Die ersten drei Preise für die dreisteste Fälschung dürfen wieder einmal Chinesen mit nach Hause nehmen, auch wenn sie sich diese Trophäe sicher nicht persönlich abholen werden. Auf dem ersten Platz ist in diesem Jahr ein technisches Produkt gelandet, ein Schrägsitzventil, das etwa in der Textil- oder in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird. Auf Platz zwei folgt ein Spielzeugbagger, auf dem dritten Platz schließlich ein gusseiserner Bräter.
Die Bandbreite der betroffenen Branchen werde immer größer, sagt Christine Lacroix, Sprecherin der Aktion Plagiarius, die den Schmähpreis vergibt, und die Qualitätsunterschiede seien oft deutlich:
"Bei dem Bagger beispielsweise sind Teile manchmal etwas lose oder einfach instabil und können leicht abbrechen. Bei den gusseisernen Bräter ist es tatsächlich so, dass das Plagiat nicht aus Gusseisen ist, sondern aus billigem Aluminium. Das ist deutlich leichter, kostet auch nur ein Zehntel des Originalpreises und hat einfach andere Kocheigenschaften, die man jetzt nicht von einem Bräter erwartet."
31 Millionen Fälschungen 2017 sichergestellt
Der weltweite wirtschaftliche Schaden wird auf eine halbe Billion Dollar beziffert. Allein in Deutschland könnten durch Produktpiraterie bis zu 80.000 Arbeitsplätze verlorengegangen sein. 31 Millionen Produkte hat der Zoll im Jahr 2017 an den EU-Außengrenzen sichergestellt. Sie standen im Verdacht, geistige Eigentumsrechte zu verletzen. Doch was innerhalb Europas geschehe, das fließe in diese Statistik nicht ein, sagt Christine Lacroix:
"Nachweislich, das sind die Erfahrungen von Plagiarius, aber auch vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, kommen auch viele Plagiate aus Deutschland und aus Europa. Wenn es darum geht, nur das Design oder die eine technische Lösung mal eben abzukupfern und als eigene Leistung auszugeben, dann sind auch hier bei uns vor Ort die Skrupel nicht allzu hoch."
Deutschland auf Platz Zwei der Fälscherländer
So liegt im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus Deutschland mit 19 Prozent als Herkunftsland von Plagiaten auf Platz zwei hinter der Volksrepublik China. Italien folgt auf Platz drei: Das dürfe man nicht verharmlosen, mahnt Professor Arndt Sinn, Direktor des Zentrums für Europäische und internationale Strafrechtsstudien an der Universität Osnabrück, auch wenn die Schäden vielleicht nicht sofort sichtbar würden wie bei anderen Straftaten:
"Aber es handelt sich um gravierende Rechtsverletzungen, die enorme Gewinne generieren. Und diese Gewinne werden wieder reinvestiert dann in den legalen Wirtschaftskreislauf. Das nennt man dann Geldwäsche. Und darüber werden dann wieder neue kriminelle Machenschaften finanziert. Das wird natürlich langfristig auch unsere Gesellschaft unterminieren."
Online-Handel begünstigt Produktfälschungen
Da komme der Staat mit seinen Kontrollen kaum hinterher, meint der Strafrechtsprofessor: "Wir tun etwas, aber wir tun nicht genug. Und das ist deshalb vielfältig, weil ja dieses Tun beginnt mit Kontrolle. Und wenn wir uns anschauen: Der Versand illegaler Güter, eben auch von Produktfälschungen, nimmt ja über den Onlinebereich zu. Das heißt, wir haben viele kleine Paketsendungen, die an den Verbraucher gehen, der getäuscht wird oder der manchmal ja sogar bewusst kauft, weil er das Schnäppchen machen will oder irgendwas sparen will an der Stelle, und diese Sendungen werden teilweise ja gar nicht kontrolliert. 95 Prozent aller Sendungen bleiben unkontrolliert. Und da kommt natürlich dann diese ganze Produktpiraterie auf den Markt und kann sich natürlich auch verbreiten."