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Pokerspiel um den Blitz in Bochum

Das Bochumer Opel-Werk könnte zwei Jahre früher schließen als geplant. Nachdem die Belegschaft gegen den Sanierungsvertrag gestimmt hat, sollen dort ab 2014 keine Autos mehr gebaut werden. Der Betriebsratschef hegt aber weiter Hoffnungen. Er glaubt, dass das Management nur blufft.

Benjamin Hammer im Gespräch mit Andreas Kolbe |
    Andreas Kolbe: Der Kampf um das Opel-Werk in Bochum mutet längst an wie eine unendliche Geschichte. Und doch naht nun ein Ende, auch wenn es wohl kein Happy End sein wird. Die Belegschaft des Bochumer Opel-Werks hat mit großer Mehrheit Nein gesagt zum von Gewerkschaften und Management ausgehandelten Sanierungsvertrag. Damit dürfte das traditionsreiche Werk in Bochum noch zwei Jahre früher schließen als ursprünglich geplant.
    Benjamin Hammer aus der Deutschlandfunk-Wirtschaftsredaktion. Das klingt erst einmal wenig plausibel. Warum haben sich die Beschäftigten gegen den Vertrag und damit für eine frühere Schließung des Werks entschieden?

    Benjamin Hammer: Das Verhältnis der Bochumer Belegschaft zum Opel-Management ist extrem vergiftet. Die Mitarbeiter trauen der Geschäftsführung einfach nicht. Bei einem Ja zum Tarifvertrag hatte der Mutterkonzern General Motors ja eine Produktion bis 2016 vorgesehen und ein sogenanntes Komponentenwerk für mindestens 1200 Beschäftigte.

    Jetzt aber drohen harte Konsequenzen. Ab 2014 sollen in Bochum keine Autos mehr gebaut werden, zwei Jahre früher als vorgesehen. Und es gibt danach auch keine Teile-Produktion mehr. Kurzum: Der Opel-Blitz wird in Bochum kaum mehr zu sehen sein. Für einen Außenstehenden ist da relativ klar, für welche Variante man sich entscheidet – nämlich für den Tarifvertrag.

    Trotzdem haben sich gestern Dreiviertel der Mitarbeiter dagegen entschieden. Ich habe vor der Sendung mit Rainer Einenkel gesprochen, er ist Betriebsratschef in Bochum – und der verwies auf andere Opel-Fabriken, wo die Arbeiter auf das Angebot der Geschäftsführung eingegangen seien –in Antwerpen zum Beispiel- und das Management danach seine Versprechen gebrochen hätte. Aus Einenkels Sicht ist das heute ein guter Tag.

    "Wir lassen uns nicht einfach abwickeln. Wir wollen eine Zukunft haben. Es geht ja auch uns das Werk selber und die Menschen, aber auch um die Region. Wir haben relativ viele Rückmeldungen jetzt bekommen – überall her, die sagen: Glückwunsch! Und lasst uns jetzt auch gemeinsam an einer Zukunft arbeiten."

    Kolbe: Rainer Einenkel, der Betriebsratschef, er spricht hier von einer Zukunft – wie könnte die aussehen in Bochum?

    Hammer: Auf den ersten Blick sieht es düster aus. Das Opel-Management hat gestern Abend sehr schnell eine Pressemitteilung verschickt: Man bedaure die Entscheidung der Opel-Mitarbeitern. Und dann steht da schwarz auf weiß: Die Autoproduktion wird 2014 auslaufen, genauso wie der Verzicht auf Kündigungen. Und zu einem Komponentenwerk für 1200 Mitarbeiter kommt es jetzt auch nicht.
    Da fragt man sich, warum der Bochumer Betriebsrat so ruhig bleibt. Die Antwort lautet: Er glaubt, dass das Management nur blufft. Das Autowerk 2014 zu schließen und die Produktion des Zafira zu verlagern – das sei schlicht zu teuer, meint Einenkel. Opel werde also aus purem Eigeninteresse zurück an den Verhandlungstisch kommen.

    So viel zum Optimismus. Wer sich aber die aktuellen Verkaufszahlen anschaut, der wird eher pessimistisch. Die Verkäufe im Februar, die sind bei Opel um rund 15 Prozent eingebrochen im Vergleich zum Vorjahr. Der Hersteller ist ja fast nur in Europa aktiv und bekommt die Wirtschafts-Krise daher besonders heftig zu spüren. Opel baut einfach deutlich zu viele Autos, muss sparen und will: Fabriken schließen – also Bochum. Eines ist klar: Die Belegschaft spielt da gerade ein sehr gewagtes Pokerspiel.

    Kolbe: Wie geht es weiter nach dem Nein der Bochumer Opelaner zum Sanierungsvertrag? Informationen waren das von Benjamin Hammer. Vielen Dank!