Unser Leben besteht aus einer schier unaufhörlichen Abfolge von Emotionen. Wir empfinden Liebe oder Freude, Wut und Schuld, Angst, Trauer, Freude und Mitleid: Mal stärker, mal schwächer durchdringen sie jeden Moment. Und wie Gefühle und Gehirn zusammenhängen und was die Neurowissenschaften zum Thema Emotionen zu sagen haben, darüber hat der Molekularbiologe Giovanni Frazzetto nun ein Buch geschrieben.
Er erzählt von seiner eigenen Forschung, beschreibt seine Notizen über Mäusemütter, die sich zärtlich um ihren Nachwuchs bemühen. Er erzählt von der Arbeit anderer Forscher, erklärt, wie Neurowissenschaftler zu ihren Ergebnissen kommen. Allerdings geht es im "Gefühlscode" um mehr als um Signalübertragung zwischen Zellen, Spiegelneuronen und Gehirnaktivitäten.
Um sich der Frage nach der Natur der Gefühle zu nähern, wirft Giovanni Frazzetto sein Netz sehr viel weiter aus, verknüpft naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit dem Wissen der Philosophen, der Maler und Literaten. Außerdem bezieht er seine eigenen Gefühle mit ein. So beginnt der Autor seine abwechslungsreiche Reise durch die Welt der Emotionen in Rom, mit der Beschreibung, wie sein Fahrer Bruce angesichts eines unerwarteten Staus am Samstagmorgen in Rage gerät.
"Der Gefühlscode" ist ein besonderes Buch, sehr persönlich und überraschend - eben gefühlvoll. Nur der deutsche Titel stört: Gefühle sind eben kein Code, der sich knacken lässt. Da ist der Originaltitel "How we feel" sehr viel treffender.
Giovanni Frazzetto: Der Gefühlscode. Die Entschlüsselung unserer Emotionen
Übersetzung: Klaus Binder und Bernd Leineweber
ISBN 978-3-44-643876-7
Hanser Verlag, 384 Seiten, 21,90 Euro