"Die wollen die Volkswirtschaft lahmlegen"
Der Flieger nach Sofia hob heute Nachmittag noch ab in Frankfurt am Main - mehrere Flüge nach Graz allerdings waren genauso gestrichen wie rund 1.300 andere Verbindungen hierzulande - sehr zum Ärger des Grazers Robert Zach, der gerade mit seiner Familie aus Kuba kam:
"Ich bin entsprechend müde, weil ich war die ganze Nacht unterwegs und jetzt bin ich entsprechend sauer. Weil ich will heute eigentlich noch nach Hause. Und das geht nicht. Ich meine, es ist um 16.00 Uhr noch ein Flug nach Graz, den haben sie auch gestrichen. Und es ist um 20 Uhr ein Flug nach Graz, den haben sie auch gestrichen. Ich weiß nicht - steht Graz auf der schwarzen Liste? Scheinbar komme ich nicht nach Hause."
"Die wollen die Volkswirtschaft lahmlegen. Sie wollen sagen: Seht, wir haben es geschafft. Aber ich muss doch ein bisschen über den Horizont hinausgehen. Oder sehe ich das falsch?"
Sagt die Deutsch-Kanadierin Sigrid Cornhill-Bär, die hofft, heute noch ihren Flug zurück in ihre Heimat Toronto zu kriegen. Jörg Handwerg, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, versichert allerdings, dass gerade der Streik heute und Morgen durchaus über den Horizont des Konfliktes zur Alters-Übergangsregelung ab 55 Jahren hinausgeht. Die Verhandlungen mit der Lufthansa stocken auch an anderen Punkten, erklärt Handwerg:
"Wir haben zum Beispiel das Thema "Jump" beleuchtet. Da geht es darum, touristische Ziele anfliegen zu können mit einer niedrigeren Kostenstruktur. Das Unternehmen hat hier von allen Beteiligten 20 Prozent gefordert, wir haben das durchgerechnet. 20 Prozent Lohnverzicht auf diesen Flügen. Da haben wir gesagt, wir sind dazu bereit. Dann hieß es plötzlich: Nee, wir wollen 30 Prozent. Das ist genau die Art, daran können sie erkennen, man will gar nicht zu einer Einigung kommen. Sondern es geht eben darum, so hohe Forderungen zu stellen, dass man nicht zu einer Einigung kommen kann, um dann eben anderweitig Fakten zu schaffen."
Möglicherweise über das Eingreifen der Politik. Vor einigen Monaten hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr so etwas schon einmal in einem Interview für den Hessischen Rundfunk angedeutet:
"Ich glaube, es wird sich ohne die Politik nicht ändern lassen. Weil der Arbeitgeber, das sehen sie bei uns langfristig keine anderen Möglichkeiten hat. Er kann kurzfristig nachgeben und seine Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern. Das wäre kurzfristiger Frieden, aber langfristiges Ausscheiden aus dem Markt oder Schrumpfen des Unternehmens. Oder er muss es durchstehen."