Es gebe größere und kleinere Verfehlungen, sagte der Philosoph Stefan Riedener im Dlf. "Gerade in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie müssen wir eingestehen, dass diese Zeiten herausfordernd sind, nicht nur für uns Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für die Regierenden, für die Kanzlerin. Und das da Fehler geschehen können, scheint mir absolut menschlich." Aus der Ferne betrachtet, scheine es ihm verfehlt, nach diesem Schuldeingeständnis Rücktrittsforderungen laut werden zu lassen.
Kardinal Woelki mache es sich viel zu leicht
Gefragt nach dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche, wo der in die Kritik geratene Rainer Maria Kardinal Woelki erklärt hatte, er sehe davon ab, persönliche Konsequenzen zu ziehen, weil so ein Rücktritt nur ein Symbol wäre und er die Vergangenheit nicht ändern könne, sagte Riedener, da mache es sich Woelki vielleicht zu leicht. "Das scheint mir aus philosophischer Sicht sehr, sehr problematisch. Selbstverständlich ist es so, dass geschehene Handlungen nicht ungeschehen gemacht werden können. Das gilt für jedes Unrecht, was begangen wurde. Aber eben diese Symbole, diese Rituale der Entschuldigung oder des Verzeihens, die sind trotzdem enorm wichtig."
Was nämlich durch eine Entschuldigung und vielleicht auch durch das Ziehen von Konsequenzen aus einer Entschuldigung, nämlich den Rücktritt, geschehe, sei ja, "in aller Deutlichkeit auszudrücken, dass wir selber eingesehen haben, dass wir hier einen Fehler gemacht haben, einzugestehen, dass man diesen Fehler bedauert". In vielen Fällen sei der quasi symbolische Akt der Entschuldigung absolut notwendig. "Auch der quasi symbolische Rücktritt scheint mir oft sehr, sehr wichtig und absolut zwingend."