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Peter Rüchel 
Rockpalast-Erfinder wird 80

Mit dem Rockpalast schrieb er TV-Geschichte: Peter Rüchel. Er brachte Rockmusik live auf den Bildschirm und organisierte neun Jahre lang die legendären Rocknächte in der Grugahalle und auf der Loreley. Heute wird der gebürtige Berliner 80 Jahre. Offiziell in Rente, lebt er nach wie vor im Rockpalast – einem Format mit einer ganz besonderen Philosophie.

Von Marcel Anders |
    Peter Rüchel, Moderator der Fernseh-Musiksendung "Rockpalast"
    Peter Rüchel organisierte jahrelang die Sendung "Rockpalast". (picture alliance / dpa / Uta Rademacher)
    "Es war immer Special Interest - ein Minderheiten-Programm. Das hätte man auch nicht um 20 Uhr 15 am Samstag platziert, aber man hatte diesen Platz, der auch Primetime war: Tagesschau, Wetterkarte, Wort zum Sonntag, Rockpalast – und das war dann 22 Uhr 30 in etwa. Da hatte man sich dann schon eingefunden zu den großen Partys, die man zu diesem Anlass zu Hause feierte, und dann ging es los. Und das Programm war zu Ende, wenn es zu Ende war. Das heißt, wenn der letzte Ton gespielt wurde.”
    Der Erfolg macht ihm zum gefragten Mann
    Ein simples Konzept, das es so noch nicht gibt – und mit dem Rüchel, Jugendprogrammleiter des WDR, offene Türen einrennt – bei experimentierfreudigen Vorgesetzten, aber auch Managements wie Bands. Die können mit einem einzigen Auftritt ein Millionenpublikum in Europa erreichen, ihrer Karriere einen gewaltigen Schub verpassen oder ihren Ruf aufpolieren. Darunter Legenden wie The Who, The Kinks oder die Grateful Dead – und Newcomer wie The Police, Bryan Adams oder Dexy´s Midnight Runners. Immer angekündigt mit demselben Satz: "German Television Proudly Presents."
    "Jeder kennt das! Und im Übrigen: Ich muss es gestehen, ich habe es erfunden. Ich weiß noch wo und wie. Nämlich wir saßen in meinem Appartement im Hotel Bredeney in der Vorbereitung der ersten Rockpalast-Nacht zusammen, und ich habe gesagt: Wir brauchen einen Wiedererkennungsspruch. Und ich schlage vor: 'German television proudly presents, live as our guests…' - und damit war das eingerahmt."
    Der Erfolg der Sendung macht Rüchel zum gefragten Mann in der Musikwelt, lässt ihn viel Zeit in London, New York und Los Angeles verbringen und ein freundschaftliches Verhältnis zu Little Steven, Pete Townshend oder Billy Gibbons von ZZ Top aufbauen. Doch im Herbst 1985 wird der Rockpalast abgesetzt - weil das Publikumsinteresse schwindet und sich die deutsche Fernsehlandschaft radikal verändert.
    "RTL und Sat.1 erschienen am Horizont Mitte ’85. Und da war ich dann zum ersten Mal konfrontiert mit meinem neuen Fernsehdirektor. Der fragte mich: "Herr Rüchel, wie war denn Ihre Quote?" Und ich habe gesagt: "100 Prozent." – "Ja, wie?!?" – "Na, alle, für die Rockmusik ein Lebensmittel ist, haben zugeguckt." Aber das war dann nicht mehr die gängige Münze und das öffentlich-rechtliche Fernsehen saß ein bisschen da wie das Kaninchen vor der Schlange."
    Eine Neuauflage kann er sich nicht vorstellen
    In den 90ern wird der Rockpalast wiederbelebt – erreicht aber nie das alte Renommee. 2003 geht Rüchel in Rente. Seitdem wohnt der Mann mit dem schulterlangen, schneeweißen Haar in Leverkusen, erachtet Musik nur noch als Hobby, liest regelmäßig aus seinen Memoiren und betreut die Sichtung des Rockpalast-Archivs für DVD-Veröffentlichungen. Eine Aufgabe, die dafür sorgt, dass ihn die Sendung, die sein Lebenswerk ist, nie wirklich loslässt. Nur: Ein weiteres Festival in der Grugahalle kann er sich nicht vorstellen – schon gar nicht unter seiner Leitung.
    "Ich lebe dazu zu wenig in dieser aktuellen Rockmusik-Welt. Ich bin einfach nicht genügend drin, um das wirklich beantworten zu können. Ich weiß auch nicht, wenn ich noch in Amt und Würden wäre, ob ich dann noch eine Rockpalast-Nacht in der alten Form in Angriff nehmen würde. Also manche Dinge haben einfach ihre Zeit gehabt, das muss man akzeptieren."