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Pilotenstreik
Lufthansa bleibt weiter am Boden

Im Tarifkonflikt bei der Lufthansa setzt die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit ihren Streik fort. Im Laufe des Tages sollen bundesweit 912 Flüge ausfallen. Auch morgen geht der Ausstand weiter.

    Lufthansa-Flugzeuge in Frankfurt am Main
    Der Streik hat die Lufthansa zur Absage von rund 912 Flügen gezwungen. (dpa/picture alliance/Arne Dedert)
    Bereits am Mittwoch waren 900 Flüge ausgefallen, heute sind 912 Verbindungen betroffen, 82 davon auf der Langstrecke, teilte das Unternehmen mit. 2.088 von rund 3.000 geplanten Flügen fänden aber statt. Konzerngesellschaften wie Swiss, AUA oder Eurowings werden von den Piloten nicht bestreikt. Mittwoch und Donnerstag sind laut Angaben der Lufthansa zusammengenommen 215.000 Passagiere betroffen.
    Am Freitag nur Streiks auf der Kurzstrecke
    Die Lage sei heute jedoch ruhig, hieß es aus dem Unternehmen. Der Streik-Flugplan werde wie geplant geflogen. Am Terminal gab es keine größere Unruhe: Viele Passagiere hatten sich offenbar auf die massiven Ausfälle eingestellt und waren erst gar nicht zum Flughafen gekommen. In München blieben die meisten Maschinen am Morgen am Boden. Nur einige wenige Lufthansa-Maschinen hoben ab - unter anderem nach Hongkong, Lissabon, Turin und Dresden. Die Lufthansa erklärte, es seien mehr als 150.000 Mails oder SMS mit Fluginfos versendet worden.
    Für Freitag kündigte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit an, ausschließlich die Kurzstrecke zu bestreiken: "Nachdem durch den bisherigen Streik der komplette Lufthansa Flugbetrieb nahezu zum Erliegen gekommen ist, sind diesmal nur die Kurzstreckenverbindungen betroffen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollten", so ein Sprecher.
    Die Lufthansa war auch in der zweiten Instanz mit dem Versuch gescheitert, den Streik der Piloten gerichtlich zu untersagen. In der Nacht zu Mittwoch hat der Ausstand der Vereinigung Cockpit wie geplant begonnen.
    Gewerkschaft weitete Streik nach abgewiesenen Eilanträgen aus
    Nach den von zwei Arbeitsgerichten abgewiesenen Eilanträgen der Lufthansa gegen den Pilotenstreik hat die Vereinigung Cockpit den Ausstand umgehend ausgeweitet. Verantwortlich für die Streiks sei laut Gewerkschaft der Konzern: "Auch während der Gerichtsverfahren sahen sich die Vertreter der Arbeitgeberseite nicht in der Lage, verbesserte Angebote vorzulegen", kritisierte Cockpit-Vorstandsmitglied Jörg Handwerg. Damit habe das Lufthansa-Management die Streiks zu vertreten.
    Lufthansa verärgert
    Bei der Lufthansa stieß die Fortführung des Streiks auf Unverständnis: "Damit wird dem Unternehmen und insbesondere seinen Kunden ein weiteres Mal großer Schaden durch die Vereinigung Cockpit zugefügt", erklärte der Konzern in der Nacht. Man sei aber jederzeit zu neuen Tarifverhandlungen und auch zu einer Schlichtung bereit. "Wenn sich die Gewerkschaft dieser Suche nach einer Lösung verschließt, verursacht sie jetzt einen Schaden für alle betroffenen Kunden und für die 115.000 Kolleginnen und Kollegen der Lufthansa Group."
    Dienstagabend war die Lufthansa mit ihren Eilanträgen gegen den Pilotenstreik gescheitert. Nach dem Arbeitsgericht Frankfurt am Main wies kurz vor Mitternacht auch die nächsthöhere Instanz, das Landesarbeitsgericht Hessen, die Anträge zurück. Der Richter erklärte zunächst, der Sachverhalt lasse sich nicht in einem Eilverfahren klären. Später teilte die Kammer mit, man könne "kein rechtswidriges Streikziel erkennen", das ein Verbot der Arbeitsniederlegungen rechtfertigen würde. Die Lufthansa hatte in dem Verfahren die Ansicht vertreten, dass Teile der Gewerkschaftsforderungen nicht streikfähig seien.
    Kunden sollen sich auf Homepage informieren
    Vor einer Woche hatte Cockpit die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt. Wegen des Ausstands fallen allein heute rund 900 Flüge aus. Betroffen sind rund 100.000 Passagiere. Kunden wird empfohlen, vor Antritt eines Fluges auf der Homepage der Lufthansa zu prüfen, ob er stattfinden kann.
    Seit April 2014 ist es bereits der 14. Streik der Cockpit-Piloten. Hintergrund sind nicht nur Lohnforderungen, sondern auch Differenzen zwischen der Unternehmensleitung und der Gewerkschaft über den geplanten Umbau des Konzerns.
    (hg/fwa/vic/nin/cvo/jasi)