Am 16. August 1819 kam es auf einer Wiese in Manchester zu einem Vorfall, der in die Annalen der britischen Geschichte einging. Jetzt hat ihn auch der renommierte Regisseur Mike Leigh gewürdigt, in einem Film mit dem Titel "Peterloo".
Der Tag ist heiß und sonnig. Zwischen 60.000 und 100.000 Menschen marschieren in Richtung St. Peters Field. Männer, Frauen, Kinder. Sie kommen aus ganz Nordengland. Die Leute tragen Sonntagskleidung. Den Marsch haben sie wochenlang eingeprobt, denn er soll wohl geordnet verlaufen. Und friedlich. Niemand ist bewaffnet. Musikbands begleiten sie auf dem Weg. Die Menschen tanzen, singen, tragen Spruchbänder. Sie wollen Parlamentsreformen, einen eigenen Abgeordneten in Westminster und niedrigere Getreidezölle.
Der Tag ist heiß und sonnig. Zwischen 60.000 und 100.000 Menschen marschieren in Richtung St. Peters Field. Männer, Frauen, Kinder. Sie kommen aus ganz Nordengland. Die Leute tragen Sonntagskleidung. Den Marsch haben sie wochenlang eingeprobt, denn er soll wohl geordnet verlaufen. Und friedlich. Niemand ist bewaffnet. Musikbands begleiten sie auf dem Weg. Die Menschen tanzen, singen, tragen Spruchbänder. Sie wollen Parlamentsreformen, einen eigenen Abgeordneten in Westminster und niedrigere Getreidezölle.
Kundgebung endet mit einem Blutbad
Dann rückt die Kavallerie vor, zusammen mit Infanteristen und Polizisten. Freiwillige Soldaten – von lokalen Fabrikanten und Geschäftsleuten finanziert - ziehen ihre Säbel, attackieren die Menschenmenge. Wahllos. Brutal. Sie wollen die Hauptredner verhaften. Die Kundgebung endet mit einem Blutbad. Mindestens 15 Menschen werden getötet, bis zu 700 verletzt.
Britische Öffentlichkeit ist empört
Die britische Öffentlichkeit ist schockiert, die Presse entrüstet. In der "Times" wird das Gemetzel ausführlich geschildert. Der Manchester Observer – Vorläufer des heutigen Guardian - prägt den Begriff "Peterloo Massaker", eine ironische, eine bitterböse Wortschöpfung. Denn dieselben Soldaten, die in Manchester unbewaffnete Landsleute angriffen, waren nur wenige Jahre davor wegen ihres Einsatzes in der Schlacht bei Waterloo mit einer Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden. Aber warum hat die britische Regierung so hart durchgegriffen? Ruth Mather, britische Historikerin:
"Die Erinnerungen an die Französische Revolution hatten sich tief eingegraben. Die Behörden hatten Angst, dass es auch in Großbritannien zu einer Revolution kommen könnte. Verstärkt wurden diese Befürchtungen durch die riesige Menschenmenge, die in Manchester im Stil einer Militäreinheit aufmarschiert war."
"Die Erinnerungen an die Französische Revolution hatten sich tief eingegraben. Die Behörden hatten Angst, dass es auch in Großbritannien zu einer Revolution kommen könnte. Verstärkt wurden diese Befürchtungen durch die riesige Menschenmenge, die in Manchester im Stil einer Militäreinheit aufmarschiert war."
Brutale politische Repressionen
Der Krieg gegen Frankreich hatte 1815 mit einem britischen Sieg bei Waterloo geendet. Aber nach über zwei Jahrzehnten Krieg war Großbritannien wirtschaftlich ausgeblutet. 300.000 rückkehrende Soldaten suchten nach Arbeit. Und die britische Landwirtschaft war außerstande, die Bevölkerung zu ernähren. Nur zwei Prozent der britischen Bevölkerung besaßen das Wahlrecht. Manchester hatte keinen einzigen Abgeordneten im Parlament. Die Forderungen nach mehr Demokratie führten zu brutalen politischen Repressalien.
"Das Parlament verabschiedete sechs Gesetze, um die Rechte der Bevölkerung und der Presse zu beschneiden. 'Inoffizielle' Versammlungen von mehr als 50 Personen wurden verboten. Die Definitionen von Aufruhr und Hochverrat ausgeweitet, Zeitungen dafür bestraft, regierungskritische Artikel zu veröffentlichen.
Dennoch setzten sich prominente Figuren der Öffentlichkeit über die Auflagen hinweg. Der angesehene Dichter Percy Bysshe Shelley verfasste ein Gedicht mit dem Titel "Die Maske der Anarchie", in dem er die Reformer zum Widerstand auffordert mit dem berühmten Refrain 'You are many, they are few' - 'Ihr seid viele, sie sind wenige'."
Politische Karikaturen und Schmähgedichte florierten
Paradoxerweise führte gerade der Versuch, Kritikern einen Maulkorb zu verpassen, zu neuen Wegen, um die Regierung und ihre konservativen Anhänger anzugreifen und demokratische Botschaften zu verbreiten.
Politische Karikaturen und Schmähgedichte florierten und waren selbst auf Kochtopfen und Taschentüchern abgedruckt. Bald wurde klar: längerfristig ließen sich demokratische Reformen nicht aufhalten. 1832 wurde das Wahlrecht ausgeweitet. Der Großraum Manchester war nun mit drei Abgeordneten im Parlament vertreten.
Inzwischen gilt das "Peterloo Massaker" als Meilenstein in der Geschichte der britischen Protestbewegung. Und dürfe niemals vergessen werden, sagt Estelle Smith. Sie ist eigens aus Manchester angereist, um an einer Sonderveranstaltung zum 200. Jahrestag im Parlamentsgebäude von Westminster teilzunehmen.
Inzwischen gilt das "Peterloo Massaker" als Meilenstein in der Geschichte der britischen Protestbewegung. Und dürfe niemals vergessen werden, sagt Estelle Smith. Sie ist eigens aus Manchester angereist, um an einer Sonderveranstaltung zum 200. Jahrestag im Parlamentsgebäude von Westminster teilzunehmen.
"Die Botschaft von Peterloo ist und bleibt relevant. Denn gerade in der heutigen Zeit brauchen wir Proteste, wir brauchen Petitionen, wir brauchen eine Stimme."