzlich sind – nur die können in Frankreich noch eine Marktzulassung erhalten. Den entsprechenden Antrag müssen die Produzenten stellen. Deren Interesse am französischen Markt jedoch ist nun drastisch gesunken, stellt Françoise Weber von der ANSES fest.
"Bislang waren 190 glyphosathaltige Produkte in Frankreich zugelassen. Doch lediglich für 58 Produkte wurde ein Antrag auf Verlängerung oder Neuausstellung der Marktzulassung gestellt."
Soll heißen: Mindestens drei Viertel der in Frankreich lange Jahre genutzten Glyphosat-Produkte dürfen ab Mitte Juni 2019 nicht mehr ausgebracht werden.