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Philosoph Jan Skudlarek
"Populisten arbeiten daran, uns zu spalten"

In seinem Buch "Wahrheit und Verschwörung: Wie wir erkennen, was echt und wirklich ist" sagt Philosoph Jan Skudlarek Verschwörungstheoretikern den Kampf an. Gerade im Internet müsse die Wahrheit verteidigt werden. "Man darf kritisch hinterfragen - aber bitte mit Argumenten", sagte er im Dlf.

Jan Skudlarek im Corsogespräch mit Adalbert Siniawski |
Jan Skudlarek im Haus für Poesie bei der Gewinnerlesung des literarischen März
"Wir müssen über Wahrheit sprechen - online und offline", sagte Philosoph Jan Skudlarek im Dlf (imago)
Klimawandel? Eine Spinnerei fremder Mächte, um unsere Wirtschaft zu zerstören. Impfungen? Nur ein Mittel, um Geld für sich und uns gefügig zu machen. Und den Holocaust, den hat es sowieso nie geben. Alles Meinungen von Verschwörungstheoretikern; Ansichten, die derzeit erstaunlich populär sind. "Eine Aura der Fälschung umgibt die Gegenwart", attestiert Lyriker und Philosoph Jan Skudlarek. In seinem neuen Buch stellt er ein paar Gedankenexperimente an und untersucht die "Wahrheit und Verschwörung: Wie wir erkennen, was echt und wirklich ist", so der Titel seines Buches.
"Populisten arbeiten daran, uns zu spalten", sagte Jan Skudlarek im Deutschlandfunk. "Wenn wir den Glauben an die Wahrheit verlieren, verlieren wir auch ein Stück Diskursfähigkeit. Und es ist sehr wichtig, dass wir das nicht tun." Verschwörungstheoretiker würden einem schnell vorwerfen, dass man leichtgläubig sei, dass man die offiziellen Storys der Mächtigen schlucke, dass wir von oben herab dummgehalten würden. "Man darf kritisch hinterfragen - aber bitte mit Argumenten, bestenfalls mit Belegen, mit Beweisen."
Wir haben noch länger mit Jan Skudlarek gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Gerade in Internet müsse die Wahrheit verteidigt werden, vor allem im Internet sei Zweifeln sinnvoll. "Ich verdamme keineswegs, dass es die sozialen Plattformen gibt - ich bin selber dort aktiv. Aber wenn man dort aktiv ist, hat man eine große Verantwortung", so Skudlarek.
"Wir müssen an der Jugend arbeiten"
Letzen Endes gehe es darum, Methoden zu lernen, Quellen zu hinterfragen. Eine wichtige Frage sei: "Wen lese ich da überhaupt?" Die alternativen Akteure auf Twitter und Facebook seien oft Hetz-Seiten, manchmal auch inkognito. "Wir müssen an der Jugend arbeiten und mit der Jugend arbeiten - an Kompetenzen, Quellenkunde, Medienkunde. Dass die online besser unterscheiden lernen, was Glaubwürdigkeitsmerkmale sind, was Tranzparenz ist, wie auch Nachrichtenagenturen arbeiten. Dass viele Akteure, die heutzutage da sind, die auch sehr laut sind und so tun, als seien sie Journalisten, gar keine Journalisten sind."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Jan Skudlarek: "Wahrheit und Verschwörung. Wie wir erkennen, was echt und wirklich ist"
Reclam Verlag Ditzingen, 2019. 208 Seiten, 18 Euro.