Leuchtend rot und gut 40 Meter hoch - wie ein Gigant thront der Lummenfelsen am westlichen Felsrand von Helgoland über der schäumenden Gischt der Nordsee-Brandung. Zu Tausenden kleben Nester von Meeresvögeln auf schmalen Vorsprüngen: zierliche Dreizehenmöwen und albatrossähnliche Eissturmvögel, gänsegroße Basstölpel und vor allem schwarz-weiß gefiederte Trottellummen.
Diesem "Charaktervogel" von Helgoland verdankt der markante Fels seinen Namen. Im Hochsommer bieten die Jungvögel ein einzigartiges Naturschauspiel, den spektakulären Lummensprung: Dutzende junger Lummen stürzen sich wagemutig vom roten Fels in die schäumende Brandung. Zwei von ihnen haben es nicht geschafft - Nils Guse hat die beiden leblosen Gestalten auf einem Felsvorsprung entdeckt:
"Da haben sich jetzt innerhalb des Nestmaterials der Basstölpel, was hier eben überwiegend aus Netzresten besteht, zwei Trottellummen verfangen und sind da eben auch daran zugrunde gegangen. Von der Insel Helgoland ist bekannt, dass da die Basstölpel insbesondere den Müll zum Nestbau verwenden; und da insbesondere eben Reste von Nylonnetzen aus der Fischerei; und natürlicherweise würden Basstölpel überwiegend ihre Nester aus Seetang bauen; aber man kann eben sehen, dass wenn viel Netzreste verfügbar sind, dass eben dann auch da alternativ drauf zurückgegriffen wird."
Todesursache Plastikmüll
Und dann verhungern und verdursten die Vögel - verheddert im Geflecht der Nylongarne. Zu Dutzenden hängen die verwesenden Kadaver von Trottellummen und Basstölpel in der Steilwand, Wochen oder gar Monate lang - bis irgendwann ein kräftiger Windstoß ihre sterblichen Überreste in die Brandung plumpsen lässt.
Nils Guse arbeitet am Forschungs- und Technologiezentrum der Universität Kiel in Büsum, einem Seebadeort an der Nordseeküste von Schleswig-Holstein. Der Biologe dokumentiert seit Jahren das verhängnisvolle Sterben unzähliger Meeresbewohner. Todesursache: Plastikmüll im Meer. Seehunde bleiben in Getränkekästen stecken, Fische und Schweinswale verenden in Fischerei-Netzen aus Nylon, Seevögel strangulieren sich in den Plastik-Trägern von Bierdosen-Sixpacks und Meeresschildkröten verwechseln ihre eigentliche Nahrung mit transparenten Plastikfolien, die wie unsichtbare Gardinen im Meer umhertreiben.
"Die Meeresschildkröten ernähren sich eben zu einem großen Teil von Quallen, natürlicherweise. Und da sind natürlich solche transparenten Plastiktüten optisch einfach ähnlich; und darum sind diese Tiere wahrscheinlich anfällig dafür. Und man nimmt an, dass das für die Meeresschildkröten gerade auch ein sehr wichtiger Sterblichkeitsfaktor sein kann."
Gravierende Situation in Asien
Plastikmüll verseucht die Meere - ein Spiegelbild des Alltags. Kunststoffe bestimmen unser Leben: Plastiktüten in jedweder Form und Größe, Einwegflaschen und Schraubverschlüsse, Styropor und Polsterflocken, Fastfood-Boxen und vieles andere mehr. Weltweit wird dieser Unrat zu 80 Prozent über Flüsse und Strände in die Weltmeere gespült. Der Rest stammt aus Aktivitäten auf Hoher See - so vor allem, wenn Besatzungen den Schiffsmüll kurzerhand über Bord werfen. US-amerikanische Forscher haben 2015 eine Studie vorgelegt, wonach im Jahr 2010 bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane gelangt sein dürften, mehr als die Hälfte davon in den Pazifik. Gravierend sei vor allem die Situation in Asien. Die Volksrepublik China dürfte mit Abstand die größte Quelle von Plastikmüll sein, gefolgt von Indonesien, den Philippinen und Vietnam. Asien ist weit weg - aber doch so nah, sagt die Meeresbiologin Sandra Schöttner von Greenpeace in Hamburg:
"Müll und vor allem auch Plastikmüll, der leicht schwimmt, wird weltweit in unsere Ozeane eingetragen und auch weltweit durch die Meeresströmungen transportiert. Das heißt, wenn am anderen Ende dieser Welt ein Schiff Müll ins Meer entsorgt, kann der unter Umständen auch bei uns landen, an unseren Stränden oder eben auch in den Mägen unserer Eissturmvögel landen. Aber wir dürfen eines nicht übersehen: Also, es kommt nicht nur von Schiffen Müll ins Meer - unserer eigener Müll wird über Wind und Hochwasserereignisse ins Meer eingetragen. Also: Über Flüsse gelangt ein Großteil des Mülls und des Plastikmülls weltweit in unsere Ozeane."
Die 23 Küstenländer der Europäischen Union zusammengenommen finden sich im Ranking der größten Plastikmüll-Emittenten auf Platz 18 wieder. Nach Burma. Und vor Marokko. Die meisten Kunststoffe verrotten im Meerwasser nur sehr langsam, bei bestimmten Materialien dürfte es 400 bis 600 Jahre dauern. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Plastikmüll in den Ozeanen anhäuft - und das merken auch die Fischer.
Fischer sind Täter und Opfer zugleich
Strahlender Sonnenschein und stahlblauer Himmel begleiten Carsten Noormann hinaus zu den Nordseekrabben vor Norderney und Juist. Seine "Nordstrom 1" hat den ersten Fangstopp eingelegt. Munter schaukelt der Kutter mit grasgrünem Rumpf im Takt, den Wind und Wellen vorgeben. In der Ferne dringt schemenhaft die lang gezogene Dünenkette von Juist durch den Morgendunst. Carsten Noormann stammt aus einer alten Norddeicher Fischereifamilie und fährt seit mehr als zwanzig Jahren hinaus auf See. Jedes Mal, wenn er die Netze an Bord hievt, findet er darin nicht nur Krabben:
"Wir hatten mal ´ne Ankertaumine gefangen, eine Ankertaumine aus dem 2. Weltkrieg. Das war das, was nicht so schön war. Oder da haben wir mal ein Fahrrad aufgefischt, das war natürlich ein bisschen lustiger (lacht). Mal ein Kühlschrank, der ist mal aufgefischt worden. Aber meistens ist das Plastik."
Kanister, Planen und Flaschen aus Plastik, Einmalrasierer, Zahnbürsten und immer wieder auch Reste von Fischereinetzen und altes Tauwerk. Die Fischer sind also Täter und Opfer zugleich, obwohl kein Fischer froh ist, wenn er bei einem Sturm sein Fanggeschirr verliert und dann viele tausend Euro abschreiben kann. Carsten Noormann versichert, dass er stets den mitgefangenen Unrat nicht wieder über Bord gekippt, sondern mit in den Hafen gebracht hatte:
"Dann mussten wir die Kosten selber tragen und zur Mülldeponie (damit). Und das haben wir dann selber bezahlt, aus eigener Tasche; und haben das entsorgt. Wir haben auch viel zusammengearbeitet mit dem Hafenamt, wenn das größere Teile sind, die wir nicht mit nach Hause nehmen können, die hat das Hafenamt dann entsorgt; die machen ja heute auch mit, bei dem Projekt "Fishing for Litter". Die unterstützten uns da sehr; und das ist eigentlich ´ne gute Sache."
Schiffe können Müll kostenlos entsorgen
"Fishing for Litter" - das Fischen nach Müll - ist das Schlagwort für ein Projekt, an dem mittlerweile weit über hundert Hafenstädte an den Küsten von Nord- und Ostsee beteiligt sind. Belgier und Niederländer machten 2003 den Anfang, die Schotten zogen schnell nach. Und 2011 begann der Naturschutzbund - NABU - damit, auch deutsche Fischer an Bord zu holen. Projektleiter ist der Biologe Nils Möllmann:
"Wir geben den Fischern in den verschiedenen Häfen die Möglichkeit, ihren auf See gefischten Müll kostenlos zu entsorgen. Dieser Müll wird dann zentral gesammelt und von NABU-Mitarbeitern und von Partnern noch einmal händisch sortiert, begutachtet, analysiert auf die Zusammensetzung und auf die Art und Weise kann man dann Rückschlüsse ziehen auf potenzielle Quellen und dadurch mit der Zeit Lösungswege anbieten und Akteure ansprechen, die Verursacher dieser Verschmutzung sind. Es geht ganz klar um die politische Arbeit dahinter und um diese Entwicklung von Konzepten."
Inzwischen machen rund 150 deutsche Fischer mit, seit neuestem auch die Ostseefischer von Travemünde und Niendorf. Naturschützer und Fischer - nicht immer sind sie auf einer Linie. Vor allem dann nicht, wenn es um die Wahl der Fangmethode oder die Menge der gefangenen Fische geht. Doch beim Müllsammeln auf Hoher See, da klappt die Kooperation: "Genau, für die Fischer ist es keine Option mehr, diesen Müll über Bord zu schmeißen, wie es in der Vergangenheit vielleicht gehandhabt wurde; sondern viele treffen eben diese Entscheidung zugunsten der Umwelt. Fishing for Litter funktioniert nicht ohne die Fischer. Sie sind diejenigen, die ohne Zusatzaufwand an diesen Müll auf dem Meeresgrund wieder rankommen - ohne die geht das nicht."
70 Prozent sinkt zu Boden
Fachleute haben hochgerechnet, dass ein Großteil des Mülls im Meer - etwa 70 Prozent - zu Boden sinkt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Weitere 15 Prozent dürften unter Wasser umher treiben. Und in der Nordsee ist es zu 95 Prozent eben Plastik, zeigen die Ergebnisse des Fishing-for-litter-Projektes:
"Das hängt auf der einen Seite mit der Fischereimethode zusammen, dass an der Nordsee vor allem die Krabbenkutter fischen, die eine kleinere Netzmaschenweite nutzen und dann bleibt natürlich entsprechend auch kleinerer Müll hängen. In der Ostsee sind halt andere Fischereien beteiligt, die größere Netzmaschenweiten fahren; wobei das Material, das am Grunde der Ostsee liegt, offenbar auch anders ist; da ist einfach mehr Metallschrott dabei. Fischer berichteten in der Vergangenheit: Also, ein Motorblock, das kann schon mal sein."
Bei Müllvermeidung schwindet der Ehrgeiz
Wenn rund 85 Prozent des Mülls im Wasser treiben und auf den Grund sinken, bleibt noch was übrig – und zwar die Spitze des Eisberges: Weitere 15 Prozent Plastikmüll. Die Naturgewalten des Meeres spucken das Ganze irgendwann an unsere Strände. Das unbestechliche Gedächtnis der Gezeiten präsentiert die Rechnung unserer Konsumgewohnheiten bei jedem Strandspaziergang immer wieder aufs Neue: Zwischen angeschwemmten Algen, Muscheln und Schnecken lugen Plastikflaschen und Tütenfetzen hervor, Kunststoff-Verschlüsse, klobige Brocken aus Styropor und dergleichen mehr. Fünf Jahre lang wurde an ausgewählten Nordseestränden der angeschwemmte Müll untersucht. Auf zehn Metern Küstenlinie fanden sich im Schnitt mehr als 70 Müllteile, davon bestanden 75 Prozent aus Plastik und Styropor. An den Stränden der Ostsee liefern die Ergebnisse solcher "Spülsaum-Monitorings" ein ähnliches Bild, sagt die Meeresbiologin Sandra Schöttner von Greenpeace:
"Die Funde, die wir an Nord- und Ostsee hauptsächlich haben, sind Zigarettenstummel; das sind Luftballonschlangen zum Beispiel von Hochzeiten oder Geburtstagen, wo massenweise Luftballons in die Luft entlassen werden; das sind Verpackungen, das ist typisches Konsumplastik wie wir es kennen; das sind Flaschen und Container; und einigen Fällen auch Tüten, und oftmals die dünnwandigen. Also, die typischen Obst- und Gemüsebeutel, die wir so bekommen am Obststand oder eben auch im Supermarkt am Obst- und Gemüseregal - das sind Tüten, die oft nur einmal verwendet werden und die leider auch der Wind sehr, sehr leicht durch die Luft tragen kann und die auch im Meer landen; und die wir wiederum dann an unseren Stränden finden."
EU will Plastiktüten eindämmen
Im Land der gelben Säcke und grünen Punkte ist akribische Mülltrennung oberste Bürgerpflicht. Bei der Vermeidung jedoch schwindet der Ehrgeiz. Das zeigen auch die unzähligen Plastiktüten, die an Land wie im Wasser das Bild verschandeln. Die Europäische Union versucht mit ihrer Verpackungsrichtlinie, das Ganze einzudämmen. Bis zum Jahr 2025 soll europaweit der Konsum von Plastiktüten um 80 Prozent reduziert werden - das wären dann immer noch 40 Tüten pro Einwohner. Zum Vergleich: Im Vorjahr nutzte jeder Bundesbürger statistisch fast 80 Tüten - also das Doppelte der Zielvorgabe. Durch das Verbot einer kostenfreien Abgabe von Plastiktüten hofft die Bundesregierung auf einen Lenkungseffekt. Doch weil die Durchschnittspolitik der Gegenwart dadurch gekennzeichnet ist, gute gemeinte Ansätze durch Ausnahmen wieder aufzuweichen, bleibt die Kostenpflicht bestimmter Plastiktüten allenfalls ein Trippelschritt in die richtige Richtung:
"Diese dünnwändigen Beutel für Obst und Gemüse, die sind nicht betroffen, sondern eben konventionelle Einkaufstüten. Eine andere Kritik geht eben dahin, dass die Händler nicht alle in die Pflicht genommen werden; Lebensmitteleinzelhändler, die Märkte betreiben, die sind in die Pflicht genommen; aber Wochenmärkte beispielsweise nicht. Das ist ein Manko, da muss die Politik ´ran und nachbessern."
Die Politik ist gefragt
Nils Möllmann würde sich außerdem wünschen, dass zum Beispiel an den Imbissbuden Besteck und Becher aus Plastik endlich verschwänden - oder zumindest mit einem Pfand belegt würden. Auch dies wäre eine Barriere, die Müllflut über die Touristenstrände ins Meer einzudämmen. Doch das Beispiel der Getränkeverpackungen zeige, dass die Bundesregierung eine ganz andere Richtung beschreiten wolle:
"Wir haben die Situation, dass das Mehrweg- bzw. Pfandaufkommen unter 50 Prozent gesunken ist, die Mehrwegquote. Und als Folge davon schlussfolgert die Bundesregierung, die Mehrwegquote abzuschaffen. Das ist aus unserer Sicht ein politisches Armutszeugnis, denn es führt nicht dazu, dass wir die Vermüllung der Natur, die Vermüllung der Meere in den Griff bekommen können. Für uns als NABU gehören Mehrwegkonzepte, Pfandkonzepte ganz klar dazu."
Die Verbraucher und vor allem die Strandtouristen für einen sorgsamen Umgang mit Müll zu gewinnen, das ist für Nils Möllmann vom NABU sehr wichtig. Gleichwohl muss der Meeresbiologe einräumen: Von den rund 20.000 Tonnen Müll, die jedes Jahr in der Nordsee landen dürften, stammen 30 bis 40 Prozent aus der kommerziellen Schifffahrt und der Fischerei. Beobachtungen aus Flugzeugen in der südlichen Nordsee zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Mülldichte und den Hauptverkehrsstraßen der Seeschifffahrt:
"Wenn wir zum Beispiel Rücksprache halten mit Fischern im Rahmen des Fishing-for-Litter-Projekts, dann wird das in der Regel bestätigt, dass entlang der Schifffahrtsrouten deutlich mehr Müll zu finden ist. Von den Fundstücken wird das wiederum auch über das Spülsaum-Monitoring entlang der deutschen Nordseeküste bestätigt."
Die No-Special-Fee-Regel
Nun gibt es eine Entsorgungspflicht für die Kapitäne: Gemäß einer EU-Richtlinie müssen Schiffsbesatzungen 24 Stunden vor dem Einlaufen beim jeweiligen Ziel-Hafen unter anderem auch mitteilen, wie viel Schiffsmüll sie entsorgen wollen. Eine Hafenstudie im Auftrag des NABU zeigt: Die meisten deutschen Häfen haben inzwischen eine "No-Special-Fee"-Regel realisiert. Das bedeutet: Die Entsorgung des Schiffsmülls wird gleich ins obligatorische Hafengeld eingepreist. Jeder Kapitän oder Reeder muss also einen Sockelbetrag für die Müllentsorgung bezahlen, ob er nun seinen Schiffsmüll abgibt oder nicht. Eine Extra-Gebühr wird erst dann fällig, wenn eine bestimmte Müllmenge überschritten wird, die jeweils abhängig ist von der Größe des Schiffes. Vordergründig eine gute Sache. Das Problem ist aber, dass dieser No-Special-Fee-Ansatz einzig für Schiffsmüll gilt, nicht aber für Rückstände, die beim Löschen der Ladung in großen Mengen anfallen:
"Schiffsmüll ist all jener Müll, der im Schiffsbetrieb durch die Mannschaft verursacht wird. Also, da geht es um Verpackung von Nahrungsmitteln oder die Nahrungsmittel selbst, oder, oder, oder. Und Ladungsrückstände sind eben solche Abfälle, die zur Sicherung der Ladung zum Beispiel notwendig sind. Also, große Folien, um irgendwelche Gebinde noch einmal extra zusammenzufügen, Bandplastik mit dem nochmal gesichert wird, Bandstahl, Polsterflocken und, und, und."
Die Menge an Ladungsrückständen überwiegt den Schiffsmüll bei Weitem. Die Herausforderung ist also groß. Eine mögliche Lösung wäre, die Annahme von Ladungsrückständen ebenfalls von vornherein ins Hafengeld einzupreisen - und das vor allem europaweit:
"Und auf diese Reise muss sich die Politik eben auch begeben, das vorschreiben zu wollen und das international zu regulieren. Wir haben ein Fließband aus Schiffen aus Fernost nach Europa; und es hätte einfach eine gewisse Strahlkraft, wenn die Europäer sagen: Wir haben hier bestimmte Regeln, unter denen wir Schifffahrt durchführen wollen und dem könnte sich niemand entziehen."
Körbeweise Müll
Die "Nordstrom 1" schaukelt vor Norderney im Wellengang des auflaufenden Wassers. Die frisch gefangenen Krabben hat Carsten Noormann mit einem Sieb sortiert und das Fanggeschirr für den nächsten Stopp präpariert. Der unerwünschte Beifang quillt jetzt aus einem orangefarbenen Plastikkorb hervor: eine alte Plastikplane, ein abgerissenes Tau und Fetzen von Plastiktüten:
"Wir haben normalerweise immer so am Tag´nen Korb voll, das ist so unsere "Tagesration", mal mehr, mal weniger; mal brauchen wir zwei Tage dazu; 20 Kilo am Tag vielleicht, mal 10 Kilo. Wir haben auch schon mal größere Stücke - es kommt drauf an: Wenn jetzt viel Sturm gewesen ist, geht viel über Bord, haben wir ein bisschen mehr drin, das sieht man dann auch an den Stränden: Wenn jetzt heftiger Sturm gewesen ist, was da alles angespült worden ist; so ist das bei uns in den Netzen dann auch."
Fast 20 Tonnen Müll dürften die deutschen Fischer bislang aus den Tiefen von Nord- und Ostsee gezogen haben. Nur die Spitze des Müllberges, keine Frage. Doch Carsten Noormann hofft, dass vielen Menschen dadurch klar wird: Müll hat im Meer nichts zu suchen - weder vor Juist und Norderney, noch sonstwo in den Ozeanen.