Nur knapp über 40 Gemälde haben sich von Pieter Bruegel dem Älteren erhalten. Mit zwölf Gemälden besitzt das Kunsthistorische Museum die bei Weitem größte Sammlung der Werke des Urvaters der niederländischen Künstlerfamilie. Auch viele kostbare und zum Teil schwer erhältliche Leihgaben sind in der Wiener Ausstellung zu sehen, die damit zwei Drittel seines malerischen Werks präsentiert. Viele Bilder erstmals nebeneinander zu sehen macht diese Ausstellung nach Meinung des Kunstkritikers Carsten Probst zu einem einmaligen Erlebnis.
Durch ein Projekt der Getty Foundation und des Kunsthistorischen Museums wurden die zwölf eigenen Gemälde einer umfangreichen Materialuntersuchung unterzogen. Die bei dieser Gelegenheit gemachten hochauflösenden Aufnahmen ermöglichen es den Besuchern nun, in jedes kleine Detail in nie gekannter Schärfe hineinzuzoomen - für Carsten Probst eine naheliegende Idee wegen des Figurenreichtums und der unterschiedlichen Malttechniken von Bruegel.
Großer Landschaftsmaler
Beim Turmbau zu Babel etwa habe der Maler die Arbeiter akurat mit ihrer Mimik und Gestik aufgeführt, aber die Landschaft im Hintergrund nur mit einem einzigen Pinselstrich hingeworfen. Die Ausstellung liefere also einen Erkenntnisgewinn, bei dem sich die Erzählungen in den Bildern nochmal neu erschließen.
Über die Arbeitsweise von Pieter Bruegel dem Älteren wurden neue Erkenntnisse zutage gefördert, nicht dagegen über das Leben des Malers. Allerdings konnte ihm das Bild "Der Hafen von Neapel" endgültig zugeschrieben werden - für Carsten Probst eines der ganz großen Bruegel-Highlights. Die Wiener Ausstellung lässt Bruegel als einen großen Landschaftsmaler erscheinen, bei dem die Figuren zu einem Teil der Natur werden.