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Plagiate bei Doktorarbeiten verhindern

Chatzimarkakis, zu Guttenberg, Koch-Mehrin - die Doktorarbeit so mancher prominenter Politiker entpuppte sich als Plagiat. Wie das Abkupfern verhindern werden kann und die Qualität der wissenschaftlichen Arbeiten verbessert wird, darüber denkt man zurzeit im Bildungsausschuss nach.

Von Jürgen König |
    Wochenlang schien es deutschlandweit kein anderes Thema zu geben als die Dissertation des Karl Theodor zu Guttenberg; die öffentliche Erregung war enorm. Aber:

    "Der Fall zu Guttenberg: da lag die Bedeutung nicht in der Tat, sondern im Täter. Zur gleichen Zeit sind in Deutschland noch 20 Titel entzogen worden, über die kein Mensch gesprochen hat. Aber wenn ich das bei Chatzimarkakis mache, stehen die Zeitungen davon voll."

    Die Prominenz der Täter, meint der Wissenschaftsrechtler Wolfgang Löwer, möge nicht davon ablenken, dass das Thema ein altes ist: inzwischen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit wieder verschwunden – hinter den Kulissen des wissenschaftlichen wie des politischen Betriebs aber präsent. Zwei Fragen waren den Sachverständigen vorgelegt worden: Was ist - mit Blick auf die Promotionsverfahren - zur Qualitätssicherung und zum Schutz vor Plagiaten zu tun? Und: Welche Rahmenbedingungen im wissenschaftlichen Betrieb müssen verändert werden, um wissenschaftlichem Fehlverhalten vorzubeugen? Bei Differenzen im Detail war man sich im Grundsätzlichen einig: für das Ranking einer Hochschule etwa könne nicht allein, wie bisher, die Zahl abgeschlossener Promotionen als Qualitätsindikator gewertet werden – ohne Blick auf die Qualität der Arbeit. Formalisierte Aufnahmeprozeduren für Doktoranden, aus denen nachvollziehbare Gründe für die Annahme eines Promotionsvorhabens hervorgingen, seien bei den strukturierten Promotionsprogrammen die Regel, bei den Individualpromotionen aber die Ausnahme. Würden auch sie standardisierten Aufnahmeverfahren unterzogen, würde das, nach Auffassung von Stefan Hornbostel vom Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung, "vereinzelte dubiose Praktiken der Vergangenheit sehr erschweren".

    "Das Kernstück der Probleme liegt meines Erachtens im Betreuungsbereich. Es ist nicht ganz zufällig, dass viele von den Plagiatsvorwürfen externe Promotionen betrifft, in denen Betreuer eigentlich keine Gelegenheit haben, den wirklichen Arbeitsfortschritt zu beobachten und entsprechend in die Urteilsbildung miteinzubeziehen; das ist der Punkt, der, glaube ich, am wichtigsten ist, hier tut sich sehr viel im Rahmen der strukturierten Promotionsausbildung, und hier wird auch mit Modellen ganz erfolgreich experimentiert, etwa so Tandem- oder Teambetreuung, in dem sehr viel mehr Transparenz dadurch entsteht, dass mehrere Personen in den Betreuungsprozess eingebunden sind."

    Und Transparenz sei bitter nötig, denn nicht einmal bekannt sei, wie viele Promovierende es überhaupt gibt. Hier könne der Bund tätig werden, hier seien einheitliche landesrechtliche Regelungen zur Registrierung von Doktoranden hilfreich, verbunden mit entsprechenden Mitteilungen an die statistischen Landesämter: Mitteilungen zu eidesstattlichen Erklärungen über Eigenleistungen, Prüfungen, Promotionsvereinbarungen mit dem Betreuer sowie zur Veröffentlichung der Dissertation. Externe Gutachter könnten hilfreich aber kein Allheilmittel sein: der Kollegialitätsvorbehalt würde auch für externe Begutachtungen gelten. Die wesentlichen Anstrengungen, so die einhellige Meinung, müssten aus dem wissenschaftlichen Betrieb kommen. Der ständige wissenschaftliche Austausch sei wichtig, die Präsentation von Promotionsarbeiten vor einer kleinen Öffentlichkeit wie auf großen Tagungen bei ständiger Rezeption der Kritik anderer. Durch die Kontrollen innerhalb des wissenschaftlichen Apparats werden Plagiatsfälle nur selten aufgedeckt. Stefan Hornbostel:

    "Es sind nicht die Kontrollprozesse üblicherweise, die im Wissenschaftssystem etabliert sind. Es ist nicht das Peer-Review, was die Plagiate oder die gefälschten Daten aufdeckt. Sondern es sind regelmäßig entweder andere Wissenschaftler, die aus irgendwelchen Gründen mit diesem Material arbeiten, viel häufiger aber sind es Beteiligte am Prozess. Und das sind typischerweise Mitarbeiter, die stutzig werden, weil bestimmte Daten eigentlich gar nicht vorliegen können, Laborbücher unsauber geführt sind usw. Also da liegt das Problem, und da ist es so schwierig, weil diese Personen bewegen sich in einem hierarchischen System, und sie riskieren ihre gesamte berufliche Karriere."

    ... und entsprechend müssten diese Mitarbeiter in heiklen Situationen geschützt werden, bräuchten - neben den Ombudsgremien, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft eingesetzt hat – deutlich mehr Ansprechpartner. Dem wissenschaftlichen Betrieb steht – den heutigen Sachverständigen zufolge – ein gewaltiges Umdenken bevor.