Es handelt sich um einen Angriffskrieg ohne Kriegserklärung. Mit der Offensive "Western Design” will Oliver Cromwell, Protektor der englischen Republik, die spanische Vorherrschaft und das Handelsmonopol in Zentralamerika brechen. Nikolaus Böttcher, Kolonialhistoriker an der Freien Universität Berlin:
" In gewisser Weise war das natürlich zur Ablenkung und zur Stabilisierung der eigenen Macht in England selber. Und auf der anderen Seite hatte England zu diesem Zeitpunkt sowohl seine Flotte als auch sein Handelsvolumen derart in die Höhe getrieben, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, das nach Aussen zu tragen."
Unter dem Oberkommando von Admiral William Penn steuert die Flotte zunächst das heutige Haiti an:
Nikolaus Boettcher: " Haiti gab es zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht, das war die Insel Hispaniola mit dem Machtzentrum der Spanier in Santo Domingo, das war natürlich sehr stark befestigt, dort befand sich das große Appellationsgericht und das Verwaltungszentrum der Spanier. "
Aber trotz ihrer Überlegenheit gelingt es den Engländern nicht, die Stadt zu erobern. Wenige hundert Spanier leisten nicht nur erbitterten Widerstand, sondern fügen den englischen Truppen eine schmerzhafte Niederlage zu. Nach England zurückzukehren, hätte für die Führung der Expedition womöglich Degradierung und Gefängnis bedeutet – William Penn befiehlt die nächste Insel anzusteuern.
Am 10.Mai 1655 taucht die englische Flotte vor Jamaika auf. Die Hauptstadt Santiago de la Vega, das heutige Spanish Town, ist kaum befestigt.
Schon am Abend weht die englische Fahne über den Festungsmauern – die Flotte hat einen Sieg, den sie in London vorzeigen kann, der entscheidende Schlag gegen das spanische Kolonialreich ist es allerdings nicht geworden.
Aber Jamaika wird zum Stachel im Fleisch des spanischen Imperiums. Dabei verbinden sich die Engländer mit den gesetz- und heimatlosen Vagabunden der sieben Weltmeere. Jamaika wird zum Zentrum der Piraten der Karibik, der Hafen Port Royal zum uneinnehmbaren Stützpunkt. In den engen Gassen der Stadt, die man bald das "Sodom der Karibik” nennt, tummeln sich betrunkene Matrosen, Prostitituierte und Schmuggler, treffen sich Glücksritter aus aller Herren Länder zum Handel und Schwarzhandel – auf zehn Einwohner kommt eine Schänke.
Im Namen der englischen Krone werden in Jamaika nicht nur Freibeuterpatente und Kaperbriefe ausgestellt, sondern auch Raubzüge direkt aus der Staatsschatulle finanziert. Dabei gehen die halbstaatlichen Freibeuter mit brutaler Grausamkeit vor. So berichtet der Engländer John Style 1669 entsetzt nach London, dass die Seeräuber gefangene Spanier in Stücke hauen würden:
""Zunächst etwas Fleisch, dann eine Hand, einen Arm, ein Bein; manchmal wird auch ein Strick um den Kopf gelegt, bis die Augen herausfallen.”"
Der Freibeuter Henry Morgan wird zu einer der bekanntesten Figuren in dieser Grauzone zwischen Verbrechen und staatlichem Wohlwollen. Er ist bereits 1655 bei der Eroberung Jamaikas dabei und überfällt von hier aus die umliegenden karibischen Küsten. Aber die politische Lage hat sich verändert, im Jahre 1670 hat Spanien zwar endgültig auf den Besitz Jamaikas verzichtet, aber gleichzeitig mit England ein Abkommen zur Unterdrückung der Piraterie geschlossen.
Obwohl dem populären Seeräuber Henry Morgan eigentlich der Prozess hätte gemacht werden müssen, erhebt ihn der englische König Karl II. nicht nur in den Ritterstand, sondern ernennt ihn noch zum Vizegouverneur Jamaikas.
Allerdings hat England längst mit dem Aufbau eines eigenen Kolonialreichs in Amerika begonnen und kein Interesse mehr an der Piraterie. Vizegouverneur Morgan stirbt 1688 friedlich in Port Royal. Vier Jahre später wird das berüchtigte Seeräubernest durch ein Erdbeben fast völlig zerstört. Tausende kommen ums Leben und auch das Grab Sir Henry Morgans verschwindet in den Tiefen des Meeres.
Jamaika bleibt noch lange einer der größten Umschlagplätze für den Sklavenhandel und für alle Schmuggelgüter aus den spanischen Kolonien in der Karibik. Erst im August 1962 gelangt die Insel zur Unabhängigkeit. Sein britisches Profil im Gegensatz zu den meisten spanisch geprägten Karibikstaaten hat Jamika bis heute bewahrt.
" In gewisser Weise war das natürlich zur Ablenkung und zur Stabilisierung der eigenen Macht in England selber. Und auf der anderen Seite hatte England zu diesem Zeitpunkt sowohl seine Flotte als auch sein Handelsvolumen derart in die Höhe getrieben, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, das nach Aussen zu tragen."
Unter dem Oberkommando von Admiral William Penn steuert die Flotte zunächst das heutige Haiti an:
Nikolaus Boettcher: " Haiti gab es zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht, das war die Insel Hispaniola mit dem Machtzentrum der Spanier in Santo Domingo, das war natürlich sehr stark befestigt, dort befand sich das große Appellationsgericht und das Verwaltungszentrum der Spanier. "
Aber trotz ihrer Überlegenheit gelingt es den Engländern nicht, die Stadt zu erobern. Wenige hundert Spanier leisten nicht nur erbitterten Widerstand, sondern fügen den englischen Truppen eine schmerzhafte Niederlage zu. Nach England zurückzukehren, hätte für die Führung der Expedition womöglich Degradierung und Gefängnis bedeutet – William Penn befiehlt die nächste Insel anzusteuern.
Am 10.Mai 1655 taucht die englische Flotte vor Jamaika auf. Die Hauptstadt Santiago de la Vega, das heutige Spanish Town, ist kaum befestigt.
Schon am Abend weht die englische Fahne über den Festungsmauern – die Flotte hat einen Sieg, den sie in London vorzeigen kann, der entscheidende Schlag gegen das spanische Kolonialreich ist es allerdings nicht geworden.
Aber Jamaika wird zum Stachel im Fleisch des spanischen Imperiums. Dabei verbinden sich die Engländer mit den gesetz- und heimatlosen Vagabunden der sieben Weltmeere. Jamaika wird zum Zentrum der Piraten der Karibik, der Hafen Port Royal zum uneinnehmbaren Stützpunkt. In den engen Gassen der Stadt, die man bald das "Sodom der Karibik” nennt, tummeln sich betrunkene Matrosen, Prostitituierte und Schmuggler, treffen sich Glücksritter aus aller Herren Länder zum Handel und Schwarzhandel – auf zehn Einwohner kommt eine Schänke.
Im Namen der englischen Krone werden in Jamaika nicht nur Freibeuterpatente und Kaperbriefe ausgestellt, sondern auch Raubzüge direkt aus der Staatsschatulle finanziert. Dabei gehen die halbstaatlichen Freibeuter mit brutaler Grausamkeit vor. So berichtet der Engländer John Style 1669 entsetzt nach London, dass die Seeräuber gefangene Spanier in Stücke hauen würden:
""Zunächst etwas Fleisch, dann eine Hand, einen Arm, ein Bein; manchmal wird auch ein Strick um den Kopf gelegt, bis die Augen herausfallen.”"
Der Freibeuter Henry Morgan wird zu einer der bekanntesten Figuren in dieser Grauzone zwischen Verbrechen und staatlichem Wohlwollen. Er ist bereits 1655 bei der Eroberung Jamaikas dabei und überfällt von hier aus die umliegenden karibischen Küsten. Aber die politische Lage hat sich verändert, im Jahre 1670 hat Spanien zwar endgültig auf den Besitz Jamaikas verzichtet, aber gleichzeitig mit England ein Abkommen zur Unterdrückung der Piraterie geschlossen.
Obwohl dem populären Seeräuber Henry Morgan eigentlich der Prozess hätte gemacht werden müssen, erhebt ihn der englische König Karl II. nicht nur in den Ritterstand, sondern ernennt ihn noch zum Vizegouverneur Jamaikas.
Allerdings hat England längst mit dem Aufbau eines eigenen Kolonialreichs in Amerika begonnen und kein Interesse mehr an der Piraterie. Vizegouverneur Morgan stirbt 1688 friedlich in Port Royal. Vier Jahre später wird das berüchtigte Seeräubernest durch ein Erdbeben fast völlig zerstört. Tausende kommen ums Leben und auch das Grab Sir Henry Morgans verschwindet in den Tiefen des Meeres.
Jamaika bleibt noch lange einer der größten Umschlagplätze für den Sklavenhandel und für alle Schmuggelgüter aus den spanischen Kolonien in der Karibik. Erst im August 1962 gelangt die Insel zur Unabhängigkeit. Sein britisches Profil im Gegensatz zu den meisten spanisch geprägten Karibikstaaten hat Jamika bis heute bewahrt.