Um 10.00 Uhr hatte der Ausstand begonnen: Die Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" hatte ihre Piloten aufgerufen, am Flughafen München zu streiken - bis 18.00 Uhr. Von Flugausfällen betroffene Passagiere konnten kostenlos umbuchen oder auf die Bahn umsteigen.
Der Konzern veröffentlichte auf seiner Homepage Informationen über die Auswirkungen des Streiks und setzte einen Sonderflugplan in Kraft. Passagiere wurden demnach über andere Flughäfen umgeleitet. Die 15 geplanten Langstreckenflüge aus München konnten trotz der Arbeitsniederlegungen starten, weil sich freiwillige Crews gemeldet hatten.
Millionenkosten durch Streik
Insgesamt waren vom Streik laut Lufthansa 15.300 Fluggäste betroffen. Nach Angaben des Konzerns hat aber die Mehrheit auf alternative Verbindungen und auch andere Verkehrsmittel, wie etwa die Deutsche Bahn, ausweichen können. Außerdem waren in München hunderte Hotelzimmer angemietet, im Transitbereich des Flughafens wurden zudem Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet.
Der Lufthansa entstehen durch den Streik der Piloten Millionenkosten. Analysten sorgen sich wegen der anhaltenden Streiks um die Gewinnziele des Konzerns.
Es war der dritte Streik in den vergangenen zwei Wochen. Die Pilotengewerkschaft ist mit der Beteiligung bisher zufrieden. Sie sieht sich nach eigener Darstellung zu "diesen weiteren Maßnahmen" gezwungen, weil der Konzern kein kompromissfähiges Angebot vorgelegt habe. Die Lufthansa kündigte an, ihre Offerte an die Piloten zu konkretisieren, also weitere Details zum bisherigen Angebot zu nennen. Das soll in der kommenden Woche geschehen.
Streit um Vorruhestandsregelungen
Hintergrund des Arbeitskampfes ist ein Tarifkonflikt, der schon seit Längerem schwelt. Dabei geht es vor allem um die Vorruhestandsregelungen für die Piloten. Die Lufthansa hat den bisherigen Tarifvertrag Ende vorigen Jahres gekündigt.
Einige Details: Für die Fluglinie arbeiten rund 5.400 Piloten. Sie gehen derzeit im Durchschnitt mit knapp 59 Jahren in den Vorruhestand, den das Unternehmen bezahlt. Die Piloten bekommen dann bis zum Beginn der gesetzlichen Rente bis zu 60 Prozent ihres letzten Bruttogehaltes. Die Lufthansa möchte nun das Durchschnittsalter schrittweise von 59 auf 61 Jahre erhöhen. Sie verweist dabei auch auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, nach dem Piloten grundsätzlich sogar bis zum Alter von 65 Jahren fliegen können - sofern sie fit bleiben. Neu eingestellte Piloten sollen die Kosten für die Frühverrentung fortan selbst tragen.
Die Piloten befürchten einen "sozialen Kahlschlag" und möchten den Status quo erhalten. Die Gewerkschaft hält es für unsolidarisch, neue Kollegen deutlich schlechter zu stellen als langjährig Beschäftigte. Grundsätzlich ist die Gewerkschaft aber bereit, Kostensenkungen zu akzeptieren.
(jsc/hba/pr)