Plötzlich blickt die Weltöffentlichkeit auf sie: Donna Strickland. Denn heute gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt, dass die Wissenschaftlerin gemeinsam mit zwei Kollegen den Physik-Nobelpreis 2018 erhält - als dritte Frau in der Geschichte der Auszeichnung.
Die kanadische Marie Curie
Ausgezeichnet wird Donna Strickland für die Entwicklung ultrakurzer Laserpulse, die heute unter anderem standardmäßig in der Augenchirurgie Anwendung finden. Die dafür wegweisende Studie erschien bereits im Jahr 1985 und bildete die Grundlage für ihre Doktorarbeit.
Ansonsten liefert die Nobeljury nur wenige Informationen über Donna Strickland. Geboren wurde sie 1959 im kanadischen Guelph. Ihre Doktorarbeit absolvierte sie an der University of Rochester in den USA. Mittlerweile ist sie Professorin an der University of Waterloo in Kanada.
"Wir sollten Physikerinnen feiern, denn es gibt sie da draußen."
1903 hatte die aus Warschau stammende und in Frankreich forschende Marie Curie den Nobelpreis für Physik bekommen, 1963 folgte die Auszeichnung für die deutsch-amerikanische Physikerin Maria Goeppert-Mayer. Der erste Gedanke von Donna Strickland, als sie vom Gewinn des Nobelpreises hörte, sei gewesen: "Das ist verrückt." Später fügte sie hinzu:
"Wir sollten Physikerinnen feiern, denn es gibt sie da draußen. Ich fühle mich geehrt, eine dieser Frauen zu sein."
"Wir sollten Physikerinnen feiern, denn es gibt sie da draußen. Ich fühle mich geehrt, eine dieser Frauen zu sein."
Dieser Forderung schließt sich auch Cornelia Denz an, Physik-Professorin und Leiterin der Arbeitsgruppe Genderforschung in der Physik an der Universität Münster. Im Interview mit dem Deutschlandfunk verlangte sie außerdem, dass sich Frauen in der Forschung stärker vernetzen, um sichtbarer zu werden und bei Preisvergaben stärker berücksichtigt zu werden.
In den sozialen Medien rief die Auszeichnung von Donna Strickland schnell zahlreiche Reaktionen hervor - vor allem die Tatsache, dass sie die erste Frau nach 55 Jahren ist, die den Physik-Nobelpreis erhält. Auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau veröffentlichte einen Tweet, in dem er ihr gratulierte.
In den vergangenen Jahren war immer wieder kritisiert worden, dass Frauen wesentlich seltener mit einem Nobelpreis ausgezeichnet werden als Männer - nicht nur in Physik sondern auch in anderen Disziplinen.
Die Ansicht, dass Frauen in der Physik eine untergeordnete Rolle spielen, scheint unterdessen auch heute noch bei einigen Forschern verbreitet zu sein. Während eines Vortrags am Cern hatte ein Forscher der Universität Pisa am Freitag unter anderem gesagt, die Physik sei "von Männern erfunden und aufgebaut" worden. Unqualifizierte Frauen würden heute aus politischen Gründen Posten in den Naturwissenschaften einfordern. Die Äußerungen lösten Empörung aus. Das Cern setzte am Montag die Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftler aus.