Archiv

Plagiatsaffäre
Hochschule entscheidet über von der Leyens Doktortitel

In der Plagiatsaffäre um die Doktorarbeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird heute eine Entscheidung fallen. Der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) will abschließend darüber beraten, ob von der Leyen der Doktortitel entzogen wird - für 18 Uhr wurde eine Pressekonferenz angekündigt.

09.03.2016
    Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU)
    Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) (dpa / picture-alliance / Michael Kappeler)
    Das teilte die MHH in Hannover mit. Die entscheidende Sitzung beginnt um 14:15 Uhr. Plagiatsjäger werfen von der Leyen schwere Regelverstöße in ihrer 1990 erschienenen medizinischen Doktorarbeit vor. Auf der Internetseite Vroniplag Wiki ist von Plagiatsfundstellen auf 27 von 62 Seiten der Dissertation die Rede. "Dies entspricht einem Anteil von 43,5 Prozent aller Seiten. Davon enthalten fünf Seiten 50 bis 75 Prozent und sechs Seiten mehr als 75 Prozent Plagiatstext", heißt es dort.
    Von der Leyen bat selbst um Überprüfung
    Von der Leyen streitet die Vorwürfe ab. Sie selbst bat ihre frühere Hochschule im August um eine Überprüfung der Arbeit. Ende September hatte die MHH mitgeteilt, dass sie die Überprüfung der Arbeit ausweite, nachdem die Ergebnisse einer von der Ministerin selbst angestoßenen Vorprüfung vorlagen.
    Von der Leyen hält sich zurzeit in den USA auf. Am Mittwochabend soll sie eine Rede an der Universität Stanford halten, wo sie in den 90er-Jahren als Gasthörerin Veranstaltungen besuchte.
    In der Vergangenheit sahen sich mehrere Politiker mit Plagiatsaffären konfrontiert. So trat zum Beispiel der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) 2011 kurz nach Entzug seines Doktortitels zurück, auch die ehemalige Bildungsministerin Annette Schavan verlor wegen der Textstellen ohne Quellenangabe ihren Titel und ihr Amt. In anderen Fällen wurden die Vorwürfe in Prüfungen durch die jeweiligen Hochschulen entkräftet - so beim heutigen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und bei Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).
    (nch/cvo)