Samstag, 25. Juni 1530, ein Uhr mittags. Im Hof der bischöflichen Residenz zu Augsburg drängen sich die Zuhörer. Der Theologe und Zeitzeuge Georg Spalatin:
An diesem Tag ist auf dem Reichstag zu Augsburg der allergrößten Werke eins geschehen, das je auf Erden geschehen ist.
Im Saal haben sich auf Geheiß Karls V. die katholischen und protestantischen Landesherren versammelt. Der Kaiser, vor kurzem erst vom Papst gekrönt, will den Religionsstreit beenden und so die Kirchenspaltung verhindern. Direkt nach seiner Ankunft aus Italien hat er die Marschrichtung klargemacht und von den protestantischen Fürsten verlangt: Sie sollten die Predigt so genannter Predikanten unterbinden und an der katholischen Fronleichnamsprozession teilnehmen. Doch statt Gefolgsamkeit erntete er Widerstand. Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach ließ ihn gar wissen:
"Ehe ich Gott und sein Wort verlasse oder verleugne, soll mir Euer Gnaden alsbald den Kopf abschlagen lassen."
An diesem Samstag nun sollen die Widerspenstigen ihren Glauben darlegen. Der Kanzler des Kurfürsten Johann von Sachsen tritt vor. Laut beginnt er eine Schrift zu verlesen, die von sieben lutherischen Landesherren unterzeichnet wurde. Die Fenster sind weit geöffnet, damit er bis auf den Hof zu hören ist.
"Artikel 1: Von Gott
Zunächst wird einträchtig … gelehrt und festgehalten, dass ein einziges göttliches Wesen sei, das Gott genannt wird und wahrhaftig Gott ist, und dass doch drei Personen in diesem einen göttlichen Wesen sind."
Die Verlesung dauert mehrere Stunden. Noch ahnt niemand, dass diese im Tonfall eher zurückhaltende Erklärung als "Augsburger Konfession", als das zentrale Bekenntnis der lutherischen Reformation, in die Geschichte eingehen wird. Voller Begeisterung schreibt später der Reformations-Anhänger Spalatin:
"Das Bekenntnis ist gewiss … im Grunde mit göttlicher Schrift und so anständig verfasst, dass dergleichen Bekenntnis nicht allein in tausend Jahren, sondern solange die Welt steht, nie geschehen ist. "
"Ein feste Burg ist unser Gott" – dieses Kirchenlied, das als "Hymne der Evangelischen" gilt, stammt von Martin Luther. Doch während seine fürstlichen Anhänger in Augsburg wie eine feste Burg ihren Glauben bekannten, musste der Reformator als Gebannter auf der Veste Coburg in Sachsen ausharren.
Stattdessen übernahm Luthers enger Freund, der Theologe und Humanist Philipp Melanchthon, die Federführung. Ihm ging es um Verständigung, nicht um Konfrontation. Der neue Glaube, so der Grundtenor seines Augsburger Bekenntnisses, widerspreche nicht der Alten Kirche, die Lutherischen seien folglich nicht vom Glauben abgefallen. Am liebsten hätte er die Erklärung weiter abgemildert. Doch damit scheiterte er am Widerstand seiner Mitstreiter. Martin Luther ermahnte ihn in einem Brief zu einer klaren Haltung:
"Ich glaube, mein lieber Philipp, das du nun durch die große Erfahrung genügend erkennst, dass … keine Hoffnung auf irgendeine Einigung gehegt werden darf … . Ich habe darüber an den Kurfürsten geschrieben, dass unsere Sache den Kaiser nicht als Richter ertragen kann. … Und gewiss werde ich für meine Person … nicht einmal um eine Haaresbreite weichen."
Katholische Gelehrte verfassten eine Gegenschrift. Der Kaiser erklärte das Augsburger Bekenntnis für widerlegt. Als Schirmherr der Kirche verlangte er, die Protestanten müssten sich unterwerfen. Doch die Luther-Anhänger verweigerten den Gehorsam. Karl V. reiste unverrichteter Dinge ab, die Kirchenspaltung war besiegelt.
Bis zum Augsburger Religionsfrieden, 25 Jahre später, mussten die Protestanten mit gewaltsamer Verfolgung durch den Kaiser rechnen.
Die Bedeutung der Augsburger Konfession ist geblieben: Sie gehört bis heute zu den zentralen Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen. Die theologischen Streitigkeiten zwischen Katholiken und Lutheranern, die sich im Augsburger Bekenntnis niederschlugen, sind mittlerweile weitgehend ausgeräumt. Aber die Kirchenspaltung, zu der sie beitrugen, besteht weiter.
An diesem Tag ist auf dem Reichstag zu Augsburg der allergrößten Werke eins geschehen, das je auf Erden geschehen ist.
Im Saal haben sich auf Geheiß Karls V. die katholischen und protestantischen Landesherren versammelt. Der Kaiser, vor kurzem erst vom Papst gekrönt, will den Religionsstreit beenden und so die Kirchenspaltung verhindern. Direkt nach seiner Ankunft aus Italien hat er die Marschrichtung klargemacht und von den protestantischen Fürsten verlangt: Sie sollten die Predigt so genannter Predikanten unterbinden und an der katholischen Fronleichnamsprozession teilnehmen. Doch statt Gefolgsamkeit erntete er Widerstand. Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach ließ ihn gar wissen:
"Ehe ich Gott und sein Wort verlasse oder verleugne, soll mir Euer Gnaden alsbald den Kopf abschlagen lassen."
An diesem Samstag nun sollen die Widerspenstigen ihren Glauben darlegen. Der Kanzler des Kurfürsten Johann von Sachsen tritt vor. Laut beginnt er eine Schrift zu verlesen, die von sieben lutherischen Landesherren unterzeichnet wurde. Die Fenster sind weit geöffnet, damit er bis auf den Hof zu hören ist.
"Artikel 1: Von Gott
Zunächst wird einträchtig … gelehrt und festgehalten, dass ein einziges göttliches Wesen sei, das Gott genannt wird und wahrhaftig Gott ist, und dass doch drei Personen in diesem einen göttlichen Wesen sind."
Die Verlesung dauert mehrere Stunden. Noch ahnt niemand, dass diese im Tonfall eher zurückhaltende Erklärung als "Augsburger Konfession", als das zentrale Bekenntnis der lutherischen Reformation, in die Geschichte eingehen wird. Voller Begeisterung schreibt später der Reformations-Anhänger Spalatin:
"Das Bekenntnis ist gewiss … im Grunde mit göttlicher Schrift und so anständig verfasst, dass dergleichen Bekenntnis nicht allein in tausend Jahren, sondern solange die Welt steht, nie geschehen ist. "
"Ein feste Burg ist unser Gott" – dieses Kirchenlied, das als "Hymne der Evangelischen" gilt, stammt von Martin Luther. Doch während seine fürstlichen Anhänger in Augsburg wie eine feste Burg ihren Glauben bekannten, musste der Reformator als Gebannter auf der Veste Coburg in Sachsen ausharren.
Stattdessen übernahm Luthers enger Freund, der Theologe und Humanist Philipp Melanchthon, die Federführung. Ihm ging es um Verständigung, nicht um Konfrontation. Der neue Glaube, so der Grundtenor seines Augsburger Bekenntnisses, widerspreche nicht der Alten Kirche, die Lutherischen seien folglich nicht vom Glauben abgefallen. Am liebsten hätte er die Erklärung weiter abgemildert. Doch damit scheiterte er am Widerstand seiner Mitstreiter. Martin Luther ermahnte ihn in einem Brief zu einer klaren Haltung:
"Ich glaube, mein lieber Philipp, das du nun durch die große Erfahrung genügend erkennst, dass … keine Hoffnung auf irgendeine Einigung gehegt werden darf … . Ich habe darüber an den Kurfürsten geschrieben, dass unsere Sache den Kaiser nicht als Richter ertragen kann. … Und gewiss werde ich für meine Person … nicht einmal um eine Haaresbreite weichen."
Katholische Gelehrte verfassten eine Gegenschrift. Der Kaiser erklärte das Augsburger Bekenntnis für widerlegt. Als Schirmherr der Kirche verlangte er, die Protestanten müssten sich unterwerfen. Doch die Luther-Anhänger verweigerten den Gehorsam. Karl V. reiste unverrichteter Dinge ab, die Kirchenspaltung war besiegelt.
Bis zum Augsburger Religionsfrieden, 25 Jahre später, mussten die Protestanten mit gewaltsamer Verfolgung durch den Kaiser rechnen.
Die Bedeutung der Augsburger Konfession ist geblieben: Sie gehört bis heute zu den zentralen Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen. Die theologischen Streitigkeiten zwischen Katholiken und Lutheranern, die sich im Augsburger Bekenntnis niederschlugen, sind mittlerweile weitgehend ausgeräumt. Aber die Kirchenspaltung, zu der sie beitrugen, besteht weiter.