Frühling in den österreichischen Alpen. Auf den Gipfeln sprießen die ersten Knospen verschiedenster Pflanzen. Herauszufinden, wie viele es genau sind, ist die Aufgabe von Harald Pauli, Biologe und Gebirgsforscher an der Uni Wien.
"Wir werden immer wieder von Bergwanderern bewundert, was für tolle Arbeit wir haben. Da trügt der Schein natürlich, weil das ist jetzt kein fröhliches Bergwandern, sozusagen, sondern eine relativ anstrengende Arbeit. Weil man sich ja letztlich stundenlang wenig bewegt und dadurch kommen auch eben die Witterungseinflüsse sehr unangenehm zum Tragen. Also es ist fast nie angenehm bei dieser Arbeit: Entweder ist es stürmisch oder es kommt der Regen, es droht ein Gewitter..."
Oder Schnee mitten im Sommer. Trotz oftmals widriger Witterungsbedingungen müssen Harald Pauli und seine Kollegen hoch konzentriert vorgehen. Sie haben in den Bergen standardisierte Flächen abgesteckt. Dazu wurden die obersten zehn Höhenmeter einer Gipfelzone bestimmt, und diese Fläche wieder in acht Sektoren unterteilt.
"...und in jedem einzelnen Sektor wird der gesamte Artenbestand erhoben."
Die Wissenschaftler machten schon 2001 eine Bestandsaufnahme der Gipfelflora, um die Inventur sieben Jahre später zu wiederholen. Dasselbe Prozedere fand in nahezu allen europäischen Gebirgen statt. In Wien laufen die Fäden dieser großflächig angelegten Studie zusammen.
"Das beginnt im Norden, im nördlichen Ural Russlands, in den Bergen Skandinaviens, und dann eben Zentraleuropa, Kapaten, Pyrenäen, bis nach Osten zum Kaukasus. Und dann letztendlich auch noch die Gebirge um das Mittelmeer, also auf den Inseln wie Korsika und Kreta oder im Apennin oder im Süden Spaniens – die Sierra Nevada."
Insgesamt 66 Berggipfel wurden im Rahmen der "GLORIA" benannten Studie untersucht. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Während im Norden die Arten in den Gipfelregionen zunehmen, werden es im Süden immer weniger. Artenzuwachs in Gipfelregionen, so Harald Pauli, ist an sich nichts außergewöhnliches, sondern eine logische Konsequenz steigender Temperaturen. Bei dem Zuwachs in Nord- und Zentraleuropa handelt es sich nicht um völlig neue Arten, sondern um solche aus unteren Bergregionen. Die Erwärmung macht es möglich, dass ihre Samen auch in höheren Gefilden keimen und überleben können. So wandert auch die Baumgrenze nach oben – nicht ohne Konsequenzen für die ursprünglichen Bewohner.
"Wenn dort die Standorte baumfähig sind, werden die dann auch über kurz oder lang dort siedeln und dann haben wir dort praktisch eine massive Beschattung und zu wenig Licht, dass die kleinen Alpenpflanzen – die brauchen viel Licht, um überhaupt wachsen zu können – würden damit natürlich verschwinden."
Erste kleinere Baumgewächse wie Lärchen können Pauli und seine nordeuropäischen Kollaborationspartner schon auf dem Weg nach oben beobachten. Anders verhält es sich im Mittelmeerraum.
"Alle Berge im Süden Europas zeigten einen Rückgang der Artenzahl oder zumindest eine Stagnation – und das ist eben relativ alarmierend."
Harald Pauli vermutet, dass die von Jahr zu Jahr zunehmende Trockenheit dafür verantwortlich ist. Zudem schmilzt der Schnee auf den Gipfeln früher und schneller – dadurch verlieren die Pflanzen eine für sie essenzielle Wasserquelle. Durchschnittlich sind es nicht viele Arten, die fehlen: 1,4. Doch sieben Jahre ist ein sehr kurzer Zeitraum in der Pflanzenentwicklung. Hochgerechnet ergibt das eine erschreckende Prognose für die Zukunft. 2015 wird sich zeigen, ob dieser Trend so weitergeht. Dann folgt die nächste Zählung, wieder sieben Jahre nach der letzten. Bis dahin kümmert sich Harald Pauli um ähnliche Projekte in den Gebirgen Amerikas und Afrikas. Eine globale Bergpflanzen-Inventur.
"Wir werden immer wieder von Bergwanderern bewundert, was für tolle Arbeit wir haben. Da trügt der Schein natürlich, weil das ist jetzt kein fröhliches Bergwandern, sozusagen, sondern eine relativ anstrengende Arbeit. Weil man sich ja letztlich stundenlang wenig bewegt und dadurch kommen auch eben die Witterungseinflüsse sehr unangenehm zum Tragen. Also es ist fast nie angenehm bei dieser Arbeit: Entweder ist es stürmisch oder es kommt der Regen, es droht ein Gewitter..."
Oder Schnee mitten im Sommer. Trotz oftmals widriger Witterungsbedingungen müssen Harald Pauli und seine Kollegen hoch konzentriert vorgehen. Sie haben in den Bergen standardisierte Flächen abgesteckt. Dazu wurden die obersten zehn Höhenmeter einer Gipfelzone bestimmt, und diese Fläche wieder in acht Sektoren unterteilt.
"...und in jedem einzelnen Sektor wird der gesamte Artenbestand erhoben."
Die Wissenschaftler machten schon 2001 eine Bestandsaufnahme der Gipfelflora, um die Inventur sieben Jahre später zu wiederholen. Dasselbe Prozedere fand in nahezu allen europäischen Gebirgen statt. In Wien laufen die Fäden dieser großflächig angelegten Studie zusammen.
"Das beginnt im Norden, im nördlichen Ural Russlands, in den Bergen Skandinaviens, und dann eben Zentraleuropa, Kapaten, Pyrenäen, bis nach Osten zum Kaukasus. Und dann letztendlich auch noch die Gebirge um das Mittelmeer, also auf den Inseln wie Korsika und Kreta oder im Apennin oder im Süden Spaniens – die Sierra Nevada."
Insgesamt 66 Berggipfel wurden im Rahmen der "GLORIA" benannten Studie untersucht. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Während im Norden die Arten in den Gipfelregionen zunehmen, werden es im Süden immer weniger. Artenzuwachs in Gipfelregionen, so Harald Pauli, ist an sich nichts außergewöhnliches, sondern eine logische Konsequenz steigender Temperaturen. Bei dem Zuwachs in Nord- und Zentraleuropa handelt es sich nicht um völlig neue Arten, sondern um solche aus unteren Bergregionen. Die Erwärmung macht es möglich, dass ihre Samen auch in höheren Gefilden keimen und überleben können. So wandert auch die Baumgrenze nach oben – nicht ohne Konsequenzen für die ursprünglichen Bewohner.
"Wenn dort die Standorte baumfähig sind, werden die dann auch über kurz oder lang dort siedeln und dann haben wir dort praktisch eine massive Beschattung und zu wenig Licht, dass die kleinen Alpenpflanzen – die brauchen viel Licht, um überhaupt wachsen zu können – würden damit natürlich verschwinden."
Erste kleinere Baumgewächse wie Lärchen können Pauli und seine nordeuropäischen Kollaborationspartner schon auf dem Weg nach oben beobachten. Anders verhält es sich im Mittelmeerraum.
"Alle Berge im Süden Europas zeigten einen Rückgang der Artenzahl oder zumindest eine Stagnation – und das ist eben relativ alarmierend."
Harald Pauli vermutet, dass die von Jahr zu Jahr zunehmende Trockenheit dafür verantwortlich ist. Zudem schmilzt der Schnee auf den Gipfeln früher und schneller – dadurch verlieren die Pflanzen eine für sie essenzielle Wasserquelle. Durchschnittlich sind es nicht viele Arten, die fehlen: 1,4. Doch sieben Jahre ist ein sehr kurzer Zeitraum in der Pflanzenentwicklung. Hochgerechnet ergibt das eine erschreckende Prognose für die Zukunft. 2015 wird sich zeigen, ob dieser Trend so weitergeht. Dann folgt die nächste Zählung, wieder sieben Jahre nach der letzten. Bis dahin kümmert sich Harald Pauli um ähnliche Projekte in den Gebirgen Amerikas und Afrikas. Eine globale Bergpflanzen-Inventur.