Als wohl bekanntester Kabarettist seine Landes redet Freek de Jonge seit fast 50 Jahren Klartext, und das auch abseits der Bühne. Schon 1978 protestierte er mit der Parole „Blut am Pfosten“ gegen die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Argentinien - damals eine Militärdiktatur unter Junta-Chef Jorge Videla. Nun übergab der 77-Jährige Marianne van Leeuwen vom Königlich Niederländischen Fußballbund KNVB eine Petition gegen die Austragung der Winter-WM in Katar.
"Die Art und Weise, wie die Stadien zustande gekommen sind und wie Menschen, vor allem Frauen, in Katar behandelt werden, das gibt mir ein Gefühl des Unbehagens. Und es gibt noch mehr, die das so empfinden. Also dachten wir, lass‘ es uns gemeinsam probieren, das zu lösen."
Rund 20.000 Niederländer haben die Petition unterzeichnet
Initiiert haben den Protest Freek de Jonge, eine Fußballzeitschrift und das Komitée „Cancel Qatar 2022“. Rund 20.000 Niederländer haben die Petition unterzeichnet. Sie prangern die Menschenrechtsverletzungen und die ihrer Ansicht nach katastrophalen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen des Emirats an. Noch, so der Aktivist Jurryt van de Vooren, sei es nicht zu spät, die WM zu verlegen.
"Diese Fußball-WM, die im Winter in Katar stattfindet, ist jetzt schon missglückt, denn wir wissen, dass auf den Baustellen rund um dieses Turnier 6.500 Arbeiter ums Leben gekommen sind. Und wir finden, dass man auf einem Massengrab nicht Fußball spielen sollte. Deshalb sagen wir: verlegt diese WM in ein anderes Land."
Fußballbund KNVB: Verständnis für die Kritik der WM-Gegner
Marianne van Leeuwen zeigt durchaus Verständnis für die Kritik der WM-Gegner. Auch der Verband wolle, dass sich in Katar einiges zum Besseren wendet, sagt die Direktorin für den Profibereich, ein Boykott oder eine Verlegung des Turniers sei aber nicht der richtige Weg, so van Leeuwen. Es gehe darum, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und damit Positives zu bewirken.
"Wir werden mit der Teilnahme an diesem Turnier nur zufrieden sein, wenn wir nicht nur vielleicht Weltmeister werden, sondern wenn wir stolz auf unseren langfristigen Einfluss sein können mit Blick auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Verbesserung der Position von Frauen. Wir müssen stolz darauf sein können, dass wir als Fußballer eine solche Wirkung hinterlassen haben."
Scharfe Kritik von Louis van Gaal
Mit Louis van Gaal haben die Kritiker des Turniers seit kurzem einen prominenten Mitstreiter an ihrer Seite. Der Bondscoach bezeichnete es als lächerlich, dass die WM in Katar stattfindet, angeblich um da den Fußball weiter zu entwickeln. Bullshit sei das. Es gehe schlichtweg um Geld, so der Trainer, und um die kommerziellen Interessen der FIFA.