20 Jahre lang kassiert der Besitzer einer Photovoltaikanlage die Einspeisevergütung, doch die Haltbarkeit ist vermutlich deutlich höher. Doch irgendwann ist es vorbei und die Anlage muss abgebaut werden. Wie lässt sie sich profitabel und umweltfreundlich recyceln? Diese Frage treibt auch Wolfram Palitzsch um. Er leitet die Forschungsabteilung bei Loser, einem mittelständischen Chemie-Unternehmen aus Sachsen. Hier in der kleinen Halle im Werk in Langenweißbach bei Zwickau versucht er, Antworten zu finden. Palitzsch klettert eine Stufe vor einer großen Box hoch und zeigt ihr Innenleben.
"Das ist eine viereckige Box, die an der Seite rechts und links einen Kamm hat, da kann man die Scheiben einstellen. Die Box wird mit einem Lösemittel geflutet. Dann lösen sich die Halbleiterschichten. Dann wird die Flüssigkeit abgewaschen. Und die Glasplatten sind dann klar."
Auch Recycling von Schwermetallen sei beherrschbar
Besonders das Schwermetall Cadmium, das in bestimmten Modulen verbaut ist, kann den Menschen schädigen. Chemiker Palitzsch ist jedoch überzeugt, dass bei seinem Trennungsprozess nichts in die Umwelt gelangen kann. Vernünftiges Recycling sei besser, als kadmiumhaltige Module einfach auf die Sondermüll-Deponie zu schaffen. Auch den Umgang mit Blei, das für Verbindungen in den Modulen genutzt wird, hält er für beherrschbar. Nach dem Reinigungsprozess erhält Palitzsch wieder verwertbares Glas und eine wässrige Lösung gesättigt mit Indium, einem begehrten Schwermetall, das in der Mikroelektronik für Displays verwendet wird.
"Es ist eine Flüssigkeit mit einem Feststoff, man sagt dazu Suspension. Die Suspension kann ich filtrieren: Die klare Flüssigkeit läuft durch, das Indium bleibt auf dem Filtertuch liegen."
Rund 100 Entsorgungsstellen bundesweit
Ein Problem dabei ist die Vielfalt bei Solaranlagen: Es gibt sie auf der Basis von Silizium, Cadmiumtellurid oder Kupfer-Indium-Verbindungen, um nur einige zu nennen. Alle müssen im Recycling bzw. Entsorgungsprozess unterschiedlich behandelt werden. Das treibt die Kosten in die Höhe. Der größte Verbund, der sich in Europa um das Recycling von Photovoltaik-Anlagen kümmert, ist PV Cycle mit Sitz in Brüssel. Auf der Homepage finden Bürger Kontakte zu Entsorgungsstellen, bundesweit sind das rund 100. Sprecherin Alina Lange geht nicht von Umweltgefahren durch das Recycling von PV-Modulen aus, die durch Blei oder Cadmiumtellurid entstehen könnten:
"Was ich ihnen sagen kann, dass Cadmiumtellurid-PV-Module als ungefährlich für Mensch und Umwelt eingestuft wurde. Unsere Recycling-Partner können bis zu 95 Prozent der Produkte zurückgewinnen und das wieder in den Produktionskreislauf zurückgeben."
Nach Angaben des Online-Branchenspiegels Solarbusiness gibt es in Deutschland zurzeit rund 2,3 Millionen Solaranlagen: Sie werden spätestens in 20 - 30 Jahren ausgedient haben und müssen dann fachgerecht entsorgt werden.
Tragfähiges Konzept muss erarbeitet werden
Der Leipziger Rechtsanwalt und Energieexperte Martin Maslaton erklärt die rechtlichen Hintergründe.
"Aber es gibt auf EU-Ebene eine einschlägige Norm, das ist die "Waste of Electric and Electronical Equipment", im Klartext die Richtlinie über "Elektro- und Elektrogeräte-Abfall". Die ist auch einschlägig und die regelt insbesondere die Entsorgung von Produkten ab einer bestimmten Lebensdauer. Im Import wie auch im Export."
Das gilt damit auch für Module, die zum Beispiel in China hergestellt werden.
"Diese Entwicklung befindet sich erst am Anfang. Wir haben Laufzeiten von mehr als 20 Jahren. Man kann sagen, dass eine größere Menge 2018 oder 2020 kommt."
Es sind also nur noch ein paar Jahre, die Politik, Erzeugern und Nutzern bleiben, um ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten. Damit Photovoltaik auch bis zum Ende eine umweltfreundliche Technologie bleibt.