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Piloten-Streiks
Lufthansa streicht fast alle Flüge

Die Lufthansa streicht wegen des geplanten Piloten-Streiks neun von zehn Flügen. Vom größten Streik in der Unternehmensgeschichte spricht der Konzern. Zuvor hatte die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit ihre Mitglieder dazu aufgerufen, rund um die Uhr die Arbeit nieder zu legen.

Von Benjamin Hammer |
    Ein Flugzeug der Lufthansa landet auf dem Flughafen in München
    Nach Angaben der Lufthansa sind insgesamt 425.000 Passagiere vom Streik betroffen. (picture alliance / dpa / Rene Ruprecht)
    Das Lufthansa-Management gibt auf. Und das, obwohl der angedrohte Streik erst in über 30 Stunden beginnen soll. Von Mittwoch bis Freitag werden bei Lufthansa, der Frachttochter Cargo und Germanwings insgesamt 3.800 Flüge gestrichen. Nur 500 Flüge sollen aufrechterhalten werden.
    Klare Entscheidungen bereits vor Streikbeginn
    Nach Angaben der Lufthansa sind insgesamt 425.000 Passagiere betroffen. Es ist einer der größten Ausstände in der Geschichte des Unternehmens. Ein so früher und so deutlicher Schritt der Fluggesellschaft ist bemerkenswert. Man habe am Sonntagabend bei erneuten Gesprächen erkennen müssen, dass man schlicht zu weit auseinander liege, sagte ein Lufthansa-Sprecher gegenüber diesem Sender. In der Vergangenheit habe man gute Erfahrungen damit gemacht, vor einem Streik klare Entscheidungen zu treffen. Das helfe den betroffenen Passagieren bei ihren Planungen. Im Klartext: Auch wenn sich Lufthansa und die Gewerkschaft Cockpit noch bis Mittwochmorgen einigen sollten, kommt es zu den Streichungen. Man könne ein System nicht beliebig hoch- oder runterfahren, so der Lufthansa-Sprecher.
    Betriebsrente für jüngere Piloten
    Streitpunkt zwischen der Lufthansa und der Gewerkschaft bleibt die Frage, wie die Piloten versorgt werden, bis sie das gesetzliche Rentenalter erreicht haben. Im Schnitt beenden Lufthansa-Piloten ihre Karriere nämlich bereits mit 59 Jahren. Bisher wurden sie bis zum Rentenalter von der Lufthansa finanziert, mit knapp 60 Prozent des letzten Gehaltes. Bei einem üblichen Endgehalt von rund 250.000 Euro entspricht das 150.000 Euro pro Jahr. Die Lufthansa argumentierte, dass sie sich eine so hohe Versorgung nicht mehr leisten könne.
    Schaden von 50 Millionen erwartet
    Sie will daher die Dienstzeit der Piloten verlängern, jüngere Piloten sollen aus der Übergangsversorgung ganz ausscheiden und stattdessen eine Betriebsrente erhalten. Die Pilotengewerkschaft Cockpit argumentiert, man habe der Lufthansa eine finanzielle Deckelung der Altersversorgung vorgeschlagen. Teurer werde es nicht, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft. Die Lufthansa hingegen vermisst weiterhin konkrete Vorschläge der Piloten, wie die Kosten begrenzt werden.
    Schon jetzt steht fest: Die Kosten des Streiks sind gewaltig, sowohl für die Gewerkschaftskasse, als auch für die Lufthansa. Analysten rechnen mit einem möglichen Schaden von 50 Millionen Euro.