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Pflanzen als Invasoren

Pflanzen als "Invasoren"? Immer mehr Exoten besiedeln die heimische Landschaft. Sie heißen Riesenbärenklau, indisches Springkraut, Felsenbirne, verschiedenblättriges Tausendblatt oder Geißkraut. Sie kommen aus Afrika, Australien, Kanada, Asien, Nordamerika oder Neuseeland. Nur selten überwinden Pflanzensamen kontinentale Entfernungen ohne fremde Hilfe. Der Wind oder die Meeresströmung reicht ihnen nicht als Beförderungsmittel. Sie bevorzugen tierische Transporter. Vögel tragen sie meilenweit über Ozeane zu fernen Kontinenten. Haltbarer Samen auf Treibholz oder an Vogelfüßen – das sind uralte natürliche Ausbreitungswege von Pflanzen. Heutzutage nutzen pflanzliche Invasoren modernere Transportmittel. Sie kommen als Dreck unter Wanderschuhen, als Kletten in der Urlaubskleidung, Samenkapseln in Schafsfellen oder mit einer Ladung Tropenholz an Flughäfen und Bahnhöfen an. In den letzten zweihundert Jahren reist der Mensch immer schneller von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent - unbemerkt begleiten ihn exotische Pflanzen. Aber welche Chancen haben die exotischen Einwanderer, um sich hierzulande anzusiedeln, welche Gefahr stellen sie für die heimische Pflanzenwelt dar. Naturschützer warnen vor den pflanzlichen Invasoren und verbreiten ihre Warnungen über Gartenzeitschriften und das Internet. Die Gefahr exotischer Einwanderer, so halten Botaniker dagegen, wird häufig überschätzt. Ein Verdrängungswettbewerb findet nur selten statt. Lediglich zwei von tausend eingeführten Arten sind wirklich problematisch. Viele fremde Arten haben sogar Jahrzehnte oder Jahrhunderte in botanischen Gärten gelebt, ohne jemals heimische Standorte zu erobern. Ihre Chance kam erst, als eine plötzliche Umweltveränderung ihnen eine Nische in der neuen Heimat schuf. Wann solche Veränderungen auftreten und wie sie sich auswirken, das kann bislang kein Wissenschaftler vorhersagen. Aber die meisten dieser Exoten haben kaum eine Chance, hier jemals richtig heimisch zu werden. Der Riesenbärenklau hat jedoch einige Eigenschaften, die einen Erfolg hierzulande beinahe garantieren. Er produziert zum Beispiel eine Unmenge von Samen. Sobald sie auf offenen Boden treffen, fangen sie an zu keimen. Auch zu früheren Zeiten fanden Pflanzensamen mit Unterstützung des Menschen den Weg in fremde Länder.

Kristin Raabe |