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Pleitegeier
Welche Firmen 2014 keine Rolle mehr spielen

"20 Prozent auf alles." Auf diesen Werbespruch müssen wir im Jahr 2014 wohl verzichten. Die Baumarktkette Praktiker ist pleite. Es war die größte Firmeninsolvenz im vergangenen Jahr. Und es war nicht die einzige.

Von Brigitte Scholtes |
    Der Eindruck trügt. Wer nämlich glaubt, 2013 sei ein schlimmes Pleitejahr gewesen für die deutsche Wirtschaft, der liegt falsch. Auch wenn es einige bekannte Unternehmen getroffen hat: Insgesamt gab es weniger Insolvenzen als im Vorjahr, sagt Helmut Rödl, Aufsichtsratsvorsitzender der Wirtschaftsauskunftei Creditreform:
    "Wir haben in 2013 einen deutlichen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen. Das zeigen unsere letzten Analysen sehr deutlich. Das gilt vor allem für das zweite Halbjahr 2013, wo die Situation sich noch einmal stabilisiert hat. Das heißt also, im Zuge einer relativ guten Konjunkturentwicklung hat sich auch die Stabilität der Unternehmen verbessert."
    26300 Firmen gingen 2013 insgesamt pleite. Allerdings mussten einige aufgeben, die ständig präsent waren. Diesen Werbespruch etwa werden wir nicht mehr hören:
    "Jetzt: 20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung"
    Es waren wohl etwas zu viele Rabattaktionen, die die Baumarktkette Praktiker da in den letzten Jahren veranstaltet hatte, sagt Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser:
    "Die Konkurrenz ist übermächtig. Praktiker hat mit seinen Rabattaktionen eben übertrieben und keine Gewinne mehr erwirtschaftet, und somit wurden natürlich die Schulden immer größer. Und das führt letzten Endes in die Insolvenz."
    Es sollte die größte Pleite dieses Jahres werden. Etwa 7600 Mitarbeiter waren betroffen. Hoffnung gab es zunächst noch für die Praktiker-Tochter Max Bahr. Doch auch sie musste Ende Juli Insolvenz anmelden, die Kette mit ihren 3200 Mitarbeitern wurde zerschlagen. Inzwischen haben Konkurrenten wie Bauhaus oder Globus einige Märkte übernommen. Zweitgrößte Pleite des Jahres mit 6000 Beschäftigten war der Dienstleister Walter Services aus Ettlingen.
    Unter dem Preiskampf in der Unterhaltungselektronikbranche leidet der Fernsehhersteller Loewe seit Langem. Das Kronacher Unternehmen, das 760 Mitarbeiter beschäftigt, stellte am 1. Oktober Insolvenzantrag, will den Geschäftsbetrieb aber fortführen. Dem Sanierungsplan des Generalbevollmächtigten Alfred Hagebusch stimmten die Gläubiger im November zu, Hagebusch hatte ihnen sogar zwei potenzielle Investoren präsentiert:
    "Ich sehe die Verhandlungssituation natürlich dadurch gestärkt, aber letztendlich ist es entscheidend, dass wir mit einem auf der Basis des Konzeptes, das ja vorsieht, dass der Standort Kronach erhalten bleibt, das die Arbeitsplätze in der jetzigen Größenordnung erhalten bleiben, zu Ende führen."
    Das aber wird sich erst im Januar zeigen. Den meisten Verbrauchern bekannt ist auch der Strumpfhersteller Kunert, der im Mai Insolvenz anmelden musste. Die Grosso Holding hat das Unternehmen inzwischen übernommen, jeder zehnte der einst knapp 1200 Mitarbeiter musste jedoch gehen.
    Nicht zu vergessen die Energiebranche: So musste der Windkrafthersteller Windreich ebenso aufgeben wie die Solarstrom-AG oder das Hamburger Solarunternehmen Conergy, das 1100 Menschen beschäftigte. Conergy hatte sich offenbar zu stark auf die Öko-Subventionen verlassen. Das Eigenkapital war Mitte des Jahres aufgebraucht. Viele Firmenlenker haben jedoch inzwischen begriffen, dass ein ausreichendes Kapitalpolster die Grundvoraussetzung fürs Überleben ist, meint Helmut Rödl von Creditreform:
    "Das Eigenkapital hat in den letzten Jahren zugenommen, erstaunlicherweise eben in Folge der Finanzkrise, weil die Leute gemerkt haben, wir müssen etwas tun, um stabiler durch raues Wasser zu kommen. Das ist ihnen offensichtlich ganz gut gelungen. Wir haben jetzt Eigenkapitalquoten, von denen wir vor drei bis vier Jahren – vor allem im Mittelstand – geträumt hätten."
    285.000 Jobs sind durch die Insolvenzen des Jahres 2013 bedroht. 346.000 waren es im Vorjahr gewesen. Für manchen Mitarbeiter der Pleite-Unternehmen mag es aber noch Hoffnung geben, falls sich doch noch ein Investor findet.