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"Playmobil"-Geschäftsführerin fordert Handeln bei Frauenquote

Sie hält Quoten generell für "problematisch" - ist aber selbst Beispiel für erfolgreiche weibliche Führung. Man könne nicht 50 Prozent der Fachkräfte links liegen lassen, sagt Andrea Schauer - nun sei die Politik gefragt.

    Christoph Heinemann: Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer eröffnet heute Abend in Nürnberg die 62. Spielwarenmesse. Jetzt folgen ein paar Zahlen: Auf dem weltweit größten Branchentreffen werden bis zum 8. Februar mehr als 2.600 Aussteller aus 63 Ländern über 1 Million Produkte präsentieren. Etwa 70.000 davon sind Neuheiten. Woher kommt die Branche und wohin geht sie? – Die Spielzeugwerbung gibt Auskunft.
    Mit von der Partie in Nürnberg ist Andrea Schauer, die Geschäftsführerin von Geobra Brandstätter GmbH & Co. KG, in deutschen Kinderzimmern und nicht nur dort wesentlich besser bekannt unter dem Namen "Playmobil". Guten Morgen!

    Andrea Schauer: Guten Morgen, Herr Heinemann.

    Heinemann: Frau Schauer, was verstehen Sie unter gutem Spielzeug?

    Schauer: An allererster Stelle natürlich Qualität und Sicherheit, aber davon mag man eigentlich nur ausgehen. Darüber hinaus muss es Kindern Spaß machen, und zwar nicht nur für ganz kurze Zeit, sondern immer wieder Kinder anreizen, sich mit dem Spielzeug auseinanderzusetzen, und das tut es insbesondere, wenn es zum Beispiel die Fantasie der Kinder anregt, oder wenn es bestimmte Fertigkeiten der Kinder entwickelt, wenn die immer besser werden dabei. Und gutes Spielzeug erkennen die Eltern am besten daran, wenn Kinder damit gespielt haben, dann sind die Kinder hinterher nicht hibbelig, nicht nervig, sondern sie sind irgendwo im Reinen mit sich selbst, sie wirken ausgeglichen. Das ist dann schon immer ein gutes Signal, dass es passt.

    Heinemann: Wie entwickeln Sie bei "Playmobil" Spielzeug weiter, ohne dass die Kreativität, die Sie gerade beschrieben haben, einer verfeinerten Technik zum Opfer fallen würde?

    Schauer: Das ist natürlich schon die Gratwanderung, denn die Kinder von heute sind irgendwo nicht die Kinder von vor 20 Jahren. Die Welt um sie herum ist bunter geworden und ein Spielzeug, was in der Ecke sitzt, liegt und nicht angerührt wird, also den Kindern keinen Anreiz bietet, damit sie sich damit beschäftigen, ist nach unserer Interpretation ja kein gutes Spielzeug. Also müssen wir es schaffen, einen Anreiz auszusenden mit dem Spielzeug, aber gleichzeitig die Fantasie und die Vielfältigkeit nicht zu killen, sondern diese wirklich rauszukitzeln, und darum geht's.

    Heinemann: Wer überlegt sich das in Ihrem Unternehmen?

    Schauer: Wir sind ein großes Team von über 60 Leuten, die über unsere 100 Neuheiten im Jahr immer brüten. Wir nehmen uns noch extrem viel Zeit, nämlich bis zu drei Jahre von der ersten Idee einer ganz neuen "Playmobil"-Spielwelt bis zum Markteinführungstermin. Das ist ein Prozess, wo wir immer wieder hinterfragen anhand von ersten Zeichnungen, anhand von Modellen, sind wir auf dem richtigen Weg zu dieser Gratwanderung hin, nämlich Anreiz schaffen, Fantasie aber wirklich beleben.

    Heinemann: Frau Schauer, "Playmobil" brummt, sieben Prozent Wachstum, eine halbe Milliarde Euro Umsatz. Welches ist Ihr Erfolgsrezept?

    Schauer: Das ist nicht so ganz einfach, in einer kurzen Antwort zu fassen. Aber ich denke, sicherlich sind die Neuheiten ein ganz, ganz wichtiger Aspekt. Sprich: Die Spielwelt muss ja aktuell sein, sie muss den Kindern von heute, die Themen müssen den Kindern von heute was sagen. Das Wichtigste ist aber doch, dass es den Kindern gefällt und dass im Kopf der Kinder ein Kino, ein Film, eine Geschichte abgeht, dass sie sich was vorstellen können unter dem, was wir da uns überlegt haben, dass es ganz unkaputtbar ist, dass die Eltern vielleicht auch schon mit "Playmobil" gespielt haben und sich da wiederfinden. Das ist noch so ein ganz netter Nebeneffekt, auf den wir auch natürlich zurzeit ganz gut aufbauen können.

    Heinemann: "Informationen am Morgen" im Deutschlandfunk, ein Gespräch mit Andrea Schauer, der Geschäftsführerin von "Playmobil". – Frau Schauer, das Managermagazin beschrieb Sie einst als Herrin über Millionen kleiner Männer. Das klingt emanzipiert, aber es waren die "Playmobil"-Figuren gemeint. Sie sind verantwortlich, die Chefin von rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bei "Playmobil" ist die Nummer 1 eine Frau, was ja in Deutschlands Chefetagen immer noch selten ist. Warum schaffen es so wenige Frauen ganz nach oben?

    Schauer: Ja, gute Frage. Es fängt schon manchmal mit dem Studium an. Viele Frauen studieren in Bereichen, die dann später in der Wirtschaft nicht unbedingt so sehr abgefragt werden. Technik ist da immer so ein Stichwort, wo man relativ wenig Frauen vorfindet. Nichtsdestotrotz: 50 Prozent der Universitätsabgänger sind weiblich und nur heute drei Prozent kommen in den Top-Führungsetagen an. Irgend so was wie eine gläserne Decke ist da. Bei uns im Unternehmen existiert die Gott sei Dank nicht. Wir haben einen 77-jährigen, aber sehr modernen Unternehmer, ich kenne ihn seit fast 20 Jahren, und für ihn war von Anfang an klar, der oder die Beste bekommt den Job, und das hat dazu geführt, dass er meine Person recht früh in Erwägung gezogen hat, und irgendwann war ich bereit, in dieses Wasser zu springen. Die letzten zehn Jahre waren nicht gerade unerfolgreich für unser Unternehmen. Das heißt nicht, weil eine Frau da vorne ist, sondern weil wir insgesamt im Team, im Mix arbeiten, also Männer, Frauen, jung, alt. Zusammen kämpfen wir fürs bestmögliche "Playmobil". Insofern zeigt das eigentlich nur, wenn man diesen Schritt wagt, dann kann man durchaus auch gewinnen.

    Heinemann: Benötigt die deutsche Wirtschaft eine Frauenquote?

    Schauer: Also erst mal finde ich die Diskussion, die da momentan geführt wird, recht positiv, denn sie zeigt auf, dass Deutschland Handlungsbedarf hat. Was die Zukunft anbelangt: Wir werden Fachkräftemangel haben, und wenn wir da 50 Prozent der qualifizierten Kräfte einfach links liegen lassen, dann können wir uns das schlichtweg gar nicht leisten. Generell sehe ich eine Quote immer als was Problematisches. Ich bin für freies Unternehmertum und daher nicht dafür. Jetzt sieht man aber, dass man im Endeffekt schon fast zehn Jahre darüber diskutiert, mehr Frauen in Führungsverantwortung zu bekommen. Es hat sich nicht viel getan in dieser Zeit. Im selben Zeitraum hat Skandinavien eine ganz andere Entwicklung genommen, und das verleitet mich schon, da hinzuschielen und zu sagen, sind denn diese Wirtschaften falsch gelaufen, oder läuft es da gut. Ich denke, es geht gut und sie haben sich zur Quote bekannt. In welcher Form Quote, in welcher Form Frauen in mehr Verantwortung bringen, das möchte ich gerne der Politik überlassen, aber Handlungsbedarf ist da.

    Heinemann: Der Politik möchten Sie das überlassen, nicht der Wirtschaft?

    Schauer: Erst mal, denke ich, muss die Politik überlegen, wohin sie Deutschland bringen will, und dann muss man ausdiskutieren, was könnten da die richtigen Schritte dahin sein. Doch, das finde ich jetzt schon, dass da eine Signalwirkung da sein sollte.

    Heinemann: Wie unterscheiden sich Ihren Erfahrungen nach Chefinnen von Chefs?

    Schauer: Ich denke, zum einen ist natürlich das Beispiel meiner Person schon ein gewisses Signal an die Mannschaft, dass alles möglich ist, dass der beste, die beste den Job bekommt. Befördern in dem Sinne, dass wir sagen, wenn eine Frau Signale gibt, dass sie sich weiterentwickeln möchte, und wenn dann das Thema Frau, Kind und Spagat zwischen Beruf und Familie eine Diskussion wird, dann führen wir einfach individuelle Gespräche und sehen, wie wir uns bestmöglich arrangieren können. Das ist schon mal ein ganz, ganz wichtiges Signal an junge weibliche Führungskräfte, und das funktioniert eigentlich ganz gut. Wir haben einen ganz hohen Anteil an weiblichen Führungskräften. Bei 30 Prozent sind wir schon gut.

    Heinemann: Frau Schauer, die Frauenquote hat in Ihren Produkten noch nicht ganz den richtigen Niederschlag gefunden. Wenn ich richtig gezählt habe, gehören zur "Playmobil"-Ritterburg mehr männliche als weibliche Figuren.

    Schauer: Ja. Es ist in der Tat so, dass wir natürlich Themen haben, wo wir die Flagge den Jungs gegenüber hissen, und dann haben wir wiederum Themen, wo wir die Mädchenspitze ansprechen wollen, und wir haben Themen, die gehen an beide Geschlechter. Insofern Ritter ist klassisch etwas, was so die typischen Jungs begeistert, und die wollen einfach kämpfen, die wollen ihren Spaß im Messen haben, wie ich vorhin gesagt habe, und das wird bei der Ritterwelt eher in den Fokus gestellt. Wiederum ist ein Puppenhaus etwas, wo sie einen sehr schönen Mix wie im realen Leben einer Familie vorfinden, einen Papa, eine Mama, eine Oma, ein Mädel, einen Jungen und so weiter, und damit spricht man eben dann die Mädels eher an. Und dann gibt es die Zwischenwelten, das ist Bauernhof, das sind die ganzen Tierwelten, das sind im modernen Leben die Welten, und da ist beides vertreten.

    Heinemann: Andrea Schauer, die Geschäftsführerin von "Playmobil", genauer von Geobra Brandstätter GmbH & Co. KG, im fränkischen Zirndorf.

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