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Pflegereform
Älteste Altenpflegeschule Hessens braucht neuen Namen

In der Pflegebranche ist die sogenannte Generalisierung der Pflegeausbildung umstritten. Das zeigen Diskussionen, die Ausbilder und Schüler in einer der ältesten deutschen Altenpflegeschulen führen. Und: Die Traditions-Schule braucht jetzt einen neuen Namen.

Von Ludger Fittkau |
    Ursula Günschmann ist Schulleiterin der Darmstädter Altenpflegeschule der evangelischen "Mission Leben". 800 Pflegekräfte werden hier jährlich von rund 30 Mitarbeitern aus- und weitergebildet.
    "Unsere Altenpflegeschule ist fast 60 Jahre alt und ist eine der ältesten deutschlandweit."
    Doch die Geschichte der reinen Altenpflegeschule geht nun womöglich zu Ende. Denn die Reform der Pflegeausbildung könnte bedeuten, dass ab 2018 jede Einrichtung, die überleben will, auch Krankenschwestern und Pfleger ausbilden muss. Den Namen "Altenpflegeschule" wird man also wohl ablegen müssen, so Ursula Günschmann im Lehrerzimmer der Schule, inmitten einer Kollegenrunde. Die anstehende Reform der Pflegeausbildung diskutiert man hier intensiv:
    "Wir werden sicher eine Pflegeschule sein, sonst erkennen uns die Leute auch nicht wieder. Insgesamt werden wir als Bildungszentrum, weil wir ja auch noch andere Angebote haben, einen übergreifenden Namen haben."
    Maren Jacoby ist Kursleiterin an der Darmstädter Altenpflegeschule. Sie sieht die geplante Fusion der Alten- und Krankenpflegeausbildung erst einmal positiv:
    "Für uns hat das erstmal einen enormen Vorteil. Wir werden uns verbessern, was die Personalsituation angeht aufgrund des neuen Gesetzes. Die ist etwas schlechter als in der Krankenpflege, das heißt wir gewinnen mit dieser Reform. Wir haben viel mehr Zeit für die Schüler und für die Praxisbegleitung."
    Doch bei ihren Altenpflege-Schülern wird die anstehende Zusammenlegung der Pflegeberufe allerdings kontrovers diskutiert, berichtet Maren Jacoby:
    "Einerseits freuen sich die Schüler auf das neue Berufsbild, weil viele von ihnen jetzt auch schon sagen, ich würde gerne mal in anderen Bereichen tätig sein. Ich möchte auch andere Dinge sehen können und bin als Altenpfleger doch eher eingeschränkt in meinem eigenen Bereich. Die sehen da einen absoluten Gewinn. Andererseits haben sie auch ein bisschen Sorge, dass nicht mehr so viele Menschen in die Altenpflege wollen."
    Pflegepädagoge Andreas Schwarz gefällt eine ganz spezielle Regelung der geplanten Reform:
    "Einen großen Vorteil sehe ich noch am neuen Gesetz, das endlich Vorbehaltsaufgaben für die Pflege formuliert werden."
    Vorbehaltsaufgaben für die Pflege bedeutet: Es wird künftig Aufgaben geben, die ausschließlich von Pflegekräften bewältigt werden dürfen – eine Aufwertung der Pflegekräfte etwa gegenüber Ärzten.
    Schlecht könnte die Reform jedoch für spezielle Einrichtungen sein – etwa Intensivstationen von Krankenhäusern sein. Das befürchtet Heike Schüller. Sie ist an der Darmstädter Altenpflegeschule Teilnehmerin des Kurses für "Praxisanleiter":
    "Ich komme aus der Krankenpflege und sehe halt das Problem in den speziellen Abteilungen. Die Schüler werden nicht mehr im OP und auch nicht mehr intensiv eingesetzt werden, lernen dadurch diese Arbeitsfelder nicht kennen und werden dadurch da auch nicht hingehen."
    Alten- wie Krankenpflegeschulen werden durch die Reform der Ausbildung zusätzlich durch Fachhochschulen Konkurrenz bekommen. Schulleiterin Ursula Günschmann vermutet, dass sich künftig weniger Abiturienten in den Kursen der Pflegeschulen anmelden werden. Die werden an die Fachhochschulen gehen. Den Pflegeschulen bleiben dann die Nicht-Abiturienten. Nur große Einrichtungen werden überleben:
    "Es ist wichtig, größer zu sein, um entsprechende Entwicklungsarbeit machen zu können, um auch wirklich vielfältig Bildungsangebote anbieten zu können, sonst ist es schwierig, die Qualität anbieten zu können, die uns ja auch wirklich wichtig ist."
    Auf der anderen Seite werden die Pflegeschulen, die überleben, künftig von den Fachhochschulen geeignetes Lehrpersonal bekommen können. Denn die Reformpläne der Bundesregierung sehen vor, dass Lehrer im Pflegebereich künftig einen akademischen Master-Abschluss haben sollen. Die Darmstädter Pflegeschulleiterin Ursula Günschmann stellt sich bei der künftigen Pflegeausbildung auf eine intensivere Kooperation mit der evangelischen Fachhochschule in Darmstadt ein – dabei macht sie ihren Kollegen im Lehrerzimmer der Pflegeschule mit einem Scherz Mut, was die Zukunft ihrer Schule betrifft:
    "Gerne nehmen wir die Hochschule noch mit auf. (Lachen in der Runde) Wichtig für die Pflege ist, dass alle Bereich grundsätzlich gut zusammenarbeiten. Denn das Problem ist, wir haben grundsätzlich zu wenig Menschen, die in diesem Bereich tätig werden. Und das muß unser gesellschaftliches Anliegen sein, möglichst alle, die in diesem Bereich qualifiziert werden möchten, gut und möglichst zukunftsweisend zu qualifizieren."