FIFA-Prozess um Millionenzahlungen
Freispruch für Platini und Blatter

Die einst einflussreichsten Männer im Weltfußball, Ex-FIFA-Chef Sepp Blatter und EX-UEFA-Chef Michel Platini, sind vom Schweizer Bundesstrafgericht im Prozess um eine dubiose Millionenzahlung freigesprochen worden. Bei dem Fall ging es allerdings um mehr als nur um fragwürdige Zahlungen.

Von Daniela Müllenborn und Olivia Gerstenberger |
    Der ehemalige FIFA-Präsident Sepp Blatter ist umringt von Journalisten
    Die ehemaligen Spitzen von FIFA und UEFA, Sepp Blatter und Michel Platini, sind sind im Prozess um eine dubiose Millionenzahlung freigesprochen worden. (picture alliance/dpa/MAXPPP)
    Das Urteil in Bellinzona ist gesprochen, die Verfahren sind damit nach sieben Jahren beendet. Worum ging es dabei und was bedeutet das für die FIFA und die Schweizer Justiz?

    Was wurde Platini und Blatter vorgeworfen?

    Betrug, Urkundenfälschung, Veruntreuung und ungetreue Geschäftsbesorgung, beziehungsweise im Fall Platinis die Beihilfe dazu. Es ging um zwei Millionen Schweizer Franken, die der Weltfußballverband FIFA - abgesegnet vom damaligen Chef Blatter - an Platini überwiesen hatte.
    Das Gericht sah keinen Beweis für die Betrugsvorwürfe der Anklage, sondern folgte der Erklärung der Angeklagten: Blatter und Platini hatten gesagt, es habe sich bei den zwei Millionen um eine verspätete Honorarzahlung für bereits zurückliegende Beratertätigkeiten Platinis für die FIFA in den Jahren 1998 bis 2002 gehandelt. Dagegen wurde in den Medien damals spekuliert: Blatter habe sich mit der Zahlung Platinis Unterstützung bei der Wiederwahl zu einer weiteren Amtszeit sichern wollen. Im Gegenzug soll er - laut Spekulationen - versprochen haben, Platini als seinen Nachfolger aufzubauen.

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

    Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

    Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer jeweils eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten gefordert. Das Bundesgericht folgte dem nicht. Nun gab es einen Freispruch.

    Welche Rolle spielte FIFA-Präsident Infantino?

    Blatter und Platini haben die Betrugsvorwürfe stets zurückgewiesen. Der Verteidiger Platinis bezeichnete den Prozess als politisch motiviert und sprach von einem Komplott. Als die Schweizer Behörden das Verfahren vor sieben Jahren eröffneten, sei das wahre Ziel gewesen, Platinis Wahl zum FIFA-Chef und Blatter-Nachfolger zu verhindern, um die von Gianni Infantino - dem aktuellen FIFA-Präsidenten - zu ermöglichen.
    FIFA-Präsident Gianni Infantino auf einer Pressekonferenz vor der Auslosung der Gruppen für den Confederations Cup 2017.
    FIFA-Präsident Gianni Infantino profitierte von den Ermittlungen (dpa / Christian Charisius)
    Hintergrund: Im Zuge der Ermittlungen hatte die FIFA-Ethik-Kommission Blatter und Platini 2015 für mehrere Jahre gesperrt, was das Ende ihrer Funktionärs-Karrieren bedeutete. Platini hat nun angekündigt, zum juristischen Gegenschlag ausholen zu wollen: In diesem "schrecklichen Fall" gebe es Schuldige, die in dem Prozess nicht aufgetreten seien, so Platini. "Ich garantiere Ihnen, wir werden uns wiedersehen."

    Warum steht die Schweizer Justiz unter besonderer Beobachtung?

    Die Schweizer Justiz musste sich schon in der Vergangenheit viel Kritik im Umgang mit der FIFA anhören, auch in diesem Fall sorgte sie nicht für Transparenz und Aufklärung der Geschehnisse rund um den mächtigen Fußballverband. Es bleiben Gerüchte und Verdächtigungen und viele Fragen, zum Beispiel, wie das Gericht an die brisanten Informationen gekommen ist, die Blatter und Infantino letztlich die Karriere kostete.
    So wird von langjährigen kritischen FIFA-Beobachtern wieder einmal die Unabhängigkeit der Schweizer Justiz angezweifelt. Nie protokollierte Treffen zwischen der Bundesanwaltschaft und FIFA-Präsident Infantino sind bereits belegt, sie kosteten dem Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber den Job. Unter ihm liefen mehrere Verfahren rund um die FIFA. Worum es bei diesen Treffen ging, ist nicht bekannt. Kürzlich wurde bekannt, dass E-Mails von Laubers Konto großflächig gelöscht wurden.
    Klar ist: Der heutige FIFA-Präsident Gianni Infantino profitierte am Ende von den Vorwürfen gegen Platini, den damals favorisierten Kandidaten für das FIFA-Präsidentenamt. Infantino bestreitet die Vorwürfe und Spekulationen.

    Wie könnte es nach dem Freispruch weitergehen?

    Es wird damit gerechnet, dass Blatter und Platini Wiedergutmachung betreiben werden. Dazu gehören auch hohe Schadensersatzforderungen. Der Franzose soll mit allen Mitteln bereit sein, die Drahtzieher des Betrugs ans Licht zu bringen. Der Verdacht, Gianni Infantino oder enge Mitarbeiter von ihm hätten Blatter und Platini angeschwärzt, damit Infantino selbst FIFA-Boss werden konnte, hält sich bis heute hartnäckig. Gegen Infantino und den damaligen Schweizer Chefankläger Michael Lauber laufen bereits Strafermittlungen wegen verschiedener Geheimtreffen.
    In Frankreich hat Blatter Infantino bereits wegen Beeinflussung der Justiz verklagt. In der Schweiz läuft ein Verfahren gegen den damaligen FIFA-Chefermittler Olivier Thormann wegen Flaschaussage vor Gericht und wegen der Verletzung von Amtsgeheimnissen. In der näheren Zukunft werden also noch allerhand neue Akten und Informationen in der Causa auf den Tisch kommen.