Playmobilfiguren gehören seit Jahrzehnten zur Kindheit dazu. Ob blaue, rote oder bunte Männchen, Ritter, Bauarbeiter oder Feuerwehrleute – der bayerische Spielwarenhersteller aus Zirndorf konnte und kann sich auf dem sprunghaften Markt mit Spielzeug behaupten, zuletzt mit einem Rekord-Umsatz von 596 Millionen Euro.
Dabei war die Produkteinführung der 7,5 Zentimeter großen Figuren 1974 eine Notlösung für das Unternehmen. Ein Onkel des jetzt im Alter von 81 Jahren verstorben Horst Brandstätter hatte nach dem Krieg in dem kleinen Ort in der Nähe von Nürnberg vor allem Telefone, Spardosen und Kaufladenartikel hergestellt. Ein kleines Familienunternehmen wie viele in der Region. 1958 gelang dem Unternehmen ein erster besonderer Erfolg mit der Produktion der bunten Hula-Hoop Reifen. Der Garant für den richtigen Hüftschwung. Doch der Hype flaute ab. Die Gelegenheit für den damals noch recht jungen Horst Brandstätter, ein Neffe des damaligen Firmeninhabers.
"Ich sah die Figuren und dachte, naja"
Mit 19 Jahren war der spätere Playmobil-Patriarch in die Firma eingestiegen und prägte seitdem das Erscheinungsbild des Konzerns in der ganzen Welt. Brandstätter hatte zunächst Formenbauer gelernt, übernahm aber schnell auch die Vermarktung und Entwicklung neuer Produkte. Weil mit Beginn der 70er-Jahre das alte Geschäft schleppend lief, musste ein neues Produkt her. Das lieferte sein Entwickler Hans Beck, der eigentliche Erfinder der beliebten Playmobilfiguren. In einem englischsprachigen Interview beschrieb Brandstätter vor einigen Jahren seine erste Reaktion auf die kleinen Figuren, die ihm der Erfinder Hans Beck 1971 präsentierte:
"Als ich die Figuren sah, konnte ich mir noch nicht den Erfolg vorstellen, den Playmobil später haben würde, weltweit. Ich sah die Figuren und dachte, naja. Mein Entwickler erklärte mir dann, diese Figuren könnten auch Dinge halten, sie könnten in Autos sitzen. Da verstand ich – das war eine gute Idee."
Dass diese Idee seiner Firma zum Durchbruch verhelfen würde, wurde Brandstätter wenig später klar. Trotz der Ölkrise Mitte der 1970er-Jahre produzierten die Zirndorfer die Minifiguren bald als Massenware. Verschiedene Funparks wurden eröffnet, auch im Ausland. Denn: Ein Großteil der Produkte wird zwar in Deutschland produziert, den größten Umsatz macht Playmobil aber zu drei Vierteln im Ausland. Die über 30 Spielthemen werden, nach Firmenangaben, in mehr als 100 Ländern weltweit vertrieben. Die Brandstätter-Gruppe mit Produktionsstätten in Deutschland, Malta, Spanien und Tschechien erreichte 2013 einen Gesamtumsatz von 612 Millionen Euro und beschäftigt weltweit mehr als 4.000 Mitarbeiter.
Im vergangenen Jahr im September feierte Brandstätter noch das 40-jährige Jubiläum seines Vorzeigeunternehmens. Doch dass auch bei Playmobil nicht alles rund läuft, wurde 2014 sichtbar: Im vergangenen Juli war die Firma in die Schlagzeilen geraten, weil die Geschäftsführerin vorzeitig ihr Ausscheiden bekannt gab, die Gründe, so mutmaßte die Gewerkschaft, lagen im Versuch der Firmenspitze, die IG Metall mit aller Macht aus dem Unternehmen heraus zu halten.
Nach seinem Tod werde das Unternehmen in eine Doppelstiftung übergehen, sagte Brandstätter einmal in einem Interview mit der Frankfurter Zeitung: eine gemeinnützige Stiftung und eine Unternehmensstiftung, in der die wichtigsten Mitarbeiter vertreten sind. Wie genau das Unternehmen weiter geführt werden soll, habe er aber nicht festgelegt.