Ausgerechnet im 500. Jubiläumsjahr des Reinheitsgebots spuckt das Umweltinstitut München sozusagen in den Braukessel. Die 14 meistgetrunkenen Biere Deutschlands hat das Institut auf Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat testen lassen. Das Ergebnis, so Biologin Sophia Guttenberger:
"Wir haben herausgefunden, dass alle getesteten Biere Glyphosat enthalten."
Die gemessene Konzentration des Unkrautvernichters in Bier reicht bis zu knapp 30 Mikrogramm pro Liter, dem 300-fachen des Grenzwerts für Trinkwasser in Deutschland. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern sind erheblich: Am meisten Glyphosat fanden die Forscher in Bier der Marken Hasseröder, Jever und Warsteiner, am wenigsten in Augustiner, Franziskaner und Becks. All das ist legal, gibt Sophia Guttenberger vom Umweltinstitut München zu:
"Für Bier selbst gibt es keinen Grenzwert, sondern nur für die einzelnen Zutaten."
Umweltinstitut fordert, dass Glyphosat in Bier vermieden wird
Der Glyphosat-Grenzwert für die Braugerste liegt überdies um ein Vielfaches höher als die jetzt im Bier gemessenen Konzentrationen. Trotzdem vertritt das Umweltinstitut die Auffassung, dass ein Unkrautvernichter gar nichts in Bier verloren hat.
"Wir fordern von den Brauereien, dass sie ihre Zutraten und Zulieferer genau prüfen, um herauszufinden, warum Glyphosat ins Bier gelangen konnte. Und sich darum zu kümmern, dass sich Glyphosat und andere Pestizide nicht mehr im Bier finden lassen."
Glyphosat ist das meist verwendete Pflanzenschutzmittel – über die Frage, ob und wie sehr es die Gesundheit gefährdet, tobt ein Expertenstreit: Die Weltgesundheitsorganisation WHO, hat es als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Die EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) hingegen hält es für "wahrscheinlich nicht krebserregend". So wie auch das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR. Roland Solecki vom BfR sieht allerdings auch noch Forschungsbedarf:
"Wir haben das auch beim Glyphosat gesehen: Die Beistoffe können zur Toxizität beitragen. Und deshalb haben wir ein Forschungsprogramm, wo wir mit Human-Zelllinien schauen, wie die Kombinationen miteinander umgehen."
Glyphosat ist anscheinend schon sehr weit verbreitet
Christoph Then, früher bei Greenpeace, heute Mitarbeiter der Organisation Testbiotech, bewertet die Studie als ein weiteres Zeichen dafür, wie weit verbreitet Glyphosat inzwischen in der Umwelt ist:
"Man findet es in den meisten Produkten, die man untersucht aus der konventionellen Landwirtschaft, weil das dort irgendwo im Produktionsprozess eingesetzt wurde. In der Umwelt gibt es etliche Untersuchungen, die zeigen, es ist auch in Deutschland überall zu finden. Es ist in der Bodenkrume, im Acker, es ist in den Oberflächengewässern. Und es ist teilweise auch im Regenwasser. Es ist also Teil des Wasserkreislaufs geworden."
Demnächst will die EU will darüber entscheiden, ob die Zulassung von Glyphosat als Herbizid verlängert werden soll.