"Also wir stehen hier in Erftstadt und haben hier von Remondis eine der größten Sortieranlagen für Abfälle aus dem dualen System – also gelber Sack, gelbe Tonne - gebaut."
Michael Schneider vom Entsorgungsunternehmen Remondis läuft zu einem meterhohen Müllberg. Zwei Lastwagen karren gerade gebrauchte Joghurtbecher, Putzmittelflaschen und andere Verpackungen an:
"Genau, da wird gerade der Haushaltsmüll abgeladen."
Acht Unternehmen sind für gelbe Haushaltstonne zuständig
Und an dem fehlt es nicht. 2017 fielen in Deutschland laut Umweltbundesamt pro Einwohner gut 226 Kilogramm Verpackungsmüll an. Pro Tag und Einwohner entspräche das über 100 Joghurtbechern. Allerdings stammte nur die Hälfte aus privaten Haushalten, der Rest fiel bei Gewerbe, im Handel, der Industrie an.
Was mit dem Müll aus unserer gelben Haushaltstonne passiert, darüber bestimmen in Deutschland insgesamt acht Unternehmen, die sogenannten dualen Systeme. Sie bekommen Geld von Verpackungsherstellern und beauftragen dann Firmen wie Remondis, die den Müll sammeln, sortieren und als Rohstoff weiterverkaufen. Michael Schneider:
"Im Wesentlichen besteht dieser Abfallstrom aus verschiedenen Kunststoffen und Weißblechen, also die typischen Konservendosen, und Weißblech, was wiederum die Deckel der Joghurtbecher sind und so weiter."
Ein Drittel der Abfälle wird verbrannt
Knapp zwei Drittel davon müssen die Dualen Systeme nun "werkstofflich" verwerten, also: wieder für neue Produkte nutzen. Das restliche Drittel dagegen wird nach wie vor verbrannt, etwa in Zementwerken. Viel zu viel - kritisiert Henning Wilts, der beim Wuppertal Institut zu Stoffkreisläufen forscht:
"Da ersetzt das dann Öl, das wir zum Feuern bräuchten. Aber was einmal verbrannt ist, kann man halt nie wieder recyceln."
Und das, obwohl man Kunststoffe eigentlich fünf bis sechs Mal wiederverwenden könne, sagt Wilts. Dennoch werden in Deutschland bisher viele Kunststoffverpackungen aus dem gelben Sack schon nach einmaliger Nutzung verfeuert, bestätigt Schneider von Remondis. Unter anderem, weil sie zu aufwändig produziert werden:
"Wenn Sie beispielsweise Käse- oder Wurstverpackungen nehmen, die bestehen teils aus acht verschiedenen Kunststoffen. Das kriegt keine Sortieranlage der Welt auseinander."
Neue Verpackungen oft billiger
Dazu kommt ein weiteres Problem: Denn selbst wenn Firmen wie Remondis den Müll säuberlich sortieren, finden sie teils nur schwer Käufer dafür. Je nach Ölpreis sei es nämlich für Unternehmen billiger, neue Verpackungen zu nehmen als recycelte, sagt Schneider:
"Das heißt, der Umweltaspekt spielt oft noch keine so große Rolle in der Überlegung, woraus stelle ich denn meine neuen Verpackungen wieder her."
Das führt dazu, dass teils selbst wertvolle, sortenreine Müllballen ebenfalls verbrannt werden. Dass die dualen Systeme in nennenswertem Umfang Müll aus dem gelben Sack ins Ausland exportieren, glaubt Wissenschaftler Henning Wilts dagegen nicht:
"Die dualen Systeme selber sagen, dass höchstens zwei Prozent ihrer Abfälle nach Südostasien exportiert wurden. Und ich glaube, das ist auch noch weiter zurückgekommen, weil die Unternehmen sehen wie schlecht das in der Öffentlichkeit ankommt."
Klarere Vorgaben für Industrie nötig
Vielmehr geht Wilts davon aus, dass es sich bei dem deutschen Müll auf asiatischen Müllkippen meist um Abfälle aus der Industrie handelt – etwa um fehlerhafte Chargen von Herstellern. Das zeigt: Insgesamt wird schon mehr Müll aus der gelben Tonne recycelt als früher. Was nun noch fehle, seien klarere Vorgaben für die Industrie, sagt Wilts. Er nennt ein Beispiel:
"Im Gesetz steht schon drin, dass derjenige, der eine Verpackung auf den Markt bringt, die sich schlecht recyceln lässt, ein bisschen mehr dafür bezahlen soll. Und ich finde genau das ist die richtige Idee, nur leider steht im Gesetz nicht, wie viel er dafür jetzt mehr bezahlen muss."
Ähnlich sieht das Michael Schneider von Remondis, der seinen Rundgang durch die Sortieranlage inzwischen beendet hat:
"So jetzt sind wir wieder raus und stehen vor dem Lager für die sortierten Kunststoffe. Von hier aus gehen die gebündelten Kunststoffe dann per Lastwagen in die jeweilige weiterverarbeitende Industrie."
Damit das in Zukunft glatter läuft, fordert Schneider Quoten für Hersteller, die vorschreiben, wie viel recyceltes Material diese in Produkten einsetzen müssen. Seinem Unternehmen – das ist klar – würde das auf jeden Fall helfen.