Ein Spielzeug-Gorilla aus Plastik, ein Gebissschutz für Boxer, übersät von Seepocken und ein Koffer voll mit Krebsen. Auf ihrer Reise durch die größten Müllteppiche der Erde sind Marcus Eriksen und seinen Mitseglern allerlei Kuriositäten begegnet. 35.000 Meilen sind die Forscher insgesamt durch die Weltmeere geschippert und haben dort mit ihren Netzen Proben des Plastikmülls gesammelt.
"Wir konnten bestätigen, dass sich in allen fünf subtropischen Meeresströmungswirbeln Plastik ansammelt. Was wir aber auch gesehen haben ist, dass vor allem die küstennahen Gebiete Plastik eintragen. Es sammelt sich an, zerfällt und gelangt als Mikroplastik in die großen Strömungswirbel. Interessant war auch, dass wir die kleinsten Plastikteilchen, die etwa so groß sind wie Salzkörner, nicht in den Mengen gefunden haben, wie wir erwartet haben. Das bedeutet, dass irgendwas da draußen passiert, dass sie verschwinden lässt."
Etwa 40 Prozent dieser kleinsten Plastikteile gehen auf ihrer Wanderung durch das Meer verloren. Eriksen vermutet, dass diese Partikel von Mikroorganismen besiedelt werden und zu Boden sinken. Außerdem fressen Fische und andere Meerestiere die Mini-Plastikteile.
"Mich beunruhigt, dass wir im Körper vieler Meeresorganismen Plastik finden. Kürzlich wurden in einer Studie 663 Arten aufgelistet, die nachweislich von Plastikmüll geschädigt werden. Und wir wissen auch, dass die Tiere Chemikalien aufnehmen, die an das Plastik gebunden sind."
Die Partikel setzen im Inneren des Körpers nicht nur Chemikalien frei, die aus dem Plastik austreten, wie zum Beispiel Weichmacher. Auf ihrer Wanderung durch das Salzwasser heften sich auch Schadstoffe an die Teilchen.
"Pestizide, Flammschutzmittel, Ölreste von Autos – diese Schadstoffe binden in hohen Konzentrationen an Plastik. Wenn Fische oder andere Meerestiere diese kleinen Plastikteile aufnehmen, lösen die Mageninhaltsstoffe diese Chemikalien heraus. Was wir nicht wissen ist, was mit diesen Schadstoffen passiert, wenn wir diese Organismen essen. Das wollen wir nun herausfinden."
Bei seiner Forschung setzt Eriksen auch auf die Mithilfe anderer Globetrotter. Er hat ein spezielles Probennetz entwickelt, mit dem jeder Segler dokumentieren kann, wie viel Plastik unter seinem Kiel treibt.
"Ich bekomme mindestens einmal die Woche Anrufe von Seglern, die sagen: Ich werde da und dahin segeln: Kann ich dabei Daten für eure Organisation sammeln? Jahrelang musste ich diesen Leuten sagen: Danke für deinen Enthusiasmus, aber es tut mir leid, dafür sind wir nicht ausgerüstet. Mit diesem neuen kleinen Trawler, den wir gebaut haben, kann endlich jeder Segler Daten sammeln und uns zuschicken. Sie helfen uns dabei zu dokumentieren, ob sich das Problem verschlimmert oder verbessert."
Erste Erfolge können Eriksen und seine Kollegen auch schon an Land verbuchen. Sie haben einige Kosmetikhersteller in den USA überzeugt, bis Ende 2015 keine Plastikpartikel mehr in ihren Duschpeelings und Cremes zu verwenden.