Archiv

Physik-Nobelpreis
Wenn Raum und Zeit erzittern

In diesem Jahr bekommen drei US-Wissenschaftler den Nobelpreis für Physik: Sie haben die von Albert Einstein vorhergesagten Gravitationswellen nachgewiesen und erforscht. Rainer Weiss, Barry C. Barish und Kip S. Thorne werden damit für ihre jahrzehntelange Arbeit geehrt.

    Simulation der Kollision von zwei Schwarzen Löchern, wie sie vom Gravitationswellen-Detekto LIGO aufgezeichnet worden ist.
    Simulation der Kollision von zwei Schwarzen Löchern, wie sie vom Gravitationswellen-Detektor LIGO aufgezeichnet worden ist. (SXS)
    Der gebürtige Berliner Rainer Weiss bekommt den Preis zur einen Hälfte, die andere geht an Barry C. Barish und Kip S. Thorne. Sie bekommen die Auszeichnung für den Nachweis von Gravitationswellen. Das hat die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mitgeteilt.
    Weiss war kurz nach der Bekanntgabe telefonisch zugeschaltet. Für ihn ist die Arbeit noch lange nicht beendet. Es gebe im Weltall immer noch viele Dinge herauszufinden, sagte Weiss.
    Weiss und seine beiden Mitstreiter werden damit für ihre jahrzehntelange Forschung geehrt.
    Am 11. Februar 2016 hatten Forscher der LIGO-Observatorien in den USA den ersten direkten Nachweis der von Albert Einstein vorhergesagten Gravitationswellen bekanntgegeben. Für das Fachjournal "Science" war es der wissenschaftliche Durchbruch des Jahres. Hier erklärt Barry C. Barish, welch langen Weg die Forschung zurücklegen musste, um von Einsteins Vorhersage der Existenz von Gravitationswellen bis hin zu ihrem wissenschaftlichen Nachweis zu gelangen.
    "Dieser Nobelpreis ist auch unserer"
    An den nun ausgezeichneten Forschungsergebnissen waren auch Wissenschaftler Potsdam und Hannover. Karsten Danzmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, sagte im Deutschlandfunk, als die erste Gravitationswelle 2015 ins Netz der LIGO-Kooperation ging, sei dies unglaublich gewsen. Zwei Postdocs seines Instituts seien die ersten Menschen gewesen, "die jemals schwarze Löcher beim Sterben gehört haben". Niemand habe dies zuerst glauben können, so Danzmann: "Wenn man so lange nach etwas sucht und man findet es plötzlich, dann ruft man nicht plötzlich, Heureka, ich hab’s gefunden, sondern dann ist man erst mal skeptisch und sagt, na ja, das müssen wir uns mal genauer anschauen." Darüber, dass der europäische Beitrag vom Nobel-Komitee nicht gewürdigt wurde, ist Danzmann nicht enttäuscht: "Wir wissen alle, was wir beigetragen haben, und das reicht uns. Dieser Nobelpreis ist auch unserer."
    Ein weiteres Interview aus der Sendung "Forschung Aktuell" mit LIGO-Mitglied Harald Pfeiffer, der lange mit Kip S. Thorne zusammengearbeitet hat, finden Sie hier. (Audio)
    Wenn Schwarze Löcher kollidieren
    Gravitationswellen sind eine der spektakulären Prognosen von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie. Sie entstehen meist, wenn große Objekte wie Sterne beschleunigt werden. 100 Jahre nach Einsteins Vorhersage konnten die Ligo-Observatorien am 14. September 2015 erstmals die Gravitationswellen von zwei Schwarzen Löchern auffangen, die in rund 1,3 Milliarden Lichtjahren Entfernung von der Erde zusammengeprallt und verschmolzen waren. Danach wurde noch das Echo von zwei weiteren Ereignissen im All gemessen.
    Der Nobelpreis ist mit umgerechnet rund 850.000 Euro dotiert und wird am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm verliehen.
    Eine Einordnung von Dlf-Wissenschaftsredakteur Ralf Krauter können Sie hier hören (Audio).
    (jasi/mw/tep)