Umgerechnet 238 Millionen Euro sollen in die Beseitigung der Schäden der Naturkatastrophe fließen, hat die philippinische Regierung angekündigt. Um die Verteilung der Gelder genau zu planen, habe Präsident Benigno Aquino Minister und Wirtschaftsfachleute getroffen, teilte sein Sprecher mit. Prioritäten seien noch nicht definiert worden. Ganz oben auf der Liste stehen laut Bauminister Rogelio Singson die Menschen, die "Haiyan" obdachlos gemacht hat: "Wir haben die Lokalbehörden aufgefordert, Plätze herzurichten, damit wir dort Zelte und Notunterkünfte herrichten können."
360.000 komplett zerstörte Häuser
Nach neuesten Angaben der Katastrophenschutzbehörde wurden 4,4 Millionen Menschen infolge des Taifuns vertrieben. Manche können zurückkehren und ihre beschädigten Häuser reparieren. Mindestens 360.000 wurden nach den Schätzungen aber total zerstört. Viele, die geflüchtet sind, werden wahrscheinlich nicht zurückkehren, berichtet ARD-Korrespondent Udo Schmidt.
Die Versorgung der Sturmopfer funktioniert laut Regierungsangaben inzwischen besser. Für die weitere Verteilung der Hilfsgüter seien die Lokalbehörden verantwortlich, sagte Wohlfahrtsministerin Corazon Soliman. Und versprach. Vereinte Nationen und Hilfsorganisationen hatten Präsident Aquino wegen der zunächst schleppenden Hilfe für die Überlebenden scharf kritisiert. Dieser schob die Schuld auf einige Lokalbehörden ab, die sich nicht gut genug auf das kommende Unwetter vorbereitet hätten.
Experte: Abholzung ist Ursache
Die Philippinen waren auch Thema beim Weltklimagipfel, der heute offiziell endet. Unter dem Eindruck des Taifuns stand in Warschau insbesondere der Umgang mit Klimaschäden im Mittelpunkt. Arme Länder sollen bei der Bewältigung von Katastrophen unterstützt werden. Welche institutioneller Rahmen dafür geschaffen werden soll, ist jedoch umstritten. Forderungen nach Kompensationszahlungen wiesen die reichen Staaten zurück.
"Haiyan" zog am 8. November von Ost nach West quer über die Philippinen und löste dabei meterhohe Flutwellen aus. Mehr als 5000 Menschen kamen ums Leben, fast 20.000 wurden verletzt. Die Zerstörungskraft ist nach Expertenmeinung auch auf menschliche Eingriffe in die Natur zurückzuführen.
Erst durch die massive Abholzung an den Küsten habe die Flutwelle des Sturms ungebremst auf das Land treffen können, sagte Agrar-Experte Friedhelm Göltenboth vom Tropenzentrum der baden-württembergischen Universität Hohenheim. Solchen Katastrophen könne vorgebeugt werden: durch gezielte Wiederaufforstung mit heimischen Baumarten, kombiniert mit landwirtschaftlichen Alternativen für die Bevölkerung.
Warnung vor vorschnellen Adoptionen
Die SOS-Kinderdörfer warnen indes vor schnellen Adoptionen philippinischer Kinder. Diese gewollte Hilfe fördere derzeit unter Umständen die Kriminalität in den betroffenen Gebieten. Bei dem großen Erdbeben in Haiti vor knapp vier Jahren hätten Menschenhändlerringe Kinder von der Straße entführt, um sie gegen viel Geld in die USA zu vermitteln. Durch sind Tausende Kinder von ihren Eltern getrennt worden oder haben ihre Angehörigen verloren.