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Petersberger Klimadialog
"Ich versuche, auch Zweifler noch zu überzeugen"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zum Abschluss des Petersberger Klimagipfels die Weltgemeinschaft aufgefordert, im Kampf gegen den Klimawandel nicht nachzulassen. Mit Zweiflern wolle man weiter das Gespräch suchen. Ein Sorgenkind bleiben die USA.

Von Barbara Schmidt-Mattern |
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht am 23.05.2017 in Berlin bei der Eröffnung des 8. Petersberger Klimadialog des Umweltministeriums zu den Teilnehmern.
    Am Beispiel des Inselstaates Fischdi könne man sehen, welche Risiken der Klimawandel mit sich bringe, sagte Angela Merkel beim Petersberger Klimadialog in Berlin. (dpa/picture alliance/ Kay Nietfeld)
    Der Terror im Ausland, die Debatte um innere Sicherheit hierzulande – in dieser angespannten Nachrichtenlage tut die internationale Gemeinschaft der Klimaschützer sich schwer, gehört zu werden. Dabei sind die Folgen der Erdüberhitzung weltumspannend:
    "Und deshalb heiße ich alle Gäste von der anderen Seite unseres Globus besonders willkommen – und ich begrüße Sie mit einem herzlichen 'Bula'. Das heißt 'Willkommen' auf Fidschi, wie ich gelernt habe."
    Die Gäste aus Fischdi, die Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede so überschwänglich begrüßt, sind Ehrengäste bei diesem achten Petersberger Klimadialog. Denn der Inselstaat richtet die nächste UN-Klimakonferenz im kommenden Herbst aus, und zwar in Bonn, organisatorisch unterstützt von Deutschland.
    Fidschi hingegen ist für Angela Merkel ein gutes Beispiel für die drohenden Gefahren der globalen Erderwärmung:
    "Der Klimawandel bedroht einen Staat viel unmittelbarer, wenn er aus über 300 Inseln besteht und im tropischen Klima des Südpazifiks liegt. Deutschland hingegen liegt inmitten Europas in einer gemäßigten Klimazone. Als hoch entwickeltes Industrieland sind wir für einen relativ hohen CO2-Ausstoß mitverantwortlich."
    Und deshalb sieht die Kanzlerin vor allem Deutschland in der Pflicht. Die Bundesregierung wirbt für eine zügige Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. Im Kern sieht es vor, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Diese Mammutaufgabe wird das Hauptthema im Herbst in Bonn sein.
    Oppostion wirft Bundesregierung Untätigkeit vor
    Doch den Kritikern reicht das nicht: Die Grünen-Opposition im Bundestag und die Umweltverbände werfen der Bundesregierung Untätigkeit vor. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks räumt immerhin ein:
    "Wir wissen ja, dass die bisherigen Klimaschutzbeiträge noch nicht ausreichen, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, geschweige denn die angestrebten 1,5 Grad."
    Sorgenkind USA
    Unter anderem wegen fehlender Investitionen. Das Hauptsorgenkind sind jedoch die USA: Mehrfach hat Präsident Trump im Wahlkampf mit einem Ausstieg aus dem Klimaschutzabkommen gedroht. Solange Washington sich nicht erklärt, liegt ein dunkler Schatten über allen Absprachen. Fidschis Premierminister verglich die USA heute gar mit einem Elefanten, der viel Unsicherheit auslöse – ein Bild, das die Kanzlerin sogleich aufgriff:
    "Sie sprachen von dem 'Elefant im Raum'. Da kümmern wir uns auch drum, das muss man aber in gegenseitigen Gesprächen machen. Das hat jetzt keinen Sinn."
    Spätestens bis zum G-20-Gipfel im Juli in Hamburg hofft die Bundesregierung nun auf eine Positionierung der USA – solange ihr Verbleib im Pariser Abkommen nicht geklärt ist, verharren die anderen Vertragspartner in Warteposition. Dazu ein vielsagender Schlenker von Angela Merkel im Schlusssatz:
    "Ich versuche also, auch Zweifler noch zu überzeugen. Da bleibt immer wieder Arbeit, aber erst einmal danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit."
    Das Verhalten der Amerikaner lenkt indes davon ab, dass auch Deutschland seinen Klimaschutz-Zielen hinterher hängt. Beim Ausbau der Elektromobilität wie auch bei der Begrenzung der CO2-Emissionen zeichnet sich ab, dass die Bundesregierung ihre selbst gesteckten Ziele verfehlen wird. Das Thema Kohle-Ausstieg wird deshalb ein wichtiges Thema werden für die Zeit nach der Bundestagswahl.