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Plagiate enttarnen

Hausarbeiten-Plagiate sind in Zeiten des Internets für Universitäten ein wachsendes Problem. Heiß diskutiert wird an deutschen Hochschulen, ob Hausarbeiten bei sogenannten Plagiatsdiensten eingereicht werden sollen. Diese Programme versprechen, Plagiate zu enttarnen. Eine Berliner Professorin hat die populärsten dieser Plagiatsprogramme getestet. Das Ergebnis wird die Diskussionen um Sinn und Unsinn dieser Methode neu anheizen.

Von Philip Banse |
    Debora Weber-Wulff gilt als die Plagiat-Jägerin. Die Professorin für Medieninformatik hat 14 Programme und Internetdienste getestet, die versprechen, Plagiate zu erkennen: Durch Vergleich mit Quellen im Internet und mit Texten in eigenen Datenbanken. Das Ergebnis ist ernüchternd. Kein Programm bekam die Note "sehr gut", nur eins ist "gut", und das auch nur knapp - mit 40 von 60 möglichen Punkten:

    "Das ist das System Ephoris. Sie haben Platz eins damit bekommen, mit 40 Punkten. Aber sie haben uns danach noch eine neuere, verbesserte Version geschickt und das hat nur 36 Punkte bekommen, es ist also schlechter geworden."

    Die Tester hatten den Systemen 20 speziell für den Test verfasste Aufsätze vorgelegt: Die Texte waren aus diversen Internet-Quellen zusammen kopiert, schlicht aus anderen Sprachen ins Deutsche übersetzt oder nur leicht verfremdet. Sich bei der Suche nach Plagiaten auf diese Dienste zu verlassen, sei nicht ratsam, sagt Debora Weber-Wulff:

    "Meine These ist: Mit Software können wir nicht weiter kommen und das sehen wir leider auch wieder in dem Test. Münzwurf ist auch eine gute Art festzustellen, ob es ein Plagiat ist oder nicht - verglichen mit vielen dieser Programme, die nicht mal in der Lage waren, die Hälfte der Punkte zu bekommen."

    Die Plagiats-Expertin rät Dozenten: Wer aufgrund stilistischer Brüche und eigenartiger Formatierungen in eingereichten Arbeiten Verdacht schöpft, sollte eine schlichte Google-Suche starten: fünf zentrale Fachbegriffe aus dem fraglichen Aufsatz, vielleicht sogar mit Schreibfehlern - dann sei der Erfolg garantiert. Vor allem ein Ergebnis dürfte die Diskussion an vielen Hochschulen anheizen: Der populäre Dienst "Turnitin" kam nur auf Platz 8. Dieses Programm wird seit einem Jahr zum Beispiel vom Department Wirtschaft und Politik der Uni Hamburg eingesetzt.

    Nach Protesten akzeptierte das Dekanat freiwillige Plagiatstests. Seit kurzem lesen Studierende auf der Website jedoch wieder sinngemäß: Entweder sie reichen ihre Arbeiten bei "Turnitin" ein oder die Uni macht es. Die Software hat erhebliche technische Defizite: So überprüft Turnitin auf der Suche nach geklauten Absätzen nicht einmal Wikipedia. Das ist jedoch nicht das zentrale Problem, sagt Oliver Buck, Studierenden-Vertreter im Fakultätsrat. Eine standardmäßige Überprüfung aller Arbeiten stelle die Studierenden unter Generalverdacht, zerstöre das Vertrauensverhältnis. Wichtiger noch: Beim Plagiats-Test werden die studentischen Arbeiten auf die Server von Turnitin hochgeladen:

    "Und das auf den Server einer amerikanischen Firma, wo man überhaupt nicht weiß, was mit den Daten passiert. Und wie wir herausgefunden haben, bleiben die Daten dort auf unbestimmte Zeit gespeichert und dienen eigentlich als Datengrundlage für weitere Datenabgleiche, sind also Geschäftsgrundlage für diese Firma. Im Prinzip ist das eine Enteignung von geistigem Eigentum."

    Eine Plagiats-Überprüfung bei der die Arbeiten länger gespeichert werden, sei nur mit Einwilligung der Urheber, also der Studenten, möglich, sagt Plagiats-Expertin Weber-Wulff. Daher bietet das Department Wirtschaft und Politik skeptischen Studierenden an, die überprüften Arbeiten nicht auf deren Server von Turnitin speichern zu lassen. Plagiats-Expertin Weber-Wulff bezweifelt, dass dieses Versprechen zuverlässig zu erfüllen ist:

    "Turnitin hat seit 2004 tatsächlich die Möglichkeit, ein Häkchen zu setzen, das Paper solle nicht gespeichert werden. Die ist aber gut versteckt. Und wir mussten zwei Mal feststellen, dass wir das Häkchen nicht richtig setzen konnten und dann doch Aufsätze gespeichert wurden, obwohl wir bewusst darauf verzichten wollten, dass unsere Arbeiten da gespeichert werden."

    Die Angst, dass sich fremde Firmen brisante Forschungsarbeiten unter den Nagel reißen, hält Weber-Wulff für berechtigt:

    "Es gibt Fälle, die mir gemeldet werden, wo Studenten ein Paper einreichen und ein Professor meldet das Patent dazu an."

    Die Leitung der Abteilung Wirtschaft und Politik an der Uni Hamburg will bei Turnitin bleiben. Durch den Einsatz der Software seien die Plagiatsversuche stark zurückgegangen. Studierenden-Vertreter Buck bezweifelt das, bisher sei das Dekanat den Nachweis schuldig geblieben. Die Studierenden, so Oliver Buck, würden gegen den verpflichtenden Plagiats-Check Klage erheben.

    Ergebnisse des Test und vieles mehr zum Thema Plagiate auf der Seite "Fremde Federn Finden"