Vor einem altertümlichen Gebäude, einen Steinwurf vom Schulsekretariat entfernt gelegen, wartet eine Gruppe Teenager. Teilnehmer des Schnupperkurses, die fröhlich den Schuldirektor grüßen. Stéphane Amiot fragt, was sie seit ihrer Ankunft vor zweieinhalb Tagen hier erlebt haben. Die Antwort erschallt so vielstimmig, dass nur Fetzen zu verstehen sind: Viel geritten seien sie, einer gibt zu, vom Roboterpferd gefallen zu sein, nein, Muskelkater habe niemand. Alle lachen.
Dieser Beitrag gehört zur fünfteiligen Reportagereihe "Pferderennsport in Frankreich - Tradition vor Hindernissen".
"Seid ihr weiterhin motiviert, hier eine Ausbildung zu machen?", will der Rektor wissen. "Unbedingt", versichert eine 16-Jährige – die Schule entspreche voll ihren Erwartungen.
"Für eine Jockey-Karriere gibt es kein Standardmaß"
Brav folgen alle ihrem Betreuer in den ersten Stock. Dort muss jeder, einer nach dem anderen, auf die Waage. Alice wiegt 48,9 Kilo und misst 1,57 Meter, wie Yannick Guigonnex sorgfältig notiert.
"Für eine Jockey-Karriere gibt es kein Standard-Maß. Aber die Jugendlichen stecken ja noch in der Entwicklung, sie werden schlanker, muskulöser oder im Gegenteil dicker. Jetzt reden wir erst einmal davon, dass sie Trainingsreiter werden."
Joël-Philippe, schmal, dunkelhäutig, Streichholz kurze Haare, strahlt über das ganze Gesicht. Er stammt aus Nantes, viereinhalb Autostunden entfernt, seine Reitlehrerin hat ihm die Schule in Gouvieux empfohlen:
"Ich träume natürlich davon, Jockey zu werden und viele Rennen zu gewinnen. Was mich reizt, ist die Geschwindigkeit, der Adrenalin-Rausch, das Risiko. Na ja, der Job hat es in sich. Das muss man sich erst mal trauen, loszupreschen auf einem Pferd, dass zehnmal mehr wiegt als man selbst."
"Für eine Jockey-Karriere gibt es kein Standard-Maß. Aber die Jugendlichen stecken ja noch in der Entwicklung, sie werden schlanker, muskulöser oder im Gegenteil dicker. Jetzt reden wir erst einmal davon, dass sie Trainingsreiter werden."
Joël-Philippe, schmal, dunkelhäutig, Streichholz kurze Haare, strahlt über das ganze Gesicht. Er stammt aus Nantes, viereinhalb Autostunden entfernt, seine Reitlehrerin hat ihm die Schule in Gouvieux empfohlen:
"Ich träume natürlich davon, Jockey zu werden und viele Rennen zu gewinnen. Was mich reizt, ist die Geschwindigkeit, der Adrenalin-Rausch, das Risiko. Na ja, der Job hat es in sich. Das muss man sich erst mal trauen, loszupreschen auf einem Pferd, dass zehnmal mehr wiegt als man selbst."
Die Stallarbeit beginnt um sechs Uhr morgens
Joël-Philippe ist einer von zwei Jungen beim Schnupperkurs. Die restlichen sechs Teilnehmer sind Mädchen. Die 18-jährige Morgane nickt zufrieden:
"Früher waren in der Pferderennbranche fast nur Männer zu finden. Doch das Bewusstsein wandelt sich. Heute können wir Mädchen zeigen, dass wir genau so gut sind wie Jungs."
Auch unter den Jugendlichen, die gerade beim Mittagessen in der Schulkantine sitzen, sind die Mädchen in der Überzahl. Laureen und Carla sind im zweiten Jahr der dualen Ausbildung. Diese Woche arbeiten sie wieder in benachbarten Reitställen.
"Da müssen wir jeden Morgen um kurz vor fünf aufstehen. Weil der Pendelbus zu den Reitställen um halb sechs abfährt. Die Stallarbeit beginnt dann meistens gegen sechs Uhr. Und dann geht es bis mittags durch. Am späten Nachmittag treten wir erneut an, bis abends um sieben."
"Wenn irgendwo ein Rennen stattfindet, kommen wir mit den Pferden meistens erst nachts zurück. Am nächsten Tag geht es dann wie gewohnt früh los. Und ich muss oft auch samstagsmorgens ran, für das Galopptraining in den Rennställen."
"Früher waren in der Pferderennbranche fast nur Männer zu finden. Doch das Bewusstsein wandelt sich. Heute können wir Mädchen zeigen, dass wir genau so gut sind wie Jungs."
Auch unter den Jugendlichen, die gerade beim Mittagessen in der Schulkantine sitzen, sind die Mädchen in der Überzahl. Laureen und Carla sind im zweiten Jahr der dualen Ausbildung. Diese Woche arbeiten sie wieder in benachbarten Reitställen.
"Da müssen wir jeden Morgen um kurz vor fünf aufstehen. Weil der Pendelbus zu den Reitställen um halb sechs abfährt. Die Stallarbeit beginnt dann meistens gegen sechs Uhr. Und dann geht es bis mittags durch. Am späten Nachmittag treten wir erneut an, bis abends um sieben."
"Wenn irgendwo ein Rennen stattfindet, kommen wir mit den Pferden meistens erst nachts zurück. Am nächsten Tag geht es dann wie gewohnt früh los. Und ich muss oft auch samstagsmorgens ran, für das Galopptraining in den Rennställen."
Die Schnupperkurs-Teilnehmer halten sich tapfer
Von diesem Azubi-Alltag ahnt die zweite Schnupperkurs-Gruppe nichts. Im Stall-Hof hat jeder Teenager sein Pferd aufgezäumt und gesattelt, Norbert Jeanpierre zieht hier einen Gurt nach, lockert da das Zaumzeug und hilft allen in den Sattel. Der Blick des Ausbilders schweift über die Schar, seine Lippen kräuseln sich zu einem Lächeln:
"Die Gruppe ist gut. Einige haben vorher kaum auf einem Pferd gesessen, halten sich aber tapfer."
Aufmerksam überwacht der kleine drahtige Mann den Aufbruch der Gruppe, vom Hof geht es hügelabwärts durch ein Waldstück. Zu Fuß eilt er mit, erteilt unablässig Ratschläge, seinem scharfen Blick entgeht nichts. Norbert Jeanpierre ist vom Fach:
"Mein Vater war Koch, meine Mutter Hausfrau, weil wir sieben Kinder waren. Mein Vater liebte Pferderennen, er wettete gerne. Am Wochenende, wenn in Chantilly Pferderennen liefen, nahm er uns alle dahin mit. Das ist wohl der Ursprung meiner Pferdeliebe. Mit 13 Jahren habe ich dann meine Ausbildung hier in der Schule begonnen, in der ich heute selbst unterrichte. Damals hatte ich erstmals wirklich mit Pferden zu tun. Und im Anschluss hatte ich das Glück, dass mir viele Trainer vertraut haben. Das hat mir eine tolle Karriere ermöglicht."
"Die Gruppe ist gut. Einige haben vorher kaum auf einem Pferd gesessen, halten sich aber tapfer."
Aufmerksam überwacht der kleine drahtige Mann den Aufbruch der Gruppe, vom Hof geht es hügelabwärts durch ein Waldstück. Zu Fuß eilt er mit, erteilt unablässig Ratschläge, seinem scharfen Blick entgeht nichts. Norbert Jeanpierre ist vom Fach:
"Mein Vater war Koch, meine Mutter Hausfrau, weil wir sieben Kinder waren. Mein Vater liebte Pferderennen, er wettete gerne. Am Wochenende, wenn in Chantilly Pferderennen liefen, nahm er uns alle dahin mit. Das ist wohl der Ursprung meiner Pferdeliebe. Mit 13 Jahren habe ich dann meine Ausbildung hier in der Schule begonnen, in der ich heute selbst unterrichte. Damals hatte ich erstmals wirklich mit Pferden zu tun. Und im Anschluss hatte ich das Glück, dass mir viele Trainer vertraut haben. Das hat mir eine tolle Karriere ermöglicht."
Goldene Jockey-Zeiten
Norbert Jeanpierre war Jockey im In- und Ausland: Er hat in Deutschland gearbeitet, in Polen, Italien, England, den Vereinigten Staaten, auf Mauritius. Sowie in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein und in Katar. Goldene Zeiten waren das, sagt Jeanpierre, damals seien Rennen weit weniger ein Business gewesen als heute. In seiner Stimme schwingt Bedauern mit. Doch gleich hellt sich sein Gesicht wieder auf, die Schar der Jungreiter trabt heran. Bei den Schulpferden handelt es sich um Vollblüter, die vorher Rennen gelaufen sind.
"Die Pferde sind fabelhaft. Als sie noch für Rennen trainierten, waren sie äußerst angespannt. Hier mit den Kindern geben sie sich lammfromm und ermöglichen den jungen Reitern, Fortschritte zu machen. Eigentlich sind sie die Lehrer!"
"Die Pferde sind fabelhaft. Als sie noch für Rennen trainierten, waren sie äußerst angespannt. Hier mit den Kindern geben sie sich lammfromm und ermöglichen den jungen Reitern, Fortschritte zu machen. Eigentlich sind sie die Lehrer!"