Beim Berenberg Verlag in Berlin gibt es die Maxime, ein Buch soll um die hundert Seiten haben. Für Titel mit essayistischer Prosa ist das ein praktisches Maß, und solche Bücher prägen bisher das Gesicht des unabhängigen Kleinverlags. Berenberg hat ein klares Konzept und navigiert beweglich in der großen Welt der internationalen Literatur, und jetzt wendet er das auch auf eine kleine Lyrikreihe an. Die ersten beiden Titel liegen vor. "Ein Aquarium", das Debüt des US-Amerikaners Jeffrey Yang sowie "Für ein kommentiertes Wörterbuch" des Argentiniers Sergio Raimondi. Und es gibt schon weitere Pläne:
"Ja, habe ich. Ich habe schon Projekte, es gibt einen weiteren US-Amerikaner, den ich eines Tages machen will. Ich werde demnächst einen Vertrag über einen Lyrikband des Chilenen Nicaro Para unterschreiben und dann schauen wir weiter. Es wird wie auch der Verlag ganz vorsichtig sich weiterentwickeln."
Entsprechend der bewährten Maxime haben die ersten beiden Bände um die hundert Seiten. Sie sollen im Lauf der Zeit um weitere moderne Titel ergänzt werden, in lockerer Folge und so, wie sie dem Verleger oder seinen Übersetzern ins Auge fallen. Eine feste Orientierung bleibt auch für die Lyrik die ausgesprochen internationale Ausrichtung des Verlagsprogramms:
"Deswegen gefällt es mir ganz besonders, dass wir anfangen mit einem US-Amerikaner und einem Argentinier und dass es beides zweisprachige Ausgaben sind. Das ist auch immer unser Wunsch gewesen, das ist Beatrices Wunsch gewesen und auch mein Wunsch gewesen. Dass man auf jeden Fall das Glück haben kann, dass man - selbst wenn man die Sprache nicht spricht - sich die geschriebene Musik ansehen kann."
Beatrice, das ist Beatrice Faßbender, die das Buch von Jeffrey Yang in New York entdeckt und es auch übersetzt hat. Mit ihren Fragen hat sich der Dichter intensiv auseinandergesetzt, und er gibt zu, leichte Kost ist dieses Debüt nicht:
""Beatrice Faßbender hat das Buch übersetzt. Ich war überrascht, als sie angefangen hat und mir dann verschiedene Fragen geschickt hat. Aber sie hat für alles Lösungen gefunden. Und dieses erste Buch ist schwierig zu übersetzen, da klingen viele verschiedene Sprachen durch, manche der Stücke sind sehr knapp, manche sind sehr kompliziert konstruiert.""
Das Buch heißt "Ein Aquarium", und es geht tatsächlich um Fische und andere Tiere im Wasser. Sie werden zwar alphabetisch geordnet, aber damit ist die naturwissenschaftliche Anmutung fast schon erschöpft. Wesentlicher ist für diesen Dichter die Unerschöpflichkeit der Beziehungen zwischen Tier und Mensch, und zwar Menschen vieler Kulturen. Der Quastenflosser trifft hier auf Aborigines:
"Seit jeher gingen Aborigines auf / Quastenflosser-Jagd. Wissenschaftler / taten’s ihnen gleich und machten / den Quastenflosser weltbekannt, / wenn nicht –berühmt. Das ist die Natur / des Ruhms: Auch tief in einer Meeres- / höhle kannst du ihm nicht entkommen. Nach ihm / zu streben macht’s nur noch schlimmer: / Dein Name oder dein Leben: / Was ist teurer? / Dein Name ist dein Leben, nind owiawina. /
Ruhm ist hohl, wie das Rückgrat des Quastenflossers."
Nind owiawina – der Name der Ur-Australier für dieses Tier? Da fand sich die Übersetzerin nicht zum ersten Mal angeregt, genauer zu recherchieren. Hin und wieder eine Recherche kann auch dem Leser dieser Lyrik empfohlen werden, zumal es keinerlei Anmerkungen in dem Band gibt. Formal erscheinen die Gedichte zwar geschlossen, aber in reiner Innerlichkeit erschöpft sich diese Lyrik nicht. Im Gegenteil, subtile Wortgeschöpfe mit viel Referenz in der Außenwelt sind ein Hauptspaß in Yangs Aquarium. Der Dichter angelt im Chinesischen und Sanskrit, im Lateinischen und Griechischen und in ein paar europäischen sowie insularen Sprachen. Und so trägt Jeffrey Yang vor:
"The Chinese call orcas 'tiger / whales'; Pliny likened them to / warships; a Yuukara song of the Saru / Ainu goes, 'Killer whale, god of the ocean, / please bring more than one and a half / whales every year. Then, I’ll / be pleased to give my sweet daughter as a bride.' High on the Nazca Desert is the orca’s image."
Es geht weiter in der deutschen Übersetzung mit Beatrice Faßbender:
"''Chinesen nennen Orcas 'Tiger-/wale'; Plinius verglich sie mit / Kriegsschiffen; in einem Yuukara Lied der Saru / Ainu heißt es: 'Mörderwal, Gott des Meeres, / bitte bring mir mehr als eineinhalb / Wale jedes Jahr. Dann gebe ich / dir gern meine liebliche Tochter zur Braut.' / Das Orcabild hoch in der Nazca-Wüste.""
Was ist das? Einfache Naturlyrik sicher nicht. Es erinnert an die naturpoetische Tradition von Gary Snyder, auch an Eliot Weinbergers transkulturelle Poetik. Inhaltlich ist es absolut originell, auch wenn es schon andere poetische Bestiarien in der Literatur gibt. Was die kulturpoetische Haltung angeht, so erinnert dieses Aquarium besonders an eine aktuelle New Yorker Praxis von Global Writing, ein Schreiben jenseits kultureller Grenzen, das gerade die Gruppenbildung im nationalen Aquarium vermeidet. Yangs höchst poetisch klingende Tiefseearchäologie ist in Wahrheit ein neues Experiment mondialer, grenzüberschreitender Literaturbewegung:
"Es ist eines der wenigen Dinge, die wirklich unsere politischen Grenzen überschreiten, das ist die Umwelt, es ist ja offensichtlich, was geschieht. Ich bin sicher, dass es in den Vereinigten Staaten noch mehr von dem geben wird, was wir im Moment als Eco-Poetics oder Eco-Writing oder Eco-Criticism bezeichnen."
Eliot Weinberger, der ein erhellendes Vorwort beigetragen hat, fiel zu Jeffrey Yangs Debüt Folgendes ein: "Ein Seestern ist aufgegangen." Man könnte auch sagen, eine kleine New Yorker Poetenschule tut sich hier auf. Es ist sicher keine Schule für brave Musterschüler. Eher – in Anlehnung an eines der Gedichte - eine dynamisch verspielte Schule von poetischen Delfinen, die sowohl tief tauchen als auch hoch springen können.
Sergio Raimondi aus Argentinien kann sich dieser Tradition zwanglos anschließen. Raimondis bei Berenberg publizierte Gedichte sind ein Vorgeschmack auf ein größeres Werk mit dem schönen Titel "Für ein kommentiertes Wörterbuch". Das Berenberg-Bändchen ist wie bei Yang enzyklopädisch und sogar alphabetisch strukturiert und ackert ebenfalls im weiten Feld der Natur. Angelpunkt ist aber nicht wie bei den New Yorkern eine virtuelle Globalität, sondern Hand und Fuß, Kritik und Poetik der Arbeit. Ein Beispiel für Raimondis Dichtkunst:
"Ja sogar noch die Wendigkeit des Fischs im Wasser, also / die spitz zulaufende Flosse des Langschwanz-Seehechts, / mit der in ein-, zwei-, drei-, vierhundert Metern Tiefe im Schwarm / mit hundert anderen schwimmt, endet nun wieder in den / oberen Schichten des Südatlantiks oder – pazifiks – gepresst / gehärtet gefroren verpackt und erhält so eine industrielle / Produktionsform, ein Premiumparallelogramm aus / siebeneinhalb Kilo Hokfilet, standardisiertes und universales / Maß der Sprache und Maschinen … "
Raimondi schreibt elegant, und Timo Berger hat elegant übersetzt. Hier werden neben aktuellen ökologischen Fragen auch intellektuelle Traditionen aufgefrischt. Deutlich wird das schon in Gedichttiteln wie: "Internationale, Die" oder "Foucault, Michel" oder auch "Lukács, George". Diese Traditionen werden - wie Raimondi im Gedicht zu Foucault andeutet, auf seiner Seite des Planeten mit den Militärregimes im Hinterkopf gedacht. Bei uns wird zwar der normative Einfluss von George Lukács eher historisch bewertet, aber interessante Quintessenzen sind doch nicht zu verachten. Ein Auszug aus dem Lukács-Gedicht von Sergio Raimondi:
"Brennen da nicht Reifen an den Einfahrten zum Hafen? / Die Kadenz von Sophokles’ Versen mal abstrahieren. / Der Kadenz eine wesentliche Information entnehmen, / notwendig, um das Neue der Ereignisse zu fassen / - oder zumindest ihre unzeitgemäße und folgenlose Natur. / Dies ist nicht Ausdruck einer subjektiven Empfindung. / Dies ist der Rahmen für eine Reihe objektiver Forderungen, / die Fragmentierung unseres Alltagslebens zu bekämpfen."
Poesie und Poetik gegen die Fragmentierung des Alltagslebens, das wäre ein schönes Motto für diese kleine Lyrikreihe bei Berenberg. Optisch passen die Bändchen gut ins Erscheinungsbild der Berenberg-Bibliothek, die zweisprachigen Textausgaben garantieren kompetente Übersetzungen. Die ersten beiden Autoren der Reihe sind ein guter Griff: Jeffrey Yang gehört zur neuen, selbstbewussten US-amerikanischen Autorenschaft, die nicht mehr exklusiv am angelsächsischen Modell geschult ist. Und der Lateinamerikaner Sergio Raimondi bringt stilvoll, aber entschieden eine Tradition des politischen Gedichts wieder ins Spiel, die viel zu sehr ins Abseits geraten ist.
Jeffrey Yang: Ein Aquarium.
Gedichte Englisch/Deutsch. Übersetzt von Beatrice Faßbender. Berenberg 2012, 95 Seiten, 19 Euro
Sergio Raimondi: Für ein kommentiertes Wörterbuch.
Gedichte Spanisch/Deutsch. Übersetzt von Timo Berger. Berenberg 2012, 95 Seiten. 19 Euro
"Ja, habe ich. Ich habe schon Projekte, es gibt einen weiteren US-Amerikaner, den ich eines Tages machen will. Ich werde demnächst einen Vertrag über einen Lyrikband des Chilenen Nicaro Para unterschreiben und dann schauen wir weiter. Es wird wie auch der Verlag ganz vorsichtig sich weiterentwickeln."
Entsprechend der bewährten Maxime haben die ersten beiden Bände um die hundert Seiten. Sie sollen im Lauf der Zeit um weitere moderne Titel ergänzt werden, in lockerer Folge und so, wie sie dem Verleger oder seinen Übersetzern ins Auge fallen. Eine feste Orientierung bleibt auch für die Lyrik die ausgesprochen internationale Ausrichtung des Verlagsprogramms:
"Deswegen gefällt es mir ganz besonders, dass wir anfangen mit einem US-Amerikaner und einem Argentinier und dass es beides zweisprachige Ausgaben sind. Das ist auch immer unser Wunsch gewesen, das ist Beatrices Wunsch gewesen und auch mein Wunsch gewesen. Dass man auf jeden Fall das Glück haben kann, dass man - selbst wenn man die Sprache nicht spricht - sich die geschriebene Musik ansehen kann."
Beatrice, das ist Beatrice Faßbender, die das Buch von Jeffrey Yang in New York entdeckt und es auch übersetzt hat. Mit ihren Fragen hat sich der Dichter intensiv auseinandergesetzt, und er gibt zu, leichte Kost ist dieses Debüt nicht:
""Beatrice Faßbender hat das Buch übersetzt. Ich war überrascht, als sie angefangen hat und mir dann verschiedene Fragen geschickt hat. Aber sie hat für alles Lösungen gefunden. Und dieses erste Buch ist schwierig zu übersetzen, da klingen viele verschiedene Sprachen durch, manche der Stücke sind sehr knapp, manche sind sehr kompliziert konstruiert.""
Das Buch heißt "Ein Aquarium", und es geht tatsächlich um Fische und andere Tiere im Wasser. Sie werden zwar alphabetisch geordnet, aber damit ist die naturwissenschaftliche Anmutung fast schon erschöpft. Wesentlicher ist für diesen Dichter die Unerschöpflichkeit der Beziehungen zwischen Tier und Mensch, und zwar Menschen vieler Kulturen. Der Quastenflosser trifft hier auf Aborigines:
"Seit jeher gingen Aborigines auf / Quastenflosser-Jagd. Wissenschaftler / taten’s ihnen gleich und machten / den Quastenflosser weltbekannt, / wenn nicht –berühmt. Das ist die Natur / des Ruhms: Auch tief in einer Meeres- / höhle kannst du ihm nicht entkommen. Nach ihm / zu streben macht’s nur noch schlimmer: / Dein Name oder dein Leben: / Was ist teurer? / Dein Name ist dein Leben, nind owiawina. /
Ruhm ist hohl, wie das Rückgrat des Quastenflossers."
Nind owiawina – der Name der Ur-Australier für dieses Tier? Da fand sich die Übersetzerin nicht zum ersten Mal angeregt, genauer zu recherchieren. Hin und wieder eine Recherche kann auch dem Leser dieser Lyrik empfohlen werden, zumal es keinerlei Anmerkungen in dem Band gibt. Formal erscheinen die Gedichte zwar geschlossen, aber in reiner Innerlichkeit erschöpft sich diese Lyrik nicht. Im Gegenteil, subtile Wortgeschöpfe mit viel Referenz in der Außenwelt sind ein Hauptspaß in Yangs Aquarium. Der Dichter angelt im Chinesischen und Sanskrit, im Lateinischen und Griechischen und in ein paar europäischen sowie insularen Sprachen. Und so trägt Jeffrey Yang vor:
"The Chinese call orcas 'tiger / whales'; Pliny likened them to / warships; a Yuukara song of the Saru / Ainu goes, 'Killer whale, god of the ocean, / please bring more than one and a half / whales every year. Then, I’ll / be pleased to give my sweet daughter as a bride.' High on the Nazca Desert is the orca’s image."
Es geht weiter in der deutschen Übersetzung mit Beatrice Faßbender:
"''Chinesen nennen Orcas 'Tiger-/wale'; Plinius verglich sie mit / Kriegsschiffen; in einem Yuukara Lied der Saru / Ainu heißt es: 'Mörderwal, Gott des Meeres, / bitte bring mir mehr als eineinhalb / Wale jedes Jahr. Dann gebe ich / dir gern meine liebliche Tochter zur Braut.' / Das Orcabild hoch in der Nazca-Wüste.""
Was ist das? Einfache Naturlyrik sicher nicht. Es erinnert an die naturpoetische Tradition von Gary Snyder, auch an Eliot Weinbergers transkulturelle Poetik. Inhaltlich ist es absolut originell, auch wenn es schon andere poetische Bestiarien in der Literatur gibt. Was die kulturpoetische Haltung angeht, so erinnert dieses Aquarium besonders an eine aktuelle New Yorker Praxis von Global Writing, ein Schreiben jenseits kultureller Grenzen, das gerade die Gruppenbildung im nationalen Aquarium vermeidet. Yangs höchst poetisch klingende Tiefseearchäologie ist in Wahrheit ein neues Experiment mondialer, grenzüberschreitender Literaturbewegung:
"Es ist eines der wenigen Dinge, die wirklich unsere politischen Grenzen überschreiten, das ist die Umwelt, es ist ja offensichtlich, was geschieht. Ich bin sicher, dass es in den Vereinigten Staaten noch mehr von dem geben wird, was wir im Moment als Eco-Poetics oder Eco-Writing oder Eco-Criticism bezeichnen."
Eliot Weinberger, der ein erhellendes Vorwort beigetragen hat, fiel zu Jeffrey Yangs Debüt Folgendes ein: "Ein Seestern ist aufgegangen." Man könnte auch sagen, eine kleine New Yorker Poetenschule tut sich hier auf. Es ist sicher keine Schule für brave Musterschüler. Eher – in Anlehnung an eines der Gedichte - eine dynamisch verspielte Schule von poetischen Delfinen, die sowohl tief tauchen als auch hoch springen können.
Sergio Raimondi aus Argentinien kann sich dieser Tradition zwanglos anschließen. Raimondis bei Berenberg publizierte Gedichte sind ein Vorgeschmack auf ein größeres Werk mit dem schönen Titel "Für ein kommentiertes Wörterbuch". Das Berenberg-Bändchen ist wie bei Yang enzyklopädisch und sogar alphabetisch strukturiert und ackert ebenfalls im weiten Feld der Natur. Angelpunkt ist aber nicht wie bei den New Yorkern eine virtuelle Globalität, sondern Hand und Fuß, Kritik und Poetik der Arbeit. Ein Beispiel für Raimondis Dichtkunst:
"Ja sogar noch die Wendigkeit des Fischs im Wasser, also / die spitz zulaufende Flosse des Langschwanz-Seehechts, / mit der in ein-, zwei-, drei-, vierhundert Metern Tiefe im Schwarm / mit hundert anderen schwimmt, endet nun wieder in den / oberen Schichten des Südatlantiks oder – pazifiks – gepresst / gehärtet gefroren verpackt und erhält so eine industrielle / Produktionsform, ein Premiumparallelogramm aus / siebeneinhalb Kilo Hokfilet, standardisiertes und universales / Maß der Sprache und Maschinen … "
Raimondi schreibt elegant, und Timo Berger hat elegant übersetzt. Hier werden neben aktuellen ökologischen Fragen auch intellektuelle Traditionen aufgefrischt. Deutlich wird das schon in Gedichttiteln wie: "Internationale, Die" oder "Foucault, Michel" oder auch "Lukács, George". Diese Traditionen werden - wie Raimondi im Gedicht zu Foucault andeutet, auf seiner Seite des Planeten mit den Militärregimes im Hinterkopf gedacht. Bei uns wird zwar der normative Einfluss von George Lukács eher historisch bewertet, aber interessante Quintessenzen sind doch nicht zu verachten. Ein Auszug aus dem Lukács-Gedicht von Sergio Raimondi:
"Brennen da nicht Reifen an den Einfahrten zum Hafen? / Die Kadenz von Sophokles’ Versen mal abstrahieren. / Der Kadenz eine wesentliche Information entnehmen, / notwendig, um das Neue der Ereignisse zu fassen / - oder zumindest ihre unzeitgemäße und folgenlose Natur. / Dies ist nicht Ausdruck einer subjektiven Empfindung. / Dies ist der Rahmen für eine Reihe objektiver Forderungen, / die Fragmentierung unseres Alltagslebens zu bekämpfen."
Poesie und Poetik gegen die Fragmentierung des Alltagslebens, das wäre ein schönes Motto für diese kleine Lyrikreihe bei Berenberg. Optisch passen die Bändchen gut ins Erscheinungsbild der Berenberg-Bibliothek, die zweisprachigen Textausgaben garantieren kompetente Übersetzungen. Die ersten beiden Autoren der Reihe sind ein guter Griff: Jeffrey Yang gehört zur neuen, selbstbewussten US-amerikanischen Autorenschaft, die nicht mehr exklusiv am angelsächsischen Modell geschult ist. Und der Lateinamerikaner Sergio Raimondi bringt stilvoll, aber entschieden eine Tradition des politischen Gedichts wieder ins Spiel, die viel zu sehr ins Abseits geraten ist.
Jeffrey Yang: Ein Aquarium.
Gedichte Englisch/Deutsch. Übersetzt von Beatrice Faßbender. Berenberg 2012, 95 Seiten, 19 Euro
Sergio Raimondi: Für ein kommentiertes Wörterbuch.
Gedichte Spanisch/Deutsch. Übersetzt von Timo Berger. Berenberg 2012, 95 Seiten. 19 Euro