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Pläne für den Checkpoint Charlie
Initiative für Museum des Kalten Krieges

Ein Museum am Checkpoint Charlie - Diese Idee ist bereits 20 Jahre alt. Heute nun hat sich eine Initiative bekannter Personen des öffentlichen Lebens zu Wort gemeldet. Sie fordern, dass der einstige Brennpunkt der Weltgeschichte endlich ein Museum des Kalten Krieges erhalten müsse.

Von Claudia van Laak |
    Blick auf den ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie in Berlin
    Der Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße in Berlin: Der ehemalige Grenzübergang an der ehemaligen innerdeutschen Grenze der Berliner Mauer (imago stock&people)
    Viereinhalb Millionen Touristen passieren jährlich den Checkpoint Charlie. Sie suchen Authentisches und finden Nachgemachtes. Schauspieler in Grenzer-Uniformen, gefälschte Mauerstücke, eine mit Buden bebaute Stadtbrache. Der Checkpoint Charlie braucht endlich ein Museum, das die internationale Dimension der deutschen Teilung zeigt, sagt Rainer Klemke, Vereinsvorsitzender und Initiator des Zentrums Kalter Krieg.
    "Alle unsere Museen, die wir haben, und auch in anderen Ländern, sind mehr so Bauchnabel-Museen, die die eine Geschichte angucken. Aber dieser Ort der Konfrontation der Weltmächte am Checkpoint Charlie ist ja ein internationaler Ort und ist nur deshalb zu erklären, wenn man weiß, wie der Kalte Krieg funktionierte und die internationalen Konflikte waren."
    Die Idee für die Gründung eines solchen Museums ist bereits über 20 Jahre alt. Vor zehn Jahren hatten Prominente - unter anderen Timothy Garton Ash, Alfred Grosser und Aleksander Kwasniewski - einen entsprechenden Aufruf unterschrieben.
    Neuer Investor steht bereit
    Die Museumsidee konnte bis heute nicht Wirklichkeit werden, weil die Grundstücke direkt am Checkpoint Charlie nach dem Mauerfall zunächst privatisiert wurden und dann mehrfach den Eigentümer wechselten. Mehrere Immobilienfirmen gingen in die Insolvenz, die Grundschulden wuchsen.
    Doch nun steht ein neuer Investor bereit, ein erster architektonischer Ideenwettbewerb ist abgeschlossen. Die Initiative für das Museum des Kalten Krieges sieht endlich ihre Chance gekommen.
    Rainer Klemke: "Ich hab den Eindruck, dass diese ganzen prominenten Architekturbüros, die daran arbeiten, auch eine gute Lösung finden werden."
    Prominente Unterstützer
    Neben DDR-Bürgerrechtlern wie Marianne Birthler und Markus Meckel unterstützen auch der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger, der Direktor der Stiftung Berliner Mauer Axel Klausmeier und zwei ehemalige Regierende Bürgermeister Berlins das Konzept des Investors Trockland. Auch Eberhard Diepgen und Walter Momper warnen ganz im Sinne des Immobilienentwicklers: Der Senat und das Landesparlament müssten endlich über die Bebauung entscheiden:
    "Weil der Investor die Geduld verliert. Und er verliert nicht nur die Geduld, sondern die Unterstützung der Banken. Er braucht eine Bankenfinanzierung, dann werden übrigens auch die Kosten der Geldbeschaffung hoch werden, und es wäre bitter, wenn all die Verhandlungen, die ja gelaufen sind, all die Einigungen, wenn die alle wieder den Bach runtergingen."
    Als weiteren prominenten Unterstützer präsentierte die Initiative für ein Museum des Kalten Kriegs heute John Kornblum. Der Diplomat war nicht nur US-Botschafter in Berlin, er organisierte auch den Agentenaustausch zwischen Ost und West und fungierte als stellvertretender Kommandant des amerikanischen Sektors von Berlin.
    Nicht nur Erinnerungskultur
    Doch der prominente Zeitzeuge Kornblum präsentierte seine eigene historische Interpretation. Der 75-Jährige erklärte, der Checkpoint Charlie stünde gar nicht symbolisch für den Kalten Krieg.
    "Sondern ist ein Denkmal für die Solidarität der westlichen Staaten mit Deutschland. Die drei westlichen Alliierten haben tatsächlich gekämpft, nicht mit Waffen. Und ich habe persönlich sehr viel kämpfen müssen, um Checkpoint Charlie offen zu halten."
    Kornblums Anwesenheit auf dem Podium machte auch klar, dass es beim geplanten Museum am Checkpoint Charlie nicht nur um Erinnerungskultur geht, sondern auch um handfeste wirtschaftliche Interessen. Der frühere US-Botschafter erklärte gegenüber dem Deutschlandfunk, er sei gar nicht gekommen, um die Initiative für das Museum des Kalten Krieges zu unterstützen.
    "Ich setze mich gar nicht für ein Museumsprojekt ein, ich setze mich für den Wiederaufbau von Checkpoint Charlie ein. Das sind zwei verschiedene Dinge. Meine Aufgabe ist: Berater für Trockland."
    John Kornblum berät also den Investor Trockland, der die letzten Filetgrundstücke am Checkpoint Charlie bebauen will. Benutzt also der Immobilienentwickler Trockland die Initiative für das Museum des Kalten Krieges, um seine eigenen geschäftlichen Interessen durchzusetzen?
    Das letzte Kapitel zur Bebauung des Checkpoint Charlie ist jedenfalls noch lange nicht geschrieben. Ob das Berliner Abgeordnetenhaus den Deal absegnen wird, ist fraglich. Die mitregierenden Grünen haben schon Einspruch erhoben.