Wie das Komitee der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm heute Mittag bekannt gab, werden die Physiker für die Entdeckung von Neutrino-Oszillationen ausgezeichnet. Dies gilt als indirekter Nachweis dafür, dass Neutrinos eine Masse haben.
Neutrinos sind elektrisch neutrale Elementarteilchen, die problemlos ganze Planeten passieren können, ohne Spuren zu hinterlassen. Ihre Masse ist sehr gering. "Für über ein halbes Jahrhundert haben wir gedacht, dass Neutrinos keine Masse haben", sagte Nobeljurorin Olga Botner.
Die Experimente von Kajita und McDonald hätten zu der Erkenntnis geführt, dass Neutrinos ihre Gestalt verändern können, so Göran Hansson, Generalsekretär der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften.
Diese Erkenntnis sei wirklich ein Kunststück, meint Wissenschaftsjournalist Frank Grotelüschen. Neutrinos kommen vor allem im Weltraum vor. Sie sind die häufigsten Teilchen überhaupt: "Pro Sekunde rasen etwa 100 Milliarden davon durch einen Quadratzentimeter einer Handfläche." Das mache die Forschung sehr schwierig und aufwendig. Wie sie dennoch gelingen könne und in welchen Feldern die Erkenntnisse der Forscher Anwendung finden könnten, erklärt Grotelüschen hier:
Der 56-jährige Takaaki Kajita forscht an der Universität Tokio in Japan, der 72-jährige Arthur B. McDonald ist Direktor des Sudbury Neutrino Observatory (SNO) Ontario, Kanada, und lehrt außerdem an der Queen's University in Kingston, ebenfalls im kanadischen Ontario.
McDonald reagierte mit Bescheidenheit auf die Nachricht aus Stockholm: "Wir sind sehr zufrieden, dass wir zum Wissen der Welt haben beitragen können", sagte er am Telefon während der Pressekonferenz des Nobelkomitees.
Ebenso bescheiden, aber auch dankbar zeigte sich Takaaki Kajita: "Ich fühle mich sehr geehrt", sagte Kajita. "Meine Arbeit bringt nicht gleich der Menschheit Nutzen. Wenn man es schön ausdrückt, dann erweitert so eine Forschung wie meine den Horizont des menschlichen Wissens. Der Nobelpreis hat darauf Licht geworfen, und ich bin dankbar dafür."
Der Nobelpreis ist die höchste Auszeichnung für Physiker und ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen, umgerechnet etwa 850.000 Euro, dotiert.
Im vergangenen Jahr ging der Nobelpreis an die japanischen Licht-Forscher Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura.
Beiträge im DLF zu den Forschungsfeldern der Ausgezeichneten:
OPERA-Detektor Neutrino-Verwandlungen entdeckt (Forschung aktuell, 17.06.2015)
Observatorium mit weltgrößten Magnet Indiens Weg in die Neutrino-Forschung (Forschung aktuell, 19.02.2015)
Geoneutrinos Geister aus der Tiefe (Wissenschaft im Brennpunkt, 08.06.2014)
Neutrino-Forschung IceCube-Detektor spürt Elementarteilchen kosmischen Ursprungs auf (Forschung aktuell, 22.11.2013)
2006 sendete der DLF ein Feature über das MINOS-Neutrinoexperiment in Minnesota:
(cvo/swe)