Brauchen wir mehr Gleichberechtigung beim Thema Elternzeit? Sollten Familien das volle Elterngeld nur dann bekommen, wenn Väter genauso lange zu Hause bleiben wie Mütter? Darüber diskutieren Emmi Zeulner und Philipp Menn.
Pro: Philipp Menn ist Journalist und Moderator des ARD-Mittagsmagazins
"Ich bin definitiv dafür, dass man da etwas ändert. Bisher ist es ja so: zwölf plus zwei Monate – dann kriegt man das volle Elterngeld. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es zehn plus vier oder acht plus sechs werden. Ich bin allerdings dagegen, dass man das sofort macht. Das müsste man wahrscheinlich zeitlich strecken. Ich bin auf jeden Fall davon überzeugt, dass sogenannte Vätermonate das Paar, die Familie insgesamt glücklicher machen. Und ich glaube auch, dass sie eine Schlüsselrolle spielen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn wenn Väter länger Elternzeit nehmen, sich auch alleine um Kinder kümmern, dann muss sich auch ein Arbeitgeber darauf einstellen, dass nicht nur Mütter, sondern auch Väter Elternzeit nehmen. Und das würde aus meiner Sicht die Arbeitswelt insgesamt verändern, weil der Arbeitgeber darauf Rücksicht nehmen muss. Und es würde zum Beispiel Teilzeitmodelle stärken. Väter und auch Mütter müssten nicht die Sorge haben, dass sie Karrierenachteile haben. Ich bin definitiv ein großer Befürworter, Männer dafür stärker in die Pflicht zu nehmen. Aber es zeigen ja auch Umfragen, dass eine überwältigende Anzahl der Väter selber gerne mehr Vätermonate nehmen würde."
Philipp Menn ist Journalist und Moderator des ARD-Mittagsmagazins
Contra: Emmi Zeulner
"Ich verfolge grundsätzlich den Ansatz, die Familie zu stärken. Das ist losgelöst davon, ob ich sage, ich schreibe als Staat vor, dass ein Mann verpflichtend so und so viele Monate die Erziehung übernehmen muss, um entsprechende Leistungen abrufen zu können. Diese Entscheidung muss bei den Familien bleiben. Selbstverständlich finde ich es grundsätzlich positiv, wenn Vater und Mutter da sein können fürs Kind. Aber wir haben ja viele Familienmodelle mittlerweile, und es geht im Kern darum, insgesamt die Familie zu stärken. Darauf haben wir auch eine Antwort gegeben. Wir haben beispielsweise das Elterngeld plus eingeführt. Das hat ganz klar den Ansatz, dass man Teilzeit arbeiten kann und trotzdem Anspruch hat auf das Elterngeld plus. Was natürlich auch in der Konsequenz dazu geführt hat, dass es für mehr Männer interessant ist, tatsächlich in Elternzeit zu gehen. Aber nicht nur für die Männer, sondern auch für die Frauen. Ich glaube, diese Flexibilisierung war ein wichtiger Schritt, aber im Kern würde ich weiteres Vorschreiben einfach schwierig finden, weil die Lebenssituationen unterschiedlich sind und weil die Familienverbünde es individuell entscheiden müssen, welche Form für sie gut passt."
Emmi Zeulner, Bundestagsabgeordnete der CSU, außerdem Stadt- und Kreisrätin aus dem oberfränkischen Lichtenfels