Bundeswehr
Pistorius rechnet durch Wehrdienst-Konzept mit 5000 neuen Rekruten pro Jahr

Verteidigungsminister Pistorius hofft mit seinem Konzept eines neuen Wehrdienstes auf 5.000 zusätzliche Soldaten pro Jahr für die Bundeswehr. Ziel sei, diese Zahl jedes Jahr noch zu steigern, sagte Pistorius bei der Vorstellung seiner Pläne seines neuen Konzepts. Geplant ist unter anderem ein verpflichtender Fragebogen. Unterstützung für die Pläne kommt von der Wehrbeauftragten Högl.

    Berlin: Boris Pistorius (SPD), Verteidigungsminister, nimmt an der Pressekonferenz zur Entscheidung über die künftige Struktur der Bundeswehr teil.
    Die neue Struktur der Bundeswehr wird von Verteidigungsminister Pistorius vorgestellt. (Michael Kappeler / dpa / Michael Kappeler)
    Pistorius sagte bei der Vorstellung in Berlin, jedes Jahr würden etwa 400.000 junge Männer 18 Jahre alt. Diese Gruppe soll angeschrieben werden und verpflichtend einen Fragebogen über deren Einstellung zur Bundeswehr ausfüllen müssen. Er gehe davon aus, dass ein Viertel davon Interesse habe, zur Bundeswehr zu gehen.

    Musterung soll wieder eingeführt werden

    "Wir wollen die Besten und die Motiviertesten", betonte Pistorius. Die geeigneten Kandidaten sollen nach einer Musterung bestimmt werden. Auch Frauen sollen den Fragebogen erhalten, sie müssen ihn aber nicht ausfüllen. Pistorius betonte, das Grundgesetz sehe keine Wehrpflicht für Frauen vor. Die Auserwählten sollen einen Grundwehrdienst von sechs Monaten leisten oder sich für bis zu 23 Monate verpflichten können. Allerdings heißt es in dem Konzept auch: "Wir wollen ein neues Modell, das vor allem auf Freiwilligkeit setzt, im Bedarfsfall aber auch verpflichtende Elemente beinhaltet." Das Recht zur Kriegsdienstverweigerung bleibt laut Pistorius erhalten. Auch wer anfangs sein Interesse für die Bundeswehr signalisiert hat und bei der Musterung ausgewählt wurde, muss damit nicht zwingend den Dienst an der Waffe antreten.

    Truppenstärke soll ausgebaut werden

    Pistorius verfolgt das Ziel, bis 2031 die Zahl der Soldatinnen und Soldaten auf 203.000 zu erhöhen und eine Reserve mit bis zu 260.000 Frauen und Männern zu bilden. Derzeit dienen rund 181.500 Soldatinnen und Soldaten im deutschen Militär, hinzu kommen knapp 81.000 zivil Beschäftigte. Die Zahl der Reservisten liegt aktuell bei rund 60.000.

    Unterstützung für die Pläne aus der Koaltion

    Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Högl, (ebenfalls SPD) hat das neue Wehrdienstmodell begrüßt und breite Unterstützung gefordert. "Es kann helfen, die Personalprobleme der Bundeswehr anzugehen. Und es würde einen wichtigen Beitrag zu unserer Wehrhaftigkeit leisten. Denn die gesamte Gesellschaft muss unseren Frieden, unsere Freiheit und unsere Demokratie verteidigen - militärisch und zivil", teilte Högl in Berlin mit. Dazu müssten alle einen Beitrag leisten.
    FDP-Chef Lindner reagierte ebenfalls positiv auf die Pläne. "Der Vorschlag von Boris Pistorius geht nun in die richtige Richtung", schrieb Lindner auf der Plattform X. "Statt eines neuen Pflichtdiensts sollten wir mehr Menschen für den Dienst in der Bundeswehr interessieren und die Reserve stärken. Darüber werden wir jetzt sprechen." 
    Die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen, Nanni, erklärte im Deutschlandfunk, sie sei gegen eine Wiedereinführung des Wehrdienstes in der alten Form. Einzelne Pflichtanteile im Rahmen eines neuen Modells seien für junge Menschen aber zumutbar. Diese sollten dann für Männer und Frauen gleichermaßen gelten.
    Das komplette Interview mit Sara Nanni können Sie hier nachlesen.
    Diese Nachricht wurde am 12.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.