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phil.Cologne
Umstrittener Philosoph wieder ausgeladen

Peter Singer ist verärgert. Meistens ist es umgekehrt: Menschen sind empört wegen der Thesen des australischen Philosophen von der Princeton-University in den USA. Singer kämpft engagiert für Tierrechte und bestreitet das Lebensrecht schwerstbehinderter Kinder. Vom Kölner Philosophie-Festival "phil.Cologne" wurde er wegen seiner Positionen wieder ausgeladen.

    Mit einem Transparent mit der Aufschrift "Lebensrecht ist nicht diskutierbar" besetzten Mitglieder der Kölner Anti-Euthanasie-Gruppe den Presseclub in Bonn, während im gleichen Hause eine Pressekonferenz des umstrittenen Bioethikers Peter Singer stattfand.
    Peter Singer ist schon seit langem in Deutschland umstritten: 1996 protestierte eine Kölner Anti-Euthanasie Gruppe gegen einen Auftritt des Philosophen in Bonn. (dpa / Tim Brakemeier)
    "Wie können sie sich als Philosophie-Festival bezeichnen, wenn sie zu ängstlich sind, Fragen zu diskutieren, die einige Menschen stören?", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "War das nicht immer die Rolle von Philosophen seit den Zeiten von Sokrates?" Singer verwies darauf, dass er innerhalb einer Woche eine Reihe von Ehrungen erhalten habe, unter anderem in Berlin. Zudem wurde ihm die Ehrendoktorwürde von Universitäten in Athen und Bukarest verliehen. Auch die "New York Times" hatte erst vor zwei Tagen ein Interview mit ihm veröffentlicht. "Sie sind weniger ängstlich, kontroverse Themen zu diskutieren, als das internationale Philosophie-Festival in Köln", sagte Singer.
    "Man darf nicht unendlich viele Tiere verbrennen lassen, um das Leben eines Kindes zu retten."
    Der australische Denker gilt als einer der Vorreiter in Fragen der Tierethik. Allerdings sind seine Thesen zum Lebensrecht von Embryonen oder schwerstbehinderter Kleinkinder äußerst umstritten. In Köln waren Protestveranstaltungen geplant. Dort sollte Singer zum Thema sprechen: "Retten Veganer die Welt?" Auch frühere Auftritte Singers in Deutschland wurden von Protesten begleitet.
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    Der australische Philosoph und Tierschützer, Professor Peter Singer, aufgenommen am 11.10.1992. (picture alliance / dpa / Markku Ulander)
    Die Programmleitung der phil.Cologne hatte Singer nach einem Interview mit der Schweizer NZZ am Sonntag vergangene Woche ausgeladen. Dort wird er mit den Worten zitiert: "Ein Frühgeborenes im Alter von 23 Wochen hat keinen anderen moralischen Status als ein Kind mit 25 Wochen in der Gebärmutter." Auf die Frage, ob er lieber 200 Schweine oder ein Baby aus einem brennenden Haus retten würde, sagte er: "Man darf nicht unendlich viele Tiere verbrennen lassen, um das Leben eines Kindes zu retten."
    Opfer der Nationalsozialisten
    Umstritten ist Singer auch wegen seiner These, dass schwerst behinderte Babys bis zum 28. Tag nach der Geburt getötet werden dürften, weil sie keine Selbstwahrnehmung hätten und daher keine Personen seien.
    Singer wurde am 6. Juli 1946 in Melbourne geboren. Seine Eltern waren vor den Nationalsozialisten aus Wien nach Australien geflohen. Mehrere Angehörige kamen uns Leben. Im Laufe seiner Karriere kritisierte der Philosoph immer wieder auch kirchliche Positionen. Normen und Werte sollten sich seiner Ansicht nach nicht auf kirchliche Dogmen stützen. (tgs/cb)