Da geht es darum, zu regeln, wie Mensch und Wolf in Zukunft zusammenleben können, damit beide zufrieden sind. Und es geht um Forschung und um den Abbau von Ängsten und Vorurteilen. Zum Beispiel dem Vorurteil vom bösen Wolf aus dem Märchen, was sich ja erstaunlich gut hält, obwohl kaum jemand bei uns bis jetzt überhaupt einen wild lebenden Wolf auch nur gesehen hat. Seit 150 Jahren galt der Wolf als ausgerottet. Vor 15 Jahren kamen die ersten Wölfe aus Osteuropa zurück nach Deutschland, nun sind sie wieder da - aber im Regelfall nicht zu sehen.
Selbst der NABU-Wolfsexperte Markus Bathen, der in der Brandenburger Lausitz in unmittelbarer Nachbarschaft mit 20 Wolfsrudeln lebt, sieht eigentlich immer nur die Spuren und fast nie den Wolf selbst, weil der eben in der Regel sehr scheu ist. Dafür seien die Spuren aber umso interessanter
Wölfe sind sehr scheue Tiere
"Wenn ich so eine Spur eines Wolfes abgehe in einem Wolfsrevier, bekomme ich Informationen, wo hat er sich aufgehalten, was gehört zu seinem Revier, wo hat er markiert, hat er auf Beute reagiert. Weil auch die Beutespuren sehe ich ja, ich kann genetische Proben sammeln. Und dann nach der Aufschlüsselung sagen, das war wirklich der Wolf, der gehört zu dem Rudel. Und durch die Spuren hinterlässt der Wolf ständig Informationen darüber, was er macht und wie er lebt und das kann man auswerten."
Markus Bathen forscht zum Thema Wolf und will über das Wildtier Wolf aufklären. Seit zehn Jahren gibt es dafür das NABU-Projekt "Willkommen Wolf", in dem es auch darum geht, Vorbehalte und Ängste bei Pilzesammlern und Waldspaziergängern abzubauen. Und Anwohnern, Jägern und Landwirten klarzumachen, dass der Wolf auch Teil eines gesunden Ökosystems ist, sagt Markus Barthen:
"Und beim Wolf gibt es ja das Stichwort des Gesundheitspolizisten, er selektiert bei den Beutetieren, das heißt, er nimmt Kranke raus und nimmt damit auch Krankheiten raus. Und der andere Aspekt ist für mich tatsächlich auch ein gesellschaftliches, wenn man sagt: Ja, das ist ein ambivalentes Tier, Schafhalter muss man unterstützen, mit Jägern muss man diskutieren, aber man sagt einfach nicht pauschal, der frisst Fleisch, den wollen wir nicht."
Wolf beschert keine großen Verluste
Drei bis vier Kilogramm Fleisch frisst so ein Wolf pro Tag, das sind immerhin schon 1 1/2 Tonnen im Jahr. Jäger fürchten um ihre Rehe, Wildschweine und Hirsche und Schäfer zum Beispiel um ihre Schafe. Bei den Rehen gehe es aber nur um zwei Rehe im Jahr pro 100 Hektar Jagdgebiet, weil die Wölfe sich auf so einer großen Fläche verteilen. Und bei den Schafen sei alles eine Sache des Managements, sagt der NABU. Und wirklich: In Brandenburg, wo der Wolf schon lange wieder heimisch ist, hat Schäfer Frank Hahnel noch keine Verluste unter seinen Schafen gehabt. Er hat nämlich neben einem Schafszaun auch einen ganz speziellen Hund:
"Das ist kein Hütehund, das ist ein Herdenschutzhund. Der denkt, er ist ein Schaf. Und er ist nur dazu da, den Wolf abzuhalten. Weil der Wolf geht ja hinter Reh hinterher. So eine Schafherde wäre natürlich viel leichter zu kriegen, weil da sind ja viel mehr Tiere auf einem Haufen. Aber die ist geschützt durch diesen Elektrozaun. Und dieser Elektrozaun tut weh, wenn der Wolf mal kontrollieren kommt und dementsprechend kriegt der Wolf natürlich erst mal eine gewienert. Er würde aber auch locker und lässig über den Zaun rüberhopsen können, denn das sind nur 90 Zentimeter. Wenn dahinter ihn aber ein Hund anbellt, dann überlegt sich das zweimal."
Dennoch werden immer wieder mal Wölfe abgeschossen, meistens von Jägern. Das ist illegal und strafbar, weil der Wolf streng geschützt ist. Dabei ist die Population mit zirka 130 erwachsenen Tieren noch lange nicht selbst ständig überlebensfähig, sagt der NABU. Wenn die Population bei uns nicht mit den angrenzenden Populationen in Ost und Südosteuropa und im Alpenraum zusammen wachsen, dann gäbe es langfristig Inzuchterscheinungen und die Wölfe würden wieder verschwinden. Ein Hindernis für die Wölfe bei der Ausbreitung sind bei uns die vielen Autobahnen, sagt Markus Bathen:
"Man wird sehen, ob man an einigen Stellen für den Wolf vielleicht doch Querungshilfen braucht. Momentan zeichnet sich das ab, dass die auch so gut durch die Autobahnen durchkommen, dass sie anders als Fluchttiere durchaus mal über eine Brücke laufen oder unter der Autobahn durch. Momentan haben wir die Wölfe im norddeutschen Flachland wo es vergleichsweise wenig Autobahnen gibt. Wenn man in die westlichen und südlichen Bundesländer kommt, da ist die Verkehrsdichte anders. Da muss man gucken, wie sich das entwickelt."
Bundesweites Kompetenzzentrum Wolf
Um noch bessere Daten zu erheben, schlägt der NABU jetzt die Einrichtung eines bundesweiten Kompetenzzentrums Wolf vor, auch als Koordinierungsstelle für die individuellen Wolfsmanagementpläne der Länder. Die beinhalten zum Beispiel auch, dass und in welcher Höhe Landwirte entschädigt werden, wenn ein Wolf doch mal ihre Tiere tötet.
Der Wolf muss weiterhin unter strengem Schutz stehen, fordert der NABU. Außerdem dürfe er auf absehbare Zeit auch nicht regulär bejagt werden, und schon gar nicht gefüttert, weil er eben ein scheues Wildtier bleiben soll.