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Philosoph Rudolf Schüßler
"Der Kompromiss ist grundlegend für eine Demokratie"

Der Kompromiss hat einen schlechten Ruf. "Wir glauben, im Idealfall zu unseren Überzeugungen stehen zu müssen", sagte der Philosoph Rudolf Schüßler im Dlf. Doch ohne Kompromisse gehe es nicht - weder im Alltag noch in der Politik. Leider ließen sich faule Kompromisse im Voraus nur schwer erkennen.

    Händeschütteln
    Ohne Kompromiss geht es nicht, sagt Rudolf Schüßler (picture alliance/ dpa/ Silas Stein)
    Sich im Voraus vor einem faulen Kompromiss zu hüten, sei schwierig, meint Rudolf Schüßler, Professor für Philosophie an der Universität Bayreuth. Denn was faul ist, erkenne man immer erst hinterher, wenn eine Lösung scheitere oder inakzeptable Ergebnisse hervorbringe. Ratsam wäre eine Art Ethik des Kompromisses: "Prinzipien für das Aufgeben von Prinzipien - danach suche ich schon lange", sagte Schüßler. Strikte Regeln dafür, wie man mit Dissens umgeht, beispielsweise mit unterschiedlichen Vorstellungen von Gerechtigkeit, würden aber seiner Erfahrung nach nicht leicht akzeptiert.
    "Die Kunst ist es, gute Kompromisse zu machen"
    Ein Kompromiss hinterlasse immer Unzufriedene, eben weil man Zugeständnisse machen müsse. Ein Verzicht darauf verschärfe aber Probleme nur. "Die Kunst ist es, gute Kompromisse zu machen - jene, die es erlauben, Probleme zu lösen und alle soweit zufriedenzustellen, dass kein Abgleiten in totalitäre oder autoritäre Strömungen erfolgt", so Schüßler. Die Tragfähigkeit eines Kompromisses habe damit zu tun, wie viele mächtige Anspruchsteller in einer Situation ausgeschlossen würden. "Gut ist, wenn keine Seite ausgeschlossen wird, zumindest keine, die einen Kompromiss zum Kippen bringen könnte."