Pikettys gleichnamiges Sachbuch von 2014 war durchaus erfolgreich, löste aber gemischte Reaktionen aus. Kritiker stellten die Grundlage seiner Thesen in Frage, andere die Schlüsse, die daraus gezogen wurden. Einig waren sich die meisten Leserinnen und Leser aber darin, dass das Buch zu einer überfälligen Debatte beigetragen hat: Wie soll Reichtum verteilt werden? Was stellt es mit einer Gesellschaft an, wenn darauf nicht geachtet wird?
Der Dokumentarfilm "Das Kapital im 21. Jahrhundert" gibt darauf eine klare Antwort, sagte Deutschlandfunk-Filmkritiker Rüdiger Suchsland. Die Leitfrage sei: Wo liegt die wahre Macht? Nicht bei der Politik, sondern bei den großen Konzernen, laute die Antwort: Immer weniger Leute werden in der kapitalistischen Gesellschaft immer reicher. Die dadurch aber stetig wachsende Gruppe der Abgehängten erhebe sich irgendwann, notfalls mit Gewalt. Das, so impliziere der Film "Das Kapital im 21. Jahrhundert", könne schon bald wieder bevorstehen: Die Demokratie sei durch Wutbürger und Demagogen in Gefahr. Der Staat müsse deshalb regulierend eingreifen und für mehr Gerechtigkeit sorgen - etwa mit Hilfe der Vermögenssteuer.
Pauschal aber schlagkräftig
Die Kritik am Kapitalismus falle in der filmischen Umsetzung manchmal sehr pauschal aus, sei dadurch aber auch sehr schlagkräftig, so Rüdiger Suchsland in "Kultur heute". Insgesamt sei der Film informativ und gut anzusehen, "ein Einführungskurs in Finanzwirtschaft und Wirtschaftsgeschichte". Pikettys Thesen werden durch dokumentarisches Archivmaterial, durch Gespräche mit Persönlichkeiten und Intellektuellen illustriert - und mit Szenen aus historischen Spielfilmen zum Thema Klassenunterschiede wie "Stolz und Vorurteil" und "Les Misérables". Kritik an Pikettys Thesen gebe es im Film nicht: keine Debatten, keine Diskussionen.