Ein 90-Minuten-Theaterabend. Fußballspiellänge. War ja irgendwie klar. Wobei, 72 Szenen hat Michel Decars Philipp-Lahm-Drama, das eher einem Drehbuch als einem Theaterskript gleicht. 72 Szenen, in denen oft sehr wenig passiert - das aber sehr ausführlich. Es hätte also deutlich länger werden können.
"Ich bin so langweilig, dass es wehtut"
Eine Stimme aus dem Off verkündet: "Philipp Lahm geht in seinem Wohnzimmer auf und ab. Immer wieder geht er von rechts nach links. Dann von links nach rechts."
So geht es schon mal los. Kurz danach sieht man Philipp Lahm erst die Tageschau, dann die Tagesthemen, schließlich das Nachtmagazin gucken. In Szene 60 hockt er vorm PC, bei einem Computerspiel. Anfangs werden die Regieanweisungen von einer Offstimme eingesprochen. Später übernimmt Gunther Eckes, der den Abend als Philipp Lahm solo auf der Bühne bestreitet, das selber:
"Diese Spielweise wirkt sich allerdings auch auf die Länge der Szene aus, die deswegen leider nicht unter 80 Minuten anzusetzen ist."
Michel Decar zeigt Philipp Lahm als gewöhnlichen Menschen, der gewöhnliche Dinge tut. Fernsehen eben, Nägel schneiden, Puzzle spielen. Solche Dinge halt. Würde man das eins zu eins auf die Bühne bringen, man käme, schätzt Decar, auf ein bis zwei Tage Spieldauer. Zitat des Bühnen-Lahm: "Manche sagen, ich bin so langweilig, dass es wehtut. Ist doch geil!"
Als Dramenheld ein Totalausfall
Keine Affären, keine Skandale, nicht mal die branchenüblichen Extravaganzen wie Tattoos, knallbunte Fußballschuhe oder verrückte Frisuren. Was bitteschön gäbe es gegen so einen grundsoliden, immer höflichen Musterprofi einzuwenden? Außer natürlich, dass er als Dramenheld ein Totalausfall ist.
Kein Konfliktpotential, nirgends. Gunther Eckes gibt den Fußballstar nicht im Fußballdress. Statt eines Trikots trägt er Hemd und Krawatte, und die Short ist eine abgeschnittene Anzughose; das Sakko darüber mit Kissen aufgepolstert: So sieht Eckes aus wie die Karikatur eines Superhelden.
Michel Decar will das Publikum auf die Probe stellen: Ist so ein fader Held auszuhalten? Und tatsächlich: so in sich ruhend, wie Gunther Eckes als Philipp Lahm die meiste Zeit lächelt, kann man als Zuschauer auf die Dauer gar nicht anders, als sein Minenspiel als Maske zu interpretieren, hinter der ein Abgrund lauert – obwohl der nie aufbricht.
Kein Konfliktpotential, nirgends. Gunther Eckes gibt den Fußballstar nicht im Fußballdress. Statt eines Trikots trägt er Hemd und Krawatte, und die Short ist eine abgeschnittene Anzughose; das Sakko darüber mit Kissen aufgepolstert: So sieht Eckes aus wie die Karikatur eines Superhelden.
Michel Decar will das Publikum auf die Probe stellen: Ist so ein fader Held auszuhalten? Und tatsächlich: so in sich ruhend, wie Gunther Eckes als Philipp Lahm die meiste Zeit lächelt, kann man als Zuschauer auf die Dauer gar nicht anders, als sein Minenspiel als Maske zu interpretieren, hinter der ein Abgrund lauert – obwohl der nie aufbricht.
Absurde Bilder aus dem Alltag
Und dennoch: Insgesamt hätte sich Regisseur Robert Gerloff ruhig noch stärker auf die ausgestellte Belanglosigkeit der Titelfigur einlassen können. So paradox es klingt: Etwas mehr Mut zur Langeweile wäre spannender gewesen. Gerloff jedoch setzt eher auf die Komik, die im Text zweifellos angelegt ist.
"In der Nacht nun folgt eine Szene, in der Philipp Lahm seinen Abwasch macht. Er wäscht also gerne ab - das kann man durchaus so behaupten. Die Szene ist erfrischend kurz und dauert um die neun Minuten."
Die Bühne im Münchner Marstall zeigt Lahms Wohnzimmer: aufklappbares Sofa, in dem unzählige Tafeln Nussschokolade lagern, Couchtisch, Flachbildfernseher. Daneben gibt es eine große Videoleinwand, auf die vor allem absurde Bilder projiziert werden: Gunther Eckes auf dem Küchentisch hockend, mit dem Kopf im Lampenschirm zum Beispiel.
"In der Nacht nun folgt eine Szene, in der Philipp Lahm seinen Abwasch macht. Er wäscht also gerne ab - das kann man durchaus so behaupten. Die Szene ist erfrischend kurz und dauert um die neun Minuten."
Die Bühne im Münchner Marstall zeigt Lahms Wohnzimmer: aufklappbares Sofa, in dem unzählige Tafeln Nussschokolade lagern, Couchtisch, Flachbildfernseher. Daneben gibt es eine große Videoleinwand, auf die vor allem absurde Bilder projiziert werden: Gunther Eckes auf dem Küchentisch hockend, mit dem Kopf im Lampenschirm zum Beispiel.
Gerloff lässt Eckes außerdem singen, einen Duschtanz aufführen und mit sich selbst banale Interviews führen. Höchst vergnüglich das alles. Aber ein bisschen fühlt sich die Aufführung an wie die aktuelle Bundesligasaison, an deren Ende sowieso wieder der FC Bayern Meister wird, auch ohne Philipp Lahm: Der große Kick fehlt.