Die Studenten gründeten den Verein Addiopizzo, "Tschüss Schutzgeld", suchten den Kontakt zur Handelskammer und zu den Justizbehörden und erfanden das Antischutzgeld-Siegel "pizzo-free". Es klebt heute an den Geschäften und Restaurants der Vereinsmitglieder, die sich weigern, der Mafia Schutzgeld zu zahlen. Und es klebt auch auf landwirtschaftlichen Produkten, die von Feldern stammen, die früher der Mafia gehörten und dann konfisziert wurden. Handel betreiben, ohne dass die Cosa Nostra mitverdient, das ist heute in Sizilien möglich.
Mittagszeit in Palermo. Die Geschäfte haben die Rollos heruntergelassen, sie öffnen erst wieder um 5 Uhr am Nachmittag. Auf der sonst so quirligen Via Roma sucht eine deutsche Familie nach einem Restaurant. Nicht irgendeines soll es sein, die Urlauber orientieren sich an einem Stadtplan, der Restaurants mit dem Antischutzgeld-Siegel "pizzo-free" aufführt.
Die Familie aus Frankfurt landet schließlich im Restaurant "Il mirto e la rosa" von Antonella Sgrillo . Gutes Essen in stilvollem Ambiente - die Wirtin hat Geschmack. Vor allem aber hat sie Mut. Antonella zahlt nicht nur kein Schutzgeld, sondern überzeugt auch immer mehr andere Restaurant- und Ladenbesitzer in Palermo, es ihr gleichzutun.
"Ich habe es schon immer abgelehnt, mich mit Ungerechtigkeit abzufinden. Als ich dieses Restaurant vor mehr als 20 Jahren eröffnet habe, war mein erster Gedanke der, der jedem Geschäftsmann hier kommt. Wenn jemand Schutzgeld verlangt, was mache ich dann, zahle ich? Nein. Ich hätte niemals bezahlt und das wissen die Mafiosi. Sie können einschätzen, wer bereit ist zu zahlen. Als dann der Verein Addiopizzo entstanden ist, war es für mich ganz natürlich, mitzumachen."
Seit es die Pizzo-free-Tourist-Map gibt, macht Antonella fast 30 Prozent ihres Umsatzes mit Besuchern aus dem Ausland. "Wir wollen mit unseren Urlaubsausgaben doch nicht die Mafia unterstützen", erklären die Frankfurter ihre Wahl. Sie logieren in einem Vier-Sterne-Hotel außerhalb von Palermo, das ebenfalls "pizzo-free" ist. Kontrolliert wird das von einem Komitee des Vereins Addiopizzo, "Tschüss Schutzgeld". Der Verein bekam weltweite Aufmerksamkeit, als er ganz Palermo mit dem Satz "Ein Volk, das Schutzgeld zahlt, hat keine Würde", plakatierte.
"Dieser Slogan war stark, und neben all dem Guten, was der Verein macht, hat er es auch geschafft, dem Wort Pizzo, Schutzgeld, den Schrecken zu nehmen. Bis vor fünf Jahren nahm das Wort Pizzo niemand in den Mund. Kein Geschäftsmann hatte den Mut, über das Thema Schutzgeld zu sprechen."
Das ist heute anders. Die idealistischen Studenten von damals haben Erfahrung gesammelt. Anfangs wurden sie wenig ernst genommen mit ihrer Idee, eine saubere Parallelwirtschaft aufzubauen, an der die Mafia nichts verdient. Heute haben sie Hunderte von Mitgliedern, die sich ihre Produkte und Dienstleistungen gegenseitig verkaufen. Pensionsbesitzer Andrea bezieht die Brötchen für den Frühstückstisch bei einem Pizzo-free-Bäcker. Die schmutzige Bettwäsche bringt er in die Wäscherei, die dem Verein vor Kurzem beigetreten ist.
"Wir wachsen von Jahr zu Jahr. Im Durchschnitt treten pro Jahr 25, 30 neue Mitglieder dem Verein bei. Das Problem ist: Für einige heißt das nur, gegen Schutzgeldforderungen gefeilt zu sein, dabei geht es unserem Verein um viel mehr. Wir wollen uns gegenseitig durch Handel unterstützt. Wenn ich etwas für meine Gäste brauche, kaufe ich es bei Nuccio, einem Vereinsmitglied. Und wenn er Verwandte zu Besuch hat, die in Palermo übernachten wollen, dann schickt er sie zu mir."
Das ist eine neue Stufe im Kampf gegen die Mafia, die in Sizilien den Großteil aller wirtschaftlichen Aktivitäten kontrolliert. "Diese jungen Leute stehen für eine Generation Sizilianer, die sich nicht mehr bevormunden lässt und in die Offensive geht, statt sich der Herrschaft der Mafia zu beugen " schreibt Rita Borsellino, Politikerin und Schwester des von der Mafia ermordeten Ermittlungsrichters Paolo Borsellino in ihrem Blog. Borsellino, der vor 20 Jahren starb, hatte die Kontrolle der Wirtschaft durch die Mafia stets als das Grundübel beklagt. Das Handelsnetzwerk, das der Antischutzgeld-Verein seit acht Jahren erfolgreich aufbaut, hätte ihm große Freude gemacht. Inzwischen klebt das Pizzo-free-Siegel nämlich nicht nur an Geschäften in Palermo, sondern verbreitet sich in ganz Sizilien. Auch dank der Kauflust kritischer Konsumenten aus Deutschland.
Mittagszeit in Palermo. Die Geschäfte haben die Rollos heruntergelassen, sie öffnen erst wieder um 5 Uhr am Nachmittag. Auf der sonst so quirligen Via Roma sucht eine deutsche Familie nach einem Restaurant. Nicht irgendeines soll es sein, die Urlauber orientieren sich an einem Stadtplan, der Restaurants mit dem Antischutzgeld-Siegel "pizzo-free" aufführt.
Die Familie aus Frankfurt landet schließlich im Restaurant "Il mirto e la rosa" von Antonella Sgrillo . Gutes Essen in stilvollem Ambiente - die Wirtin hat Geschmack. Vor allem aber hat sie Mut. Antonella zahlt nicht nur kein Schutzgeld, sondern überzeugt auch immer mehr andere Restaurant- und Ladenbesitzer in Palermo, es ihr gleichzutun.
"Ich habe es schon immer abgelehnt, mich mit Ungerechtigkeit abzufinden. Als ich dieses Restaurant vor mehr als 20 Jahren eröffnet habe, war mein erster Gedanke der, der jedem Geschäftsmann hier kommt. Wenn jemand Schutzgeld verlangt, was mache ich dann, zahle ich? Nein. Ich hätte niemals bezahlt und das wissen die Mafiosi. Sie können einschätzen, wer bereit ist zu zahlen. Als dann der Verein Addiopizzo entstanden ist, war es für mich ganz natürlich, mitzumachen."
Seit es die Pizzo-free-Tourist-Map gibt, macht Antonella fast 30 Prozent ihres Umsatzes mit Besuchern aus dem Ausland. "Wir wollen mit unseren Urlaubsausgaben doch nicht die Mafia unterstützen", erklären die Frankfurter ihre Wahl. Sie logieren in einem Vier-Sterne-Hotel außerhalb von Palermo, das ebenfalls "pizzo-free" ist. Kontrolliert wird das von einem Komitee des Vereins Addiopizzo, "Tschüss Schutzgeld". Der Verein bekam weltweite Aufmerksamkeit, als er ganz Palermo mit dem Satz "Ein Volk, das Schutzgeld zahlt, hat keine Würde", plakatierte.
"Dieser Slogan war stark, und neben all dem Guten, was der Verein macht, hat er es auch geschafft, dem Wort Pizzo, Schutzgeld, den Schrecken zu nehmen. Bis vor fünf Jahren nahm das Wort Pizzo niemand in den Mund. Kein Geschäftsmann hatte den Mut, über das Thema Schutzgeld zu sprechen."
Das ist heute anders. Die idealistischen Studenten von damals haben Erfahrung gesammelt. Anfangs wurden sie wenig ernst genommen mit ihrer Idee, eine saubere Parallelwirtschaft aufzubauen, an der die Mafia nichts verdient. Heute haben sie Hunderte von Mitgliedern, die sich ihre Produkte und Dienstleistungen gegenseitig verkaufen. Pensionsbesitzer Andrea bezieht die Brötchen für den Frühstückstisch bei einem Pizzo-free-Bäcker. Die schmutzige Bettwäsche bringt er in die Wäscherei, die dem Verein vor Kurzem beigetreten ist.
"Wir wachsen von Jahr zu Jahr. Im Durchschnitt treten pro Jahr 25, 30 neue Mitglieder dem Verein bei. Das Problem ist: Für einige heißt das nur, gegen Schutzgeldforderungen gefeilt zu sein, dabei geht es unserem Verein um viel mehr. Wir wollen uns gegenseitig durch Handel unterstützt. Wenn ich etwas für meine Gäste brauche, kaufe ich es bei Nuccio, einem Vereinsmitglied. Und wenn er Verwandte zu Besuch hat, die in Palermo übernachten wollen, dann schickt er sie zu mir."
Das ist eine neue Stufe im Kampf gegen die Mafia, die in Sizilien den Großteil aller wirtschaftlichen Aktivitäten kontrolliert. "Diese jungen Leute stehen für eine Generation Sizilianer, die sich nicht mehr bevormunden lässt und in die Offensive geht, statt sich der Herrschaft der Mafia zu beugen " schreibt Rita Borsellino, Politikerin und Schwester des von der Mafia ermordeten Ermittlungsrichters Paolo Borsellino in ihrem Blog. Borsellino, der vor 20 Jahren starb, hatte die Kontrolle der Wirtschaft durch die Mafia stets als das Grundübel beklagt. Das Handelsnetzwerk, das der Antischutzgeld-Verein seit acht Jahren erfolgreich aufbaut, hätte ihm große Freude gemacht. Inzwischen klebt das Pizzo-free-Siegel nämlich nicht nur an Geschäften in Palermo, sondern verbreitet sich in ganz Sizilien. Auch dank der Kauflust kritischer Konsumenten aus Deutschland.