Es sind Momente des großen Stolzes: Am Freitagnachmittag lokaler Zeit ertönte die Nationalhymne der Philippinen im Forsyth Barr Stadium im neuseeländischen Dunedin. Das erste Gruppenspiel der Südostasiatinnen gegen die Schweiz markiert Historisches: Erstmals in der Geschichte haben sich die Philippinen für eine Fußball-WM qualifiziert.
Den Frauen ist damit ein Kunststück gelungen, von dem die finanziell wesentlich bessergestellten Männer bisher nur träumen können.
Bis vor kurzem waren die Filipinas – wie sich die weibliche Nationalauswahl nennt – nur Fachleuten bekannt. Seit aber klar ist, dass sie bei der FIFA-WM der Frauen auflaufen würden, sind sie eine nationale Sensation.
Filipinas werden zur nationalen Sensation
„Das beste Jahr in der Geschichte unserer Frauennationalmannschaft wird immer besser,“ schwärmte schon im vergangenen Sommer der führende TV-Sender CNN Philippines. Denn wenige Monate nach der gelungenen WM-Qualifikation gelang der Truppe noch ein weiterer Erfolg:
„Die Filipinas sind zur besten Fußballmannschaft der Region geworden. Sie haben das Südostasienturnier gewonnen, mit einem 3:0-Finalsieg gegen die regionale Großmacht Thailand. 2022 ist ein historisches Jahr für die Filipinas gewesen.“
Bei der WM – die erstmals zwischen 32 Mannschaften ausgetragen wird – treffen die Philippinen neben der Schweiz und Norwegen noch auf die Gastgeberinnen aus Australien. Die Filipinas sind die klaren Außenseiterinnen.
Aber daheim sind sie zu Stars geworden. Sogar Präsident Ferdinand Marcos Junior hat die Truppe zu seinem Amtssitz eingeladen, auch um sich selbst mit ihren Erfolgen zu schmücken:
„Es sind die Jahre und Jahre gebrachter Opfer und harten Trainings. Ich kann nur erahnen, wie hart es gewesen ist, während der Pandemie zu trainieren. Sport ist ja viel mehr als nur Spiele zu Spielen. Ihr macht uns stolz – auf euch, und darauf, Filipino zu sein.“
Neuer Ruhm - neuer Teamname
Mit diesem neuen Ruhm auch ein neuer Teamname gekommen. Bisher nannte sich die Auswahl nicht die „Filipinas“, sondern die „Malditas.“ Auf Filipino steht das für „brutal“ oder „kämpferisch.“ Auf Spanisch, wo der Begriff herkommt, bedeutet er „verdammt“ oder „höllisch.“
Und das hält man nicht mehr für angemessen. Denn einerseits sind die Philippinen ein zutiefst katholisches Land. Andererseits wird bei der WM die ganze Welt zuschauen. So erklärte Teammanager und Sponsor Jeff Cheng gegenüber nationalen Medien:
„Hoffentlich sind wir uns alle einig, dass wir nicht wollen, dass unsere Nationalmannschaft zur WM fährt mit einem Spitznamen, der auf Spanisch oder Portugiesisch etwas Schlechtes bedeutet. Hoffentlich will kein philippinischer Fußballfan unsere Heldinnen mit einem schlechten Namen bezeichnen.“
Die Spielerinnen selbst vermeiden den Begriff seither und loben nur den Boom. Mittelfeldspielerin Sara Eggesvik erklärte zuletzt:
„Es ist absolut verrückt. Die Aufmerksamkeit, die wir jetzt für Fußball hier in den Philippinen kriegen, ist wirklich toll. Ich hoffe, das hilft dabei, den Sport hier weiter größer zu machen.“